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Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Titel: Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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der langen Irrfahrt durch die Galaxis mußte er aufgehört haben, die Flüchtlinge als Kriminelle zu betrachten, die keinerlei Rechte besaßen. Jetzt nahm er so selbstverständlich an den Beratungen teil, als ob er dazugehöre. Und nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten, empfand er es offenbar auch so.
    Die Menschen hatten sich in der Kanzel versammelt, wo auf den Außenschirmen immer noch der Ring von gepanzerten Gleitern und anderen Fahrzeugen zu sehen war. Ob die Uranier Klimafelder errichtet hatten, ließ sich aus der Entfernung nicht beurteilen. Ein großes, metallisch schimmerndes Zelt erinnerte an die mobile Basis, die damals auf dem Mars von General Kanes Truppen bei der Belagerung der Sonnenstadt benutzt worden war. Dort hatte es sie gegen die mörderische Hitze schützen sollen - hier gegen die tödliche Kälte, die den Aufenthalt im Freien ohne entsprechende Ausrüstung unmöglich machte.
    »So geht es nicht weiter!« wiederholte Karstein grimmig. »Wir können nicht bis in alle Ewigkeit Versteck spielen. Schön und gut, wir sind nicht abgeschossen worden, das ist ein Erfolg. Aber was, zum Teufel, haben wir davon?«
    Auffordernd sah er in die Runde. Katalin von Thorn hatte sich an Mark gelehnt, er streichelte mechanisch ihre Schulter. Jiri Abakos Blick hing an den Instrumenten, die ihm immer noch fremd erschienen. Auch Ktaramon war da. Nachdenklich musterte er die Gesichter, in denen sich eine Mischung aus Hoffnungslosigkeit und verzweifeltem Zorn abzeichnete.
    »Ihr dürft nicht den Mut verlieren«, sagte er leise. »Nicht jetzt, so kurz vorm Ziel. Ihr müßt ...«
    »Charru!« flüsterte Gillon von Tareth scharf.
    Der schwarzhaarige Barbarenfürst hob mit einem Ruck den Kopf. Er folgte Gillons Blickrichtung und starrte auf den Außenschirm, wo jähe Bewegung entstand.
    Zwei kleine Gestalten rannten über das schimmernde Eis.
    Gestalten in Thermoanzügen und Schutzhelmen, unter denen ihre Gesichter nicht zu erkennen waren. Ein paar Gleiterkuppeln schwangen hoch. Uniformierte Vollzugsleute sprangen ins Freie, Waffen wurden gehoben, und Charru grub die Zähne in die Unterlippe, bis er den Schmerz spürte.
    »Eh!« zischte Gillon neben ihm. »Da! Weiter rechts!«
    Charrus Blick zuckte zu dem zweiten Schirm.
    Er sah die Marsianer, die ebenfalls ihre Fahrzeuge verließen - aber er sah auch die schattenhafte Bewegung in ihrem Rücken. Ganz kurz nur zeichneten sich zwei Gestalten ab, bevor sie in den Schutz einer Verwerfung im Eis tauchten. Die Vollzugsleute liefen auf die beiden Männer zu, die sich offen gezeigt hatten. Ein Ablenkungsmanöver, wie die Zuschauer begriffen. Ein Ablenkungsmanöver, das nur zu leicht tödlich enden konnte.
    Charru hielt den Atem an und spürte kaum, daß sich Camelos Hand in seine Schulter krallte.
    Auch die anderen hatten sich gebannt vorgebeugt. Katalin preßte die Faust vor den Mund und biß sich auf die Knöchel. Maik Varescos Finger umklammerten die Lehne eines Andruck-Sitzes. Selbst das kühle, fremdartige Gesicht Ktaramons zeigte in diesen Sekunden eine Spur von Spannung.
    Die Marsianer brauchten nur eine halbe Minute, um ihre Opfer einzukreisen.
    Die beiden Männer hatten nicht die geringste Chance, die Absperrung zu durchbrechen. Doch das wollten sie wohl auch gar nicht. Sie prallten zurück, warfen die Köpfe herum. Schwarze Uniformen und Lasergewehre! Charrus Kiefer schmerzte vor Anspannung. Eine endlose Sekunde lang erwartete er jeden Moment das Aufflammen der Waffen, das Inferno tödlichen Feuers - dann atmete er auf, als die beiden Gestalten auf der schimmernden Ebene die Hände hoben.
    »Dem Himmel sei Dank«, murmelte der weißhaarige Gerinth.
    »Die beiden anderen haben es geschafft«, stieß Gillon hervor. »Sie sind innerhalb des Zeitfeldes. Rasch! Wir müssen die Schleuse öffnen.«
    Ein Blick zeigte Charru, daß keiner der Marsianer in Richtung auf das Schiff sah.
    Sie überwältigten ihre Gefangenen und bugsierten sie in einen der Gleiter. Daß noch eine zweite Gruppe unterwegs gewesen war, hatte offenbar niemand bemerkt. Charru nagte an der Unterlippe, während er mit Camelo und Mark die Kabine verließ und im Transportschacht nach unten fuhr.
    Etwas mußte passiert sein.
    Etwas, das die Situation vollständig änderte, denn sonst hätten die Internierten im Camp bestimmt nicht die Abmachung gebrochen, sich still zu verhalten. Bar Nergal, dachte Charru. Die Priester ... Er hätte es wissen müssen. Es war ein Fehler gewesen, Kontakt zu den anderen

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