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Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Titel: Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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gewagt, den Oberpriester ins Gesicht zu schlagen. Er hatte die Tempeltal-Leute dazu gebracht, den Gehorsam zu verweigern, und er hatte sogar die meisten Priester und Akolythen auf seine Seite gezogen. Das alles kochte in diesen Minuten in Bar Nergal hoch. Der blinde, verzehrende Haß spülte seine Bedenken hinweg, und er dachte nicht daran, daß es auch für die Tiefland-Krieger mehr als genug Erinnerungen gab, die nie aufgehört hatten zu brennen.
    Hastig stolperte der Oberpriester über den Mittelgang.
    Der Marsianer mit dem Gleitwagen prallte zurück. Bar Nergal verharrte erst, als die beiden Wachmänner neben der Tür die Betäubungspistolen hoben. Vier, fünf von den Tiefland-Kriegern waren ebenfalls aufgesprungen. Einen Herzschlag lang herrschte atemlose, beklemmende Stille.
    »Helft mir!« krächzte der Oberpriester. »Bringt mich weg von hier! Ich habe eurer Herrin etwas Wichtiges zu sagen!«
    Jarlon von Mornag duckte sich tief zusammen.
    Seine Hand tastete in den schmalen Spalt zwischen Wand und Schlafmulde, erwischte den Griff des Wurfmessers, das er dort versteckt hatte. Er starrte Bar Nergals Rücken an. Die Marsianer wechselten unschlüssige Blicke. Einer von ihnen zuckte die Achseln.
    »Ein Verrückter«, meinte er wegwerfend.
    »Das ist doch dieser Priester, der in Kadnos gegen die angeklagten Rädelsführer ausgesagt hat«, widersprach sein Kollege. Und in Bar Nergals Richtung: »Was willst du?«
    »Eure Herrin sprechen! Schnell!«
    »Du kannst auch mit uns sprechen, also ...«
    Jarlon richtete sich lautlos auf.
    Das Messer lag schwer und kühl in seiner Rechten. Er spürte nicht die Blicke der anderen, nicht die zitternde Spannung. Er sah nur die hagere Gestalt, die in diesem Moment beschwörend die Arme ausbreitete, und tief in seinem Hirn blitzte eine schnelle Folge von Bildern auf wie mit Feuer gezeichnet.
    Seine Schwester Arliss, die auf dem Opferstein starb.
    Ein zerstörtes Dorf ... Yatturs Brüder hingemordet ... Blut und Tod ... Und das Hochtal im Himalaya, wo ein anderes friedliches Volk in der Hölle atomaren Feuers sterben mußte.
    »Helft mir!« krächzte Bar Nergal, jetzt von panischer Furcht gepeitscht. »Bringt mich weg! Versteht ihr nicht? Sie haben gedroht, mich zu töten!«
    Jarlon holte aus.
    Bar Nergal stürzte vorwärts, wollte sich an den Marsianern vorbei zur Tür drängen.
    Und Jarlon schleuderte den Dolch mit dem ganzen verzweifelten Zorn, der sich in Jahren angestaut hatte.
    Bis zum Heft bohrte sich die Waffe in Bar Nergals Rücken.
    Ein gellender Schrei brach über die Lippen des Oberpriesters. Er schwankte, stolperte unkontrolliert weiter. Nach zwei Schritten gaben seine Knie nach, und er sackte wie vom Blitz gefällt zusammen.
    Seine Augen brachen, noch ehe der hagere Körper den Boden berührte.

IV.
    Sekunden entschieden.
    Jene wenigen Sekunden, in denen die Marsianer vor Schrecken wie versteinert waren, in denen auch die beiden Bewaffneten nur auf den Toten starren konnten und nicht daran dachten, ihre Betäubungspistolen abzufeuern. Beryl von Schun stand geduckt da, während sich seine Gedanken überstürzten. Ihm blieb keine Zeit, wirklich zu überlegen, die Probleme abzuwägen, eine bewußte Entscheidung zu treffen. Er handelte instinktiv, und er wußte, daß er sich auf seinen Instinkt verlassen konnte.
    »Kormak!« zischte er. »Erein!«
    Dabei schnellte er bereits mit einem Hechtsprung über den Leichnam des Oberpriesters hinweg. Mit der Schulter rammte er den Marsianer, der den Gleitwagen losgelassen hatte und jetzt rückwärts gegen den zweiten Wachmann prallte. Der dritte Uniformierte riß die Betäubungspistole hoch. Beryl stürzte, landete hart auf Knien und Ellenbogen, doch in der gleichen Sekunde handelten seine Gefährten.
    Wie eine Katze federte Jarlon vorwärts und riß den Wurfdolch aus dem Rücken des toten Oberpriesters.
    Funkelnd zischte die Klinge durch die Luft und bohrte sich in die Schulter des dritten Wachmanns. Aufschreiend krümmte er sich zusammen und ließ die Betäubungspistole fallen. Die beiden anderen Marsianer hatten das Gleichgewicht verloren, und ehe sie sich wieder aufrappeln konnten, waren Kormak und Erein schon über ihnen.
    Das alles ging schnell - so schnell, daß ein Teil der Zuschauer immer noch in fassungsloser Überraschung verharrte.
    Beryl sprang vom Boden auf. Jarlon schnappte sich erneut sein Messer, Erein und Kormak bückten sich nach den Betäubungspistolen, während Konan und Brass mit den restlichen Waffen durch den

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