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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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jemals zu benutzen, daß sie sogar das Wissen darum in den tiefsten Winkel ihrer Bibliothek verbannt haben.«
    »Vielleicht werden sie nicht mehr davor zurückschrecken, wenn sie begreifen, daß die Enzyklopen tatsächlich ihre Feinde sind«, sagte Charru langsam. »Und wenn sie das erst begriffen haben, genügt es vielleicht, die Vorhut der Fremden von der Gefährlichkeit ihres Unternehmens zu überzeugen.«
    »Du meinst, sie würden auch nur eine Sekunde an die Existenz dieser Waffe glauben?« fragte Mark gedehnt.
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß die Rhinos zumindest versuchen werden, eine friedliche Lösung zu finden. Und ich weiß, daß wir die Enzyklopen ohnehin gefangensetzen müssen, weil sie uns nicht freiwillig gehen lassen würden.«
    »Aber warum sollten wir ...«
    Dane verschluckte den Rest der Frage.
    Die Antwort lag auf der Hand. Wenn es tatsächlich soweit kam, daß eine Enzyklopen-Flotte angriff und die Rhinos sich wehrten, mußten die Menschen den Planeten verlassen. Denn die unheimliche Waffe, deren Natur sie sich beim besten Willen nicht vorstellen konnten, würde auch ihren Geist zerstören.
    Charru atmete tief durch.
    »Zunächst einmal müssen wir die Rhinos überzeugen«, stellte er fest. »Das heißt, wir müssen die Enzyklopen dazu bringen, ihr wahres Gesicht zu zeigen, sie so weit reizen, daß sie nicht einmal mehr mit Hilfe der künstlichen Pheromone Friedfertigkeit vortäuschen können. Und ich glaube, ich weiß auch schon, wie wir das anstellen.«
    *
    Das zweite Festmahl vollzog sich nach dem gleichen Ritual wie das erste.
    Fast nach dem gleichen Ritual. Die Männer, die an Bord der »Kadnos« fieberhaft versuchten, aus dem bisher erzielten Provisorium wieder einen zuverlässigen Überlicht-Antrieb zu machen, nahmen aus naheliegenden Gründen diesmal nicht teil. Außerdem war es Charru gelungen, die widerstrebenden Rhinos zu einer Konfrontation mit Jerome Crest zu bewegen. Der Kommandant spielte seine Rolle in diesem Test so, wie es seiner Persönlichkeit entsprach. Niemand brauchte sich zu bemühen, ihn in Wut zu versetzen. Allein die Tatsache, daß er gezwungen wurde, sich sozusagen beschnüffeln zu lassen, setzte eine Aggressivität in ihm frei, die mühelos die Wirkung der künstlichen Pheromone übertönte.
    Um die Rhinos wieder zu beruhigen, mußte Crest dann allerdings im Beiboot zurückbleiben - unter Bewachung von Katalin, die auf diese Weise ebenfalls aus der unmittelbaren Gefahrenzone war.
    Ob die Enzyklopen Triumph empfanden, konnten die Menschen nicht feststellen. Dafür vermochten die Wesen, die ihren Heimatstern »Sonne der Strahlenden Weisheit« nannten, offenbar auch nicht zu erraten, was ihre menschlichen Gegner wirklich dachten. Kein Wort fiel über die Absicht, »glückliche Diener« zu rekrutieren. Die Enzyklopen schienen fest davon überzeugt, daß sich Charru und seine Gefährten mit ihrem Schicksal abgefunden hatten.
    »Dies ist das Fest der Freundschaft«, verkündete eine der Decoder-Stimmen. »Gedenken wir der Strahlenden Weisheit, die uns erleuchtet hat und ...«
    »Die schwarzen Götter sollen die Strahlende Weisheit holen«, sagte Karstein laut und vernehmlich.
    Sekundenlange Stille folgte.
    Charru konnte sich lebhaft vorstellen, daß die Sprach-Decoder mit dem Begriff schwarze Götter absolut nichts anfangen konnten. Fast hätte er gelacht, als endlich eine Reaktion erfolgte.
    »Warum wünscht ihr, daß die Sonne der Strahlenden Weisheit in ein schwarzes Loch stürzt?«
    »Damit die Allwissenden endlich ihren Horizont erweitern«, sagte Dane Farr schlagfertig.
    Um die Metapher Horizonterweiterung mit dem Begriff Ereignishorizont zu verknüpfen, brauchte der Sprach-Decoder ebenfalls eine Weile. Offenbar fand er sehr genaue Äquivalente, denn diesmal verstanden die Enzyklopen nicht nur die Wortbedeutung, sondern auch den Hintersinn.
    »Warum versucht ihr, die Allwissenden zu verhöhnen?« verlangte einer der Fremden zu erfahren.
    Charru lächelte matt.
    »Weil wir über euch nachgedacht haben und zu dem Ergebnis gekommen sind, daß ihr euch nur einbildet, allwissend zu sein«, erklärte er kühl.
    »Unwürdiger! Ihr wagt es? Ihr mit euren beschränkten Hirnen, die ...«
    »Sollen wir euch beweisen, daß selbst unsere beschränkten Hirne noch ein bißchen mehr wissen als eure Großköpfe?«
    »Versucht es! Aber wehe euch, wenn ihr ...«
    Die Decoder-Stimme brach ab. Der Sprecher war zweifellos wütend, aber er hatte sich rechtzeitig besonnen. Noch

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