Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra
erpressen. Aber Ktaramon glaubt, daß er Simon Jessardin überzeugen kann, daß es genügt, ihm Gefahren und Chancen der Zukunft zu zeigen - den Fächer der Zeitstrahlen mit allen seinen Möglichkeiten.«
»Dafür müßt ihr zum Mars«, sagte Beryl gedehnt.
»Wir müssen zum Mars«, verbesserte Jarlon lebhaft. »Wir können endlich handeln. Oder waren es etwa die Wachmänner und die verdammten Zäune, die uns festgehalten haben? Die Eiswüste war es! Die Tatsache, daß es keinen Ort gab, zu dem wir fliehen konnten. Jetzt ist die »Kadnos« da. Jetzt werden wir ...«
Er verstummte, weil ihm Charru beschwichtigend die Hand auf den Arm gelegt hatte. Der schwarzhaarige Barbarenfürst schüttelte den Kopf.
»So einfach ist das nicht, Jarlon. Ktaramon und seine Begleiter verfügen nur über begrenzte Energie. Wenn unsere Gegner erst einmal begreifen, daß die »Kadnos« tatsächlich da ist, werden sie auch in das Zeitfeld eindringen. Ich weiß nicht, ob es dann noch irgendeinen Schutz gibt. Und ich bezweifle, daß wir eine Chance haben, unbehelligt zum Mars oder zur Venus durchzubrechen.«
»Und was willst du tun?« fragte Beryl nach einem langen Schweigen.
Charru hob die Schultern - eine hilflose Geste.
»Auch das weiß ich nicht«, gab er zu. »Noch nicht ... Wir sind auf Uranus gelandet, weil wir sonst riskiert hätten, von marsianischen Kampfschiffen angegriffen zu werden. Und weil wir euch sehen wollten, endlich erfahren, was mit euch geschehen ist. Wartet bitte ab! Unternehmt nichts, bevor ihr nicht wieder von uns hört.«
Beryl nickte.
In dem Schweigen, das sich herabsenkte, schwang Ernüchterung mit. Erein wandte langsam den Kopf. Seine grünen Augen hatten sich zu Schlitzen zusammengekniffen, als er zu den Priestern hinüberstarrte, die sich um die hochgewachsene, dürre Greisengestalt Bar Nergals drängten.
»Und was ist, wenn sich etwas Unerwartetes ergibt?« fragte er leise. »Wenn wir handeln müssen?«
Charru verstand. »Glaubst du, ihr könnt sie nicht im Zaum halten?«
»Vielleicht. Aber über was kann man sich bei Bar Nergal schon sicher sein? Er wird jede Chance nutzen, um uns in den Rücken zu fallen, jedenfalls solange wir nichts in Händen haben, um ihm ernsthaft zu drohen.«
Charru und Mark wechselten einen Blick.
»Könnt ihr hier Waffen verstecken?« fragte der Venusier.
»Ich denke schon. Durchsuchungen sind selten, und im Moment glauben die Marsianer, uns vollkommen unter Kontrolle zu haben.« Beryl zögerte. »Mit einem Lasergewehr zu hantieren, wäre in diesem engen Loch wohl zu gefährlich. Und Messer oder Dolche habt ihr sicher nicht bei euch, oder?«
»Wir waren auf einem Planeten, wo man Roboter darauf programmieren konnte, alles mögliche herzustellen«, sagte Charru trocken. »Karstein konnte es natürlich nicht lassen, sich als Waffenschmied zu versuchen. Ich dachte mir, daß ihr etwas in der Richtung brauchen könntet.«
Schweigend griff er zum Gürtel.
Karstein hatte bei seinen Experimenten mit dem Arbeitsroboter zwar eine Menge Lacherfolge, aber auch ein paar brauchbare Ergebnisse erzielt. Beryl prüfte eine ungewöhnlich dünne, biegsame Klinge, bei deren Anblick er sofort an den Mechanismus der Luke am anderen Ende des Bunkers dachte. Jarlons Augen funkelten auf, als er eine schmucklose Waffe in der Hand wog, die als Wurfdolch mit nach vorn gelagertem Schwerpunkt ausbalanciert war. Den dritten Dolch hatte Karstein den Maßen seiner eigenen Pranke angepaßt, also taugte er auch für die Faust des hünenhaften Kormak.
Schließlich blieben - für den Fall eines Falles - auch noch ein Lasergewehr und eine Betäubungspistole zurück. Charru und Mark begann die Zeit auf den Nägeln zu brennen.
Rasch verabschiedeten sie sich, schlüpften durch diverse Schleusen in den Wachraum zurück und schlossen die Türen hinter sich. Mark beugte sich über die betäubten Wachmänner, um ihnen mit je einem schnellen Stich in die Oberarm-Muskulatur eine Droge beizubringen, die aus dem Kliniktrakt der »Kadnos« stammte und, zur Schockbehandlung bestimmt, eine leichte partielle Amnesie bewirkte. Charru hielt indessen den Kommunikator an die Lippen, einen normalen Hand-Kommunikator, nicht den Zeitkristall, der um seinen Hals hing.
»Keine Gefahr«, erklang Camelos leise Stimme.
Zwei Minuten später glitten Charru und Mark wieder in die Sitze des Beibootes, und das Fahrzeug löste sich mit leise singenden Triebwerken vom Boden.
*
In Kher, der farbentrunkenen, lichterglänzenden
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