Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
Geschwindigkeit fehlt. Zudem kämpften sie, anders als die Wölfe, nicht im Rudel. Sie waren Einzelgänger und dadurch unterlegen. Irgendwann gab es sie nicht mehr.«
    Sie schwiegen. Cassian dachte an die Bären und ihr ungewisses Schicksal, und Florine nagte auf ihrer Unterlippe. Sie stand auf, ging zum Kanapee und lugte über die Lehne, kehrte zurück und schaute unter das Bett.
    »Wo ist das Wolfsfell, in das du dich hüllst?«
    »Wir brauchen schon lange kein Fell, in das wir uns hüllen. In den Chroniken steht nichts darüber, wann und wodurch es geschah. Vielleicht war der Glaube der Krieger in die eigene Kraft, der eigene Erfolg so berauschend, dass eine Veränderung eintrat. Manche von ihnen, so heißt es, zahlten es den Vampiren heim, indem sie ihr Blut tranken. Eines Tages wurde ein Kind geboren,das sich verwandeln konnte. Es war ein Mädchen. Ihr Name war Luna. Die Legende sagt, dass aus ihrem Schoß die Sippen entsprangen, alle ohne Ausnahme Alphas.«
    »Alfas«, wiederholte Florine.
    »Nach dem ersten griechischen Buchstaben. Die Vampire hielten sich Jahrtausende für die Krone der Schöpfung, und die Alphas wurden geboren, um ihnen diese Krone zu nehmen. Das ist noch immer unser Ziel, obwohl der Mensch sich aus dem Joch seiner früheren Götter befreit hat. Die Vampire rechneten nicht mit der Intelligenz ihrer Herden, bis diese zu groß geworden waren und an Waffen gelangten, die einen Vampir in der Luft zerfetzen konnten. Natürlich geschieht das sehr selten, ein Sterblicher hat keine Ahnung, wo er Vampire aufstöbern könnte. Sie verhalten sich unauffällig, leben unerkannt unter den Menschen und bedienen sich weiter an ihrem Blut. Selbst Mica hält sich an gewisse Regeln, das alte Volk ist stark geschrumpft und jeder Verlust ist ihnen schmerzhaft bewusst.«
    »Aber ihr bleibt Feinde, obwohl sie keine Gefahr mehr sind und ihr Einfluss und ihre Zahl gering. Weshalb schließt ihr keinen Frieden?«
    »Das wäre ein Frieden auf den Gräbern unserer Ahnen. Es kann keinen geben, höchstens einen Waffenstillstand. Mein Vater hat einen mit Mica ausgehandelt. Er betrifft Paris und liegt lange zurück. Damals tauchten die Namenlosen zum ersten Mal auf. Eine Seuche forderte in Paris so viele Opfer, dass zunächst niemand bemerkte, dass nicht jeder Tote an ihr gestorben war. Die Namenlosen konnten unbemerkt wüten. Als es Juvenal und Mica auffiel, schlossen sie sich zu einem Bündnis zusammen.«
    »Alle haben sie nicht getötet«, folgerte Florine.
    »Einige sind entwischt. Mein Vater und Bruder sind hier, um sie mit mir gemeinsam zur Strecke zu bringen.«
    »Und die Vampire helfen euch dabei?«
    »Nein, das werden sie nicht.« Florine wirkte so betroffen, dass Cassian sie an sich zog und über ihren Kopf streichelte. »Keine Sorge. Hier im Haus bist du sicher vor den Namenlosen.«
    »Ist es meinetwegen? Verweigert Mica meinetwegen die Unterstützung?«
    »Nein.« Er setzte einen Kuss auf ihre Schläfe. »Mica verweigerte sie bereits, bevor wir uns begegneten.«
    »Aber wie wollt ihr zu dritt gegen diese kranke Brut vorgehen? Mit wie vielen ist zu rechnen? Was, wenn sie in der Überzahl …?«
    Cassian legte den Finger an ihre bebenden Lippen. »Du brauchst Schlaf, Petite. Denke nicht darüber nach. Wir wissen, worauf wir uns einlassen, und du musst dich damit nicht befassen.«
    Es brauchte den Druck seiner Hand, damit sie sich hinlegte und neben ihm ausstreckte. Sie bettete ihren Kopf auf seine Schulter und blinzelte ihn an.
    »Dasselbe hat der Vampir auch gesagt«, war das Letzte, was sie hauchte, ehe ihre Augen zufielen.

     
    Florine wurde es zu viel. Die Wände des Schlafzimmers schienen auf sie einzurücken, sie war die Mahlzeiten aus gebratenen Hühnerschenkeln leid, sie wollte etwas anderes tragen als ein um den Körper drapiertes Laken. Sie konnte sich nicht einmal waschen, ohne dass Cassian ihr den Schwamm aus der Hand nahm, um sie damit einzuseifen. Ihr Schlaf beschränkte sich auf kurze Stunden, aus denen Cassians Liebkosungen sie weckten. Ihre Nerven waren überreizt, ihre Haut ebenfalls. Cassians Unersättlichkeit machte ihr allmählich Angst. Was immer zwischen ihnen vor sich ging, normal war es nicht. Trotzdem dachte sie nicht daran, auszureißen. Die Enge und die Nähe zwischen ihnen sorgten für eine kurze Beklemmung, gleichzeitig bot sie ihr ein Maß an Geborgenheit, auf die sie ihr ganzes Leben lang verzichtet hatte. Es war schön, in dieses Gefühl hineinzufallen, und sie wollte sich dem

Weitere Kostenlose Bücher