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Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Titel: Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Hauptstadt des Uranus, saß Generalgouverneur Deborah Jaschin in ihrem Büro und blickte auf den Monitor.
    Trotz aller Gegensätze in Haarfarbe, Frisur und Gesichtsschnitt verkörperte sie den gleichen marmorkalten Schönheitstyp wie Kareen de Winter, deren undurchdringliche Züge der Bildschirm zeigte. Auch die Stimme der Kommandantin von Camp Delta klang völlig beherrscht. Bewundernswert, wie Deborah Jaschin fand. Vor allem angesichts einer so völlig absurden Meldung.
    »Noch einmal, bitte! Sie behaupten, die »Kadnos« sei unbemerkt wieder gestartet?«
    »Sie ist überhaupt nicht gelandet«, sagte Kareen de Winter.
    »Sie ist gelandet. Oder bezweifeln Sie die Meßergebnisse unserer Beobachtungssatelliten?«
    »Nein, Generalgouverneur. Und auch nicht mein eigenes Wahrnehmungsvermögen - das Objekt war deutlich mit bloßem Auge zu erkennen, da es in relativer Nähe des Camps herunterkam. Aber da es die »Kadnos« nicht gewesen sein kann, muß es sich um irgendeine Art von Vorspiegelung gehandelt haben.«
    »Vorspiegelung?«
    Die Frage klang sachlich. Deborah Jaschin besaß Menschenkenntnis genug, um eine exakte Widergabe der Tatsachen von hysterischem Gerede unterscheiden zu können. Kareen de Winter war nicht hysterisch.
    »Ein raffinierter technischer Bluff«, präzisierte sie. »Ich bin überzeugt, daß es möglich ist. Die Insassen der »Kadnos« hatten Zeit genug, und sie haben ein paar hochqualifizierte Spezialisten bei sich.«
    Deborah Jaschin zog die Brauen hoch. Sie brauchte nur wenige Sekunden, um auch diese Version der Ereignisse auszuschließen.
    »Und wo, bitte, ist dann das Schiff?« fragte sie mit einem sarkastischen Unterton, der ihrer eigenen Ratlosigkeit entsprang.
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß es jedenfalls nicht dort ist, wo die Beobachtungssatelliten den Landeplatz errechnet haben.«
    »Aber wenn es dort nicht gelandet wäre, hätte es erst gar nicht aus der Ortung verschwinden können. Es kann nicht einmal in den Hyperraum geflohen sein, weil der Transit registriert worden wäre. Also wo ist es?«
    Kareen de Winters Lider zuckten leicht.
    »Ich weiß es nicht«, wiederholte sie. »Ich habe beim besten Willen keine Erklärung, Generalgouverneur.« Und nach einer Pause: »Ich erbitte Anweisungen.«
    Deborah Jaschin erlebte einen der seltenen Augenblicke, in denen es ihr schwerfiel, ihre Beherrschung zu wahren. Selbstverständlich gelang es ihr auch diesmal. Eine halbe Sekunde überlegte sie, dann traf sie ihre Entscheidung.
    Die Kommandantin von Delta-Camp bekam allerdings nur die Anweisung, zunächst einmal abzuwarten.
    Sie brauchte nicht unbedingt zu wissen, daß es Deborah Jaschin geraten schien, sich an den Präsidenten persönlich zu wenden.
    *
    Die beiden Wachposten, die - über ihren Kontrollpulten zusammengesunken - wieder zu sich kamen, lösten tatsächlich keinen Alarm aus.
    Ihr Erinnerungsvermögen war getrübt. Sie glaubten, jeder für sich, daß sie im Dienst eingeschlafen seien, und jeder versuchte, diese blamable Tatsache vor dem jeweils anderen zu verbergen.
    Turnusmäßig wurden sie abgelöst.
    Eine halbe Stunde später näherten sich die Schritte von mindestens einem halben Dutzend Vollzugsleuten. Die Gefangenen vermuteten, daß ihnen die tägliche Ration Wasser und Nahrungskonzentrat gebracht wurde, die sie sonst auf dem Rückweg von der Baustelle in Empfang nahmen.
    Die Tür öffnete sich.
    Tatsächlich stieß einer der Wächter den Gleitwagen mit den Rationen in den Raum. Zwei andere bauten sich links und rechts von der Tür auf, die Betäubungspistolen schußbereit im Anschlag. Einer von ihnen wollte die üblichen Anweisungen geben - »Ruhig sitzenbleiben, keine verdächtige Bewegung!« - doch er kam nicht dazu.
    Eine hochgewachsene, hagere Gestalt sprang von einer Schlafmulde auf.
    Bar Nergal!
    Die ausgemergelten Züge des Oberpriesters hatten sich verzerrt, die schwarzen, tiefliegenden Augen glommen in düsterem Feuer. Shamala, Zai-Caroc und Beliar, seine letzten Anhänger, sahen ihm mit kreidebleichen Gesichtern nach. Ihnen klangen die Drohungen der Tiefland-Krieger noch in den Ohren. Drohungen, die für Bar Nergal nicht mehr zu existieren schienen, weil sein Haß übermächtig war.
    Seit dem Zusammenbruch der Mondstein-Welt schwelte dieser Haß; denn mit dem Mondstein war auch Bar Nergals Macht zerbrochen.
    Charru von Mornags Schuld! Er war es gewesen, der den Weg in die Außenwelt fand und die Marsianer, die Mächtigen, gegen sich aufbrachte. Er hatte es

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