Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen
haben.
Jorden lächelte mechanisch den beiden Assistenten und dem Professor der Universität Kadnos zu, die ihn begleitet hatten.
Professor Girrild machte keinen Hehl daraus, daß er den jungen Wissenschaftler vom Jupiter außerordentlich schätzte und lieber auf dem Mars als auf der Venus gesehen hätte. Aber Jordens Versetzung an die Universität Indri war schon beschlossene Sache gewesen, bevor er sich an der Forschungsexpedition beteiligte, die auf der Erde die Auswirkungen der Kohlendioxyd-Anreicherung in der Atmosphäre untersuchen sollte. Jorden hatte die Expedition im Auftrag des Rates seines Heimatplaneten mitgemacht. Dort befaßte man sich schon lange mit den Möglichkeiten, die kalten Jupitermonde aufzuwärmen, und wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, eine solche künstlich herbeigeführte Klima-Veränderung in der Praxis zu studieren.
Aber dann war alles anders gekommen.
Ein marsianischer Offizier, dessen Aufklärer von Terranern gekapert worden war, hatte es geschafft, Lara Nord und ihr Kind zu entführen und sich bis zu dem Forschungsschiff durchzuschlagen. Das startete daraufhin sofort. Die Tochter des venusischen Generalgouverneurs in Sicherheit zu bringen, war wichtiger als alles andere. In Sicherheit, wiederholte Jorden in Gedanken. Sie hatte nicht gewollt, hatte sich verzweifelt dagegen gewehrt, wieder in ihr Leben als Bürgerin der Vereinigten Planeten zurückzukehren. Nicht freiwillig, hatte sie gesagt. Dann lieber ein Internierungslager! Aber er, Jorden, konnte sie davon überzeugen, daß ihr als Alternative ohnehin nur die Psychiatrie blieb - und daß sie als Wissenschaftlerin in Indri vielleicht die Möglichkeit habe, doch noch etwas zur Rettung der Erde zu unternehmen.
Sein Blick hing immer noch an der schlanken Gestalt, die jetzt vom Transportband in einen der Gleiter umstieg, die die Passagiere zu der wartenden »Kadnos III« hinausbrachte.
»Sie erinnern sich an Doktor Nord?« drang Professor Girrilds Stimme in sein Bewußtsein.
Natürlich: Girrild wußte nichts von der Beziehung zwischen Lana und David. Eine zwiespältige Beziehung, denn Jorden wußte genau, daß seine Gefühle nie erwidert werden würden. Der Professor wäre aus allen Wolken gefallen, hätte er auch nur geahnt, daß es der junge Wissenschaftler aus Jupiter City gewesen war, der die Flucht der verurteilten Merkur-Rebellen ermöglicht hatte.
»Ja, ich erinnere mich.« David lächelte gezwungen.
»Ein tragischer Fall zweifellos. Nun, es scheint so, als habe sich Doktor Nord recht gut erholt. Ich hoffe ...«
Der Professor unterbrach sich, da im gleichen Moment eine der Türen im Hintergrund der Halle auseinanderglitt. Die Gruppe, die den Raum verließ, zog sofort die Blicke auf sich. Conal Nord, Generalgouverneur der Venus, in Begleitung des Präsidenten und einiger Ratsmitglieder. Simon Jessardin reichte dem Venusier zum Abschied die Hand, und der Gouverneur wandte sich dem nächsten Transportband zu.
»Für mich wird es ebenfalls Zeit«, sagte Jorden. »Ich hoffe, wir sehen uns einmal wieder, Professor.«
»Das hoffe ich auch. Viel Erfolg einstweilen.«
Girrild lächelte höflich. David dachte daran, daß ihm der andere wohl kaum viel Erfolgt gewünscht hätte, wären ihm die Absichten des jungen Wissenschaftlers bekannt gewesen. Forschungen über Klimaveränderungen fielen durchaus in sein Fachgebiet als Ökologe und Bioniker. Niemand würde Anstoß daran nehmen, wenn er sich mit der Erarbeitung von theoretischen Möglichkeiten befaßte, die Auswirkungen der Kohlendioxyd-Anreicherung in der irdischen Atmosphäre rückgängig zu machen oder zumindest auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Offiziell würden alle diese Forschungen auf die praktische Nutzanwendung für die Jupiter-Monde zielen. David runzelte die Stirn, während er das Transportband verließ und einen der Gleiter bestieg. Er glaubte daran, daß er Erfolg haben würde. Theoretischen Erfolg ...
Und dann?
Gab es überhaupt eine Möglichkeit, die Erde zu retten? Die Behörden würden einem solchen Projekt niemals zustimmen, und ohne Zustimmung der Behörden, ohne großzügige Mittel und ungeheuren technischen Aufwand war ganz sicher nichts zu machen.
Aber David Jorden ahnte, daß zumindest Lara die Hoffnung nie aufgeben würde, und der Gedanke daran tat ihm weh.
*
Das zweite Beiboot ging auf dem freien Platz neben der Landefähre nieder.
Ken Jarel war mit einem der marsianischen Techniker als Wache an Bord der »Kadnos«
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