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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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geblieben. Der zweite Marsianer, Ivo Kerenski, verließ zögernd und mit sichtlichem Unbehagen das Fahrzeug. Er spürte die Spannung, die in der Luft knisterte. Raul Madsen, Maik Varesco und Gillon von Tareth ging es nicht anders.
    Charru informierte sie nur knapp über Jerome Crests vergeblichen Versuch, die Landefähre in die Hand zu bekommen und seine Gegner einfach auf dem Planeten zurückzulassen.
    Gillon warf dem Kommandanten einen vernichtenden Blick zu. Varesco betrachtete den kleinen, unauffälligen Sean Sander, als sehe er ihn zum erstenmal. Kerenski, der Techniker, benagte nachdenklich seine Unterlippe. Es gab keinen Zweifel daran, daß Jerome Crest innerhalb der Besatzung ziemlich allein stand.
    Er spürte es selbst. Wütend preßte er die Zähne zusammen.
    »Ich denke nicht daran, der Einladung irgendwelcher Wilder zu folgen«, stieß er hervor.
    »Sie sind keine Wilden«, sagte Charru ruhig. »Bei den Rhinos«, er benutzte automatisch das Wort, das ihm der Sprach-Decoder vermittelt hatte, »handelt es sich um eine ausgesprochen friedliche Rasse mit einer immerhin beachtlichen Technologie. Die anderen, die sogenannten Enzyklopen, sind in vielen Dingen so weit fortgeschritten, daß es Ihnen wie Zauberei erscheinen wird. Wir haben allen Grund, ihr Freundschaftsangebot zu akzeptieren. Sie möchten doch auch ins Sol-System zurückkehren, oder nicht?«
    »Dazu brauche ich nicht die Hilfe von ...«
    »Sie werden mitkommen«, beendete Charru die Debatte. »Und zwar aus dem einfachen Grund, weil wir nicht daran denken, eigens eine Bewachung für Sie zurückzulassen. Da Sie offenbar nicht begreifen, daß wir alle im gleichen Boot sitzen, müssen Sie eben die Konsequenzen tragen.«
    Crest knirschte mit den Zähnen, aber er wagte keinen weiteren Widerspruch.
    Ein Blick zeigte Charru, daß die Rhinos, die sie bis hierher begleitet hatten, lautlos in den Nebel zurückgewichen waren. Kein Wunder: Wenn sie Wut und Aggressivität spüren, sogar die verborgensten Gefühle in dieser Richtung wittern konnten, mußte ihnen ein Mann wie Jerome Crest ausgesprochen bedrohlich erscheinen. Charru versuchte mit Hilfe des Sprach-Decoders, sie zurückzurufen - vergeblich.
    Zu Fuß würde die Strecke, die durch das Tunnelsystem der Rhinos nur wenige Minuten gedauert hatte, sicher einen halben Tagesmarsch in Anspruch nehmen. Den Menschen blieb nichts übrig, als eins der Beiboote zu benutzen. Sie kannten die ungefähre Richtung, und Charru war sicher, daß er den Energieschirm über den fremden Raumschiffen wiederfinden würde, nachdem er jetzt wußte, wonach er Ausschau halten wußte.
    Es war einfacher, als er geglaubt hatte, weil der Schirm nicht nur die nebelverhangene Landschaft, sondern auch das anfliegende Boot reflektierte.
    Dane Farr suchte einen Landeplatz in der Nähe. Ein halbes Dutzend der kleinen grauhäutigen Wesen wartete - und verschwand zwischen Schirmpilzen und Farnen, kaum daß Jerome Crest und die verängstigten Marsianer das Fahrzeug verließen.
    Charru zuckte resignierend die Achseln.
    Wahrscheinlich gab es nichts, was den Kommandanten dazu bewegen konnte, seine kochende Wut zu zügeln. Die marsianischen Techniker waren viel zu festgelegt auf ihre gewohnten Denkbahnen, um eine völlig fremde Lebensform zu verstehen. Maik Varesco versuchte es zumindest, aber sein kantiges Gesicht verriet, daß es ihm nur sehr unzureichend gelang.
    Der erste Schritt durch den flimmernden Energievorhang verwandelte Crests Wut in dumpfe Furcht.
    Für ihn war alles Fremde grundsätzlich feindlich. Fremde Wesen, deren technische Ebenbürtigkeit, vielleicht sogar Überlegenheit, auf der Hand lag, hatten in seinen Augen die Dimension des Unheimlichen, Monströsen. Aus weiten Augen starrte er die Gestalten an, die ihre Schiffe verlassen hatten und sich hüpfend, fast tänzerisch auf dem federnden Boden bewegten.
    Auch diesmal zogen sich die anwesenden Rhinos blitzartig zurück.
    Die Fremden, die sich »Allwissende« nannten, sahen ihnen nach - überrascht, sofern sich das für die menschlichen Gäste überhaupt erkennen ließ. Charru benutzte den Sprach-Decoder, um die Situation zu erklären. Er tat es so sachlich wie möglich, aber er spürte Crests haßerfüllten Blick dabei wie eine Berührung. Falls die Enzyklopen über die entsprechend empfindlichen Duft-Detektoren verfügten, und das mußten sie, wie der Sprach-Decoder bewies, würden sie jetzt zweifellos begreifen, warum die friedlichen grauhäutigen Wesen die Flucht ergriffen

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