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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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abwärts kletterten. Er folgte als letzter, schloß die Falltür über sich und schaltete die Batterielampe ein, die er bei sich hatte.
    Fahl geisterte der Widerschein über Betonwände, verstaubte und teils zusammengebrochene Regale, aufgereihte Container, deren Beschriftung aus unverständlichen Zahlen und Symbolen bestand. Die beiden Marsianer sahen sich nervös um, hätten das düstere Gewölbe am liebsten sofort wieder verlassen. Aber sie wußten, daß ihnen keine Wahl blieb. Sie wußten auch, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach finden würden, was sie brauchten, also machten sie sich widerwillig daran, den Lagerraum zu untersuchen.
    »Nichts«, erklärten sie wenig später.
    Charru wies schweigend auf den gewölbten Betongang, der weiterführte. Eine kürzere Wendeltreppe lag an seinem Ende, dann eine Stahltür, hinter der sich ein neues fast unversehrtes Gewölbe öffnete. Die Schritte der Männer hallten von der hohen Decke wider. Das Licht der Batterielampe reichte nicht, um den Raum völlig auszuleuchten. Schatten nisteten in den Winkeln, schienen im tanzenden Widerschein zu unheimlichem Leben zu erwachen, und die beiden Marsianer wurden immer nervöser.
    »Hier!« flüsterte der Ältere schließlich. »Elektronische Bauteile! Mikroprozessoren! Das ist zwar alles völlig veraltet, aber man kann damit arbeiten.«
    Hastig sortierte er aus, was er an Brauchbarem fand.
    Die anderen verpackten es schweigend in Lederbeutel. Ein paar rätselhafte Werkzeuge musterte Beryl von Schun sekundenlang mit gerunzelten Brauen, bevor er sie ebenfalls verstaute. Der Marsianer wischte sich mit zitternden Fingern den Schweiß von der Stirn. Er wollte etwas sagen und atmete wieder aus, da sich in Charrus Haltung plötzlich eine unsichtbare Stahlsaite spannte.
    Auf dem Absatz wirbelte er herum, als er das Scharren einer Tür hörte. Fackelschein zuckte. Die fauchenden, unartikulierten Laute der Katzenfrauen mischten sich mit dem Trippeln und Fiepen zahlloser Ratten. Zu viele, als daß ihr Auftauchen Zufall sein konnte! Die Kriegerinnen der toten Stadt mußten die Eindringlinge trotz aller Vorsicht bemerkt haben - aber es war nicht Bar Nergal, dem sie die Nachricht gebracht hatten.
    Charilan-Chi kam langsam näher, und im Gegenlicht der Fackeln umfloß die wilde Lockenmähne ihre Gestalt wie eine goldene Aureole.
    *
    John Coradi lehnte reglos an einem der großen, rundgewaschenen Kiesel und preßte die Fingerkuppen gegen seine schmerzenden Schläfen.
    Drei, vier Meter entfernt versuchte der Rest der »Solaris«-Besatzung, in einem der provisorischen Zelte Schlaf zu finden. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Die Nächte brachten wenig Abkühlung, und die Marsianer konnten sich nicht daran gewöhnen, auf dem Boden zu schlafen. Sie alle hofften, daß dieser Albtraum so schnell wie möglich enden würde.
    Hoffnung, in die sich von Tag zu Tag wachsende Furcht vor der Zukunft mischte.
    Nicht etwa Furcht vor den Barbaren: Coradi und seine Leute glaubten dem Versprechen, ihnen ein Beiboot mit Funk zurückzulassen. Sie würden Kadnos erreichen können oder ein marsianisches Schiff, falls welche in der Nähe waren. Sie würden auf dem schnellsten Wege abgeholt werden und zum Mars zurückkehren.
    Und dann?
    John Coradi verzog bitter die Lippen. Als Kommandant, der sich sein Schiff von einer Horde halbnackter Wilder hatte abnehmen lassen, würde er entweder vor Gericht oder in der Psychiatrie landen. Wahrscheinlich vor Gericht, weil er die Zusammenarbeit mit den Barbaren nicht verweigert hatte. Es gab keine Entschuldigung dafür. Jetzt, da die alle Bedenken hinwegfegende Angst vor dem Haß und der Rachsucht dieser vermeintlichen Wilden verebbt war, fand der Marsianer nicht einmal mehr selbst eine Entschuldigung für sich. Kein Besatzungsmitglied der »Solaris« würde von einer Anklage verschont bleiben. Zehn Jahre Deportation hieß das im besten Fall. Oder Lebenslänglich ...
    Deportation wohin? fragte sich Coradi beklommen.
    Die Mondbergwerke existierten nicht mehr, Lunaport war in Flammen aufgegangen. Aber irgendwo, das stand fest, würde eine neue Strafkolonie entstehen. Vielleicht auf einem der kalten Jupitermonde. Vielleicht in den endlosen Eiswüsten des Uranus, wo es schon immer Internierungslager für diejenigen gegeben hatte, die der Zwangsarbeit auf Luna körperlich nicht gewachsen waren.
    Coradi fuhr zusammen, als er eine leichte Bewegung neben sich spürte.
    Das Mädchen kam vom Fluß - ein schmaler, ungewisser Schatten. Zögernd

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