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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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dem weiten Betonareal näherten sich die Ratten in dichtem Pulk, kauerten die Kriegerinnen geduckt auf ihren Reittieren. Undeutlich erkannte Bar Nergal wehendes goldfarbenes Haar, eine Gestalt in bunten Plastikfetzen. Charilan-Chi, hoch aufgerichtet in einem leichten Karren, der ihr als Kampfwagen diente! Die Königin der toten Stadt, die den Rest ihres Volkes in den Kampf führte und mit dem wehenden Haar und dem wilden, schönen Gesicht in Bar Nergals entsetzten Augen sekundenlang zu einer rächenden Göttin wurde.
    »Beliar!« kreischte er. »Beliar!«
    Der Priester in dem plumpen Fahrzeug hörte ihn nicht.
    Shamala feuerte mit zitternden Fingern das Lasergewehr ab, ließ den rotglühenden Feuerstrahl wandern, bis er die ersten Ratten erfaßte. Schrill quiekten die getroffenen Tiere und bäumten sich auf. Verkohlte Kadaver bedeckten das Betonfeld. Doch die verzweifelten, zu letzter Entschlossenheit aufgepeitschten Kriegerinnen ließen sich nicht aufhalten.
    Ein Steinhagel prasselte gegen Wand und Tor des Lagerhauses.
    Vielstimmiges Triumphgeheul stieg zum Himmel, als Shamala getroffen wurde und aufschreiend zu Boden fiel. Der Feuerstrahl erlosch. Mit einem geschmeidigen Satz sprang Charilan-Chi von ihrem Karren, und der Oberpriester sah den langen, blitzenden Dolch in ihrer Rechten.
    Sie kam auf ihn zu.
    Kam, um ihn zu töten! Um Rache zu nehmen für das, was er ihrem Volk angetan hatte! Die gelben Katzenaugen sprühten, das goldene Haar schien sie wie ein Banner zu umwehen. Bar Nergals Herz drohte auszusetzen, dann ließ ihn sein eigener, tief verwurzelter Instinkt des Überlebens begreifen, daß er nur noch eine einzige Chance hatte.
    Mit einem Sprung, einer verzweifelten Anstrengung seines dürren Greisenkörpers landete er neben Shamala und zerrte das Lasergewehr unter dem Bewußtlosen hervor.
    Steine flogen, doch die geduckte Gestalt in der zerfetzten Robe schien nicht zu spüren, daß sie an Schultern und Armen getroffen wurde. Charilan-Chi prallte zurück, die Lippen in jähem Entsetzen geöffnet. Ihre gelben Katzenaugen wurden weit. Im letzten Moment versuchte sie, sich zur Seite zu werfen, doch da leckte schon der Laserstrahl auf sie zu wie eine fauchende, tödliche Flammenzunge.
    Eine Sekunde lang spürte sie einen Schmerz, der ihr Innerstes ausglühte.
    Wie aus weiter Ferne hörte sie das Zischen der plumpen, fremdartigen Waffe, deren Erprobung so viel Blut gekostet hatte. Aber die Bitterkeit der Erkenntnis, daß die Katzenfrauen verloren waren und daß sie umsonst starb, drang nicht mehr in Charilan-Chis verlöschendes Bewußtsein.
    *
    »Fremdortung!«
    Die Stimme des Technikers klang mit unvermittelter Schärfe durch die Kanzel der »Urania«. Der wachhabende Offizier fuhr zusammen und schluckte erschrocken.
    »Fremdortung?« echote er ungläubig.
    »Ein Schiff in einem planetennahen Orbit hat uns mit seinen Instrumenten erfaßt. Sehen Sie selbst!«
    Der Wachhabende sprang auf.
    David Jorden, der junge Wissenschaftler vom Jupiter, blieb in der Tür stehen, die gerade vor ihm auseinanderglitt. Er war im Hauptschacht heraufgekommen - eigentlich nur, um sich vorschriftsmäßig von der nächtlichen Exkursion zurückzumelden, die er mit einer kleinen Gruppe unternommen hatte. Draußen in der Wüste sanken die Temperaturen während der Nachtstunden immer noch ab, doch es herrschte längst nicht mehr die eisige, kristallene Klarheit, die man eigentlich erwarten mußte. Wind strich über die endlosen Sandflächen. Ein trockener, pulsierender Wind, der die Luft mit statischer Elektrizität aufzuladen schien, die Haut unter unsichtbaren Staubkörnchen brennen ließ und auf seltsame Weise alle Sinne aufpeitschte.
    Im Schiff herrschte die übliche nächtliche Stille.
    Der wachhabende Offizier starrte auf die Instrumente, ließ die Hand sekundenlang über der Alarmtaste schweben und zog sie dann zögernd zurück. Der Außenschirm zeigte einen winzigen wandernden Punkt, der über den Himmel zog und nach wenigen Sekunden aus der optischen Ortung verschwand. Der Offizier zog die Unterlippe zwischen die Zähne.
    »Wer hatte die letzte Wache?« fragte er scharf.
    »Morolt, Sir.«
    »Ich will ihn sehen. Und benachrichtigen Sie Kommandant Farringer.«
    Der erschrockene, aus der Nachtruhe gerissene Mann mit dem Namen Morolt war der erste, der erschien.
    »Sie haben geschlafen«, fuhr der Wachhabende ihn an.
    »J - ja, Sir ...«
    »Ich meine, Sie haben während Ihrer Wache geschlafen. Gerade hat ein Schiff den Kontinent

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