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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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zwischen Orangen- und Zitronenbäumchen, deren Zweige schwer von Früchten herabhingen. Florine saß auf der Brüstung, die Beine um Cassians Hüften gelegt, und lehnte den Oberkörper weit nach hinten über. Sie wollte nicht an sein Versprechen denken, und sollte es wirklich vorüber sein, konnte sie ebenso gut in die Tiefe stürzen. Ohnehin würde er es verhindern. Seine Hand spreizte sich sichernd in ihrem Rücken und hielt sie mühelos über dem Abgrund. Weit über ihnen zogen graue Wolken über den Abendhimmel. Er liebte sie stumm, gemächlich und schaukelte sie auf einen Höhepunkt zu, der nach all den Liebesstunden nicht mehr war als ein Summen unter ihrer Haut. Weit breitete sie die Arme aus. Die ersten Regentropfen zerplatzten auf ihrem Oberkörper. Es wurden immer mehr, ein erstaunlich kalter Guss, der Cassians ausufernde Gelüste zu löschen schien.
    Florine hatte keine Ahnung, was darauf folgen mochte. Was meinte er, wenn er sagte, es sei vorbei? Durch halbgeschlossene Lider sah sie zu ihm auf, zwischen Himmel und Erde schwebend. Würde er sie verlassen? Ihr Herz zog sich zusammen. Wasser tropfte aus seinem Haar, rann über sein Gesicht und seinen Leib, klebte an seinen Wimpern. Ein letztes Zittern ging durch ihn hindurch. Kurz erstarrte er – und dann war es wahrhaftig vorbei. Ihr Körper verlor an Spannkraft, sie spürte ein Absacken, den stärkeren Druck seiner Hand, und dann richtete er sie auf. Nass klebte ihr Haar auf ihrem Rücken. Über das Rauschen des Regens hinweg, sagte er etwas zu ihr. Zwei Worte, die jeden jemals gefassten Zukunftsplan sprengten.
    »Heirate mich.«
    »Was?«
    »Heirate mich. Werde meine Frau.« Er lachte vergnügt auf. »Nun ja, eigentlich bist du es bereits, daran führt kein Weg mehr vorbei. Aber ich dachte, eine richtige Hochzeit, mit allem, was dazu gehört, würde dir gefallen. Ich hoffe, du weißt, was dazu gehört, denn ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    Selbstverständlich wusste sie es. Gab es irgendein Mädchen, das sich keine enorm pompöse Hochzeit ausmalte, obwohl es meist nicht dazu kam, dass sich dieser Traum erfüllte, jedenfalls nicht ganz so glorreich wie in der Phantasie ausgesponnen?
    »Du bist ein Chevalier, Cassian, und ich nur …«
    »Es gibt Schlimmeres als die Ehefrau eines Chevalier zu werden.«
    Beispielsweise die Ehefrau eines Werwolfs. Pures Glück, so strahlend wie der Himmel dunkel war, keimte in ihr auf. Sollte es noch größer werden, fürchtete sie, zu platzen. Fest schlang sie die Arme um seinen Nacken und rief ihre Zustimmung in den Donner hinein, der über den Himmel rollte.
    »Ja, ich will.«

     

9
     
    C
assian war nicht unbedingt ein anderer geworden, eher eine bessere Ausgabe seiner selbst. Das unstete Flackern in seinem Blick, die Unrast und sein aufbrausendes Temperament waren eingedämmt. Juvenal gegenüber zeigte er sich versöhnlich. Diese ganz neue Gelassenheit schlug sich auch auf seine Haltung nieder. Seine gelösten Glieder, die Lockerheit seiner Bewegungen kamen einzig für Juvenal nicht völlig überraschend. Die Nähe einer Gefährtin hatte Auswirkungen auf einen Werwolf, und Florine war es geworden, sonst säße sie jetzt nicht bei ihnen. Gegen ihre Gegenwart wandte Juvenal nichts ein, solange sie sich still verhielt, und das würde sie wohl im Beisein dreier Alphas. Allein schon aus Respekt und Achtung vor ihrem Gefährten.
    »Was uns fehlt ist ein Lockvogel«, erläuterte Juvenal. »Der Ausstieg am Bicêtre ist für die Namenlosen groß genug. Auch gibt es einen Gang, durch den sie gelangen können, aber wir brauchen etwas, das sie anlockt und sie aus den Katakomben holt.«
    »Ich könnte der Lockvogel sein.«
    Scharf fasste Juvenal Florine ins Auge. Obwohl ihm eine Erwiderung auf der Zunge brannte, wartete er darauf, dass Cassian sie maßregelte. Dieser aber begnügte sich mit einem belustigten Grinsen und ließ sie munter drauflos plappern.
    »Ich bin eine gute Läuferin. Sie werden mich nicht einholen. Bis zu besagtem Feld schaffe ich es garantiert. Zwei Meilen, das halte ich durch. Ich könnte natürlich auch ein Pferd nehmen, sobald ich die Katakomben verlassen habe.«
    Was für ein unsäglich schwatzhaftes Weib. Wenige Tage im Bett mit einem Alpha und Größenwahn hielt Einzug. Mit gerecktem Kinn begegnete sie Juvenals Ingrimm. Ruben ergriff das Wort und überging Florines Einwurf kurzerhand.
    »Drei Namenlose haben wir erwischt. Höchstens noch acht oder neun sind übrig. Damit sollten wir zurande

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