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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Fähigkeit, Stimmungen und Gefühle wahrzunehmen. Und Aggressivität, Gewalt und Heimtücke waren ihnen im Laufe ihrer Entwicklung zu fremd geworden, als daß sie sich ein Täuschungsmanöver wie das der Enzyklopen mit ihren künstlichen Pheromonen hätten vorstellen können.
    Der Anführer der Grauhäutigen hörte höflich bis zum Ende zu.
    »Ihr irrt«, sagte er dann. »Auch die Enzyklopen sind Freunde unseres Volkes. Sie sind gut. Niemand kann zugleich gut und böse sein.«
    »Sie können es. Versteht ihr nicht, saß sie euch täuschen, daß sie ...«
    »In diesen Dingen kann man einander nicht täuschen.«
    »Und wenn wir es euch beweisen? Wenn wir sie dazu bringen, euch zu zeigen, was sie wirklich fühlen? Zum Beispiel bei dem Festmahl, das sie veranstalten wollen?«
    Lange blieb es still. Charru glaubte zu spüren, wie das fremde Wesen etwas zu begreifen versuchte, daß außerhalb seiner Vorstellungswelt lag.
    »Wenn ihr es uns beweist, müßten wir es glauben«, sagte der Rhino schließlich. »Aber was würde es ändern?«
    »Wollt ihr euch freiwillig versklaven lassen?«
    »Wir dienen gern. Nur unsere Heimat wollen wir nicht verlassen, nicht unter den Strahlen einer Sonne leben, die uns Schmerzen bereiten und unsere Körper ausdörren würde. Doch was können wir tun - außer auf unsere Gäste zu vertrauen, die uns Glück versprechen?«
    »Sie sind Feinde, nicht Gäste.« Charru zögerte und biß sich auf die Lippen. »Habt ihr wirklich keine Waffen?«
    »Waffen ...«, kam das nachdenkliche Echo aus dem Sprach-Decoder.
    »Waffen aus der Vergangenheit vielleicht. Oder hat euer Volk immer in Frieden gelebt, selbst am Beginn seiner Geschichte?«
    »Nicht immer ... Vor langer, langer Zeit wurde unsere Welt erobert von Wesen, die nur töten und vernichten wollten. Die Ahnen vertrieben sie, die Uralten. Der Meister der Lehre muß mehr darüber wissen. Kommt mit!«
    Rasch wandte sich der Rhino ab.
    Diesmal war der Weg nicht weit, konnte zu Fuß zurückgelegt werden, wenn auch in völliger Finsternis. Die Rhinos kannten jetzt die Schwächen ihrer Gäste und führten sie. In der Halle, die das Ziel war, sickerte ein wenig Licht durch die Öffnungen in der Decke. Öffnungen, von denen die Menschen inzwischen wußten, daß sie durchaus nicht der Beleuchtung dienten, sondern dem Zweck, Gerüche von der Planetenoberfläche eindringen zu lassen.
    Charru ahnte, wo sie sich befanden: in der Bibliothek, von der sie zwar gehört, die sie sich aber nicht hatten vorstellen können.
    Viel war auch jetzt nicht zu erkennen: Nur geflochtene Zwischenwände, an denen zahllose kugelförmige Gebilde hingen, und eine Reihe von Kabinen, die wahrscheinlich dazu dienten, die »lesenden« Rhinos von den Düften der Außenwelt abzuschirmen. Ein paar stumme Signale riefen eins der grauhäutigen Wesen auf den Plan: den »Meister der Lehre«. Zwischen ihm und dem Führer der Clans entspann sich eine kurze, schnelle Zwiesprache, die der Decoder nicht wiederzugeben vermochte, weil die Rhinos nicht nur ihre eigenen Signale, sondern auch ihre eigenen, in der menschlichen Sprache nicht existierenden Begriffe benutzten.
    Eine Viertelstunde später hatten Charru, Camelo, Dane Farr und Mark Gelegenheit, sich eins der »Bücher« genauer anzusehen.
    Es mußte uralt sein - das bewies der Staub, das bewies die lange Zeit, die der »Meister der Lehre« brauchte, um es zu finden. Sorgfältig, fast ehrfürchtig säuberte er die Kugel. Im nächsten Moment entstand eine Öffnung, und im Innern des Gebildes begann sich etwas wie eine Tonbandspule zu drehen.
    Langsam zuerst, dann schneller, wieder langsam - nicht anders, als lasse ein Mensch auf der Suche nach einer bestimmten Information Computerangaben über einen Sichtschirm laufen. Der Rhino brauchte eine ganze Weile, um zu finden, was er suchte. Schließlich schloß er die Kugel wieder und blieb lange reglos stehen.
    »Die Waffe der Ahnen«, kam es aus dem Decoder. »Die Waffe, die wir vernichteten und von der die Überlieferung uns lehrt, daß wir sie neu erschaffen können. Der Stoff, der das Gehirn lähmt, der den Geist zerstört und gegen den nur unser eigenes Volk immun ist.«
    *
    »Unglaublich«, murmelte Dane Farr, als sie wenig später an die Planetenoberfläche zurückkehrten. »Ein Duftstoff als Waffe! Ein Geruch, der die Opfer wahnsinnig macht, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    Camelo schauerte. »Eine furchtbare Waffe ... Ich kann verstehen, daß die Rhinos davor zurückschrecken, sie

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