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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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weitgespannten Zeltdächern etwas eigentümlich Schwereloses. Von den tragenden Konstruktionen abgesehen, schien sich jeder Boden, jede Brücke, jede Plattform in ständiger leichter Schwingung zu befinden. Eine Schwingung, die für die elastischen Körper der Enzyklopen offenbar höchstes Wohlbefinden bedeutete - aber bestimmt nicht für die »glücklichen Diener«.
    Die bewegten sich, soweit sie überhaupt zu entdecken waren, auf der untersten Ebene, der eigentlichen Planetenoberfläche.
    Wesen, die sich auf den ersten Blick nur dadurch von den Enzyklopen unterschieden, daß sie kleiner waren und menschenähnliche Arme, Hände und Finger besaßen. Auf den zweiten Blick erwies sich, daß sie ihre Herrn und Meister lediglich imitierten - oder dazu gezwungen wurden. Weiße Kleidungsstücke verhüllten ihre unteren Extremitäten, ihre Köpfe verbargen sich unter Kunststoff-Masken, die der Physiognomie der Enzyklopen ähnelten. Wie die »glücklichen Diener« wirklich aussahen, ließ sich beim besten Willen nicht erahnen.
    Die Bilder wechselten.
    »Der Hort der schlummernden Weisen«, erläuterte die blecherne Stimme.
    Ein Trabant, der den Hauptplaneten umkreiste. Bei den »schlummernden Weisen« handelte es sich offenbar um die Nachkommen der Enzyklopen, die hier aufgezogen wurden. Aufgezogen in einem Zustand völliger Passivität, von Robotern betreut, mit Sonden an Geräte angeschlossen, die der Sprach-Decoder als Lernmaschinen bezeichnete. »Schlummernde Weise« die zu »Allwissenden« ausgebildet wurden, denen man ein festgelegtes Weltbild vermittelte, aber keinerlei Anreiz, über den eigenen Horizont hinauszublicken - und damit vermutlich den Keim jener Dekadenz, die in der Langeweile wurzelte.
    Die erwachsenen Enzyklopen hatten die perfekte Befriedigung aller Bedürfnisse durch Technik bis zu dem Punkt getrieben, an dem sie sich neue Bedürfnisse schufen, denen die Technik nicht mehr gewachsen war.
    Sie konnten alle zum Leben notwendigen Stoffe direkt der Atmosphäre entnehmen - aber sie reaktivierten längst überflüssige Organ-Rudimente, um Feinschmecker-Orgien zu feiern.
    Sie besaßen Produktionsanlagen für jeden nur möglichen Gebrauchsgegenstand - aber ihr Interesse richtete sich auf etwas, das sie »Nicht-Technik« nannten und das dem menschlichen Begriff der Kunst entsprach. Kunst, die von »glücklichen Dienern« produziert - und von den Enzyklopen augenscheinlich nicht einmal wirklich verstanden wurde, sondern auf ihre Computer-Gehirne wie eine berauschende Droge wirkte.
    Die Stimme aus dem Sprach-Decoder klang immer noch gleichbleibend monoton:
    »Der Hort der letzten Geheimnisse ...«
    Ein Planet, der von üppiger Vegetation bedeckt wurde.
    Die Enzyklopen hatten seiner unberührten Natur offenbar jahrhundertelang keinerlei Beachtung geschenkt. Jetzt barg diese Natur für sie besagte »letzte Geheimnisse«. Eßbare Pflanzen, jagdbare Tiere, eine Vielfalt von Beeren und Früchten dazu Metalle und Mineralien, die nicht zu technischen Geräten, sondern zu Schmuckstücken und Kunstwerken verarbeitet wurden. Hunderte von »glücklichen Dienern« lebten hier, sammelten, ernteten, schürften, schafften Nachschub heran für die kleinen Raumfähren, die emsig zwischen dem »Hort der letzten Geheimnisse« und dem Hauptplaneten hin- und herschwirrten.
    Eine Sklavenrasse ...
    Charru hatte es geahnt, jetzt wußte er es. Seine Finger krampften sich um die flache Scheibe des Sprach-Decoders.
    »Und warum, glaubt ihr, sollten diese Diener glücklich sein?« fragte er rauh.
    »Weil sie der Weisheit der Allwissenden teilhaftig werden. Weil wir ihnen geben, was sie zum Leben brauchen, und ihre Arbeit mit dem Elixier der paradiesischen Träume belohnen!«
    »Drogen?«
    Diesmal dauerte es ein paar Sekunden, bis der Decoder die Frage umgesetzt hatte.
    »Nicht das, was ihr darunter versteht«, kam die Antwort. »Das Elixier der paradiesischen Träume schadet weder Körper noch Geist. Es macht glücklich.«
    Charru preßte die Lippen zusammen.
    »Was habt ihr mit den Rhinos vor?« fragte er direkt.
    »Leider sind unsere glücklichen Diener eine sehr kurzlebige Rasse«, meinte die Decoder-Stimme. »Die Rhinos werden den Vorzug genießen, ihre Nachfolger zu werden. Wir sind hier, um ihre Fähigkeiten zu prüfen, und wir sind hoch zufrieden. Aber dennoch gibt es Dinge, die sie nicht leisten können. Ihr dagegen ...«
    »Wir sind keine Sklaven.«
    Charru war aufgestanden, starrte die Wesen an, deren elastische Körper sich in

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