Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Ich kann sie riechen, Florine. Glaube mir, ich werde auf mich Acht geben. Schließlich habe ich nicht vor, auf meiner eigenen Hochzeit zu fehlen.«
    Wenn dies ein Scherz sein sollte, war er schlecht gewählt. Sie drängte die Tränen zurück.
    »Jederzeit kann etwas Unvorhergesehenes geschehen, ob man sich darüber sorgt oder nicht. Daher bringt es nichts, sich im Voraus zu große Sorgen zu machen. Ich will dich nicht traurig oder gar weinen sehen. Das gefällt mir nicht.«
    Mit dem Handrücken rieb sie über ihre Nasenspitze. »Ich weine nicht.«
    Sein Lächeln zerriss ihr schier das Herz.
    »Nachdem wir das Haus verlassen haben, gehst du zu Madame Chrysantheme, wie wir es besprochen haben. Der Namenlose, der in Versailles sein Unwesen getrieben hat, ist nicht mehr. Dort bist du sicher. Sobald es vorüber ist, hole ich dich ab.«
    Sie nickte, obwohl sie nicht daran dachte, sich bei Madame Chrysantheme zu verkriechen. Nachdem sie Cassian verabschiedet hatte, würde sie in seinem Haus auf ihn warten. Dies war ihr ganz eigener Plan, von dem er nichts wissen musste. Enger zog er sie an sich, während er leise in ihr Haar sprach.
    »Falls ich nicht zurückkehre …«
    »Was soll das heißen?«
    Trotz ihres Sträubens konnte sie seine Umarmung nicht lockern, zu fest war sie von seinen Armen umschlossen, und zusätzlich legte er die Hand in ihren Nacken. Ihre Stirn kam auf seiner Schulter zu liegen. Sein eindringliches Raunen schien ihr grausam.
    »Falls ich nicht zurückkehre, wirst du auf keinen Fall in die Nähe dieses Hauses kommen. Sollte uns etwas zustoßen, ist das nächste Ziel der Namenlosen mein Heim. Sie werden alles und jeden darin vernichten. Für deine Zukunft wird gesorgt sein. Es stehen dir ausreichend Mittel zur Verfügung, um Paris zu verlassen. Denn hier riecht alles nach dir, und sollten wir scheitern, will ich dich in dieser Stadt nicht wissen.«
    »Nein. Ich will das nicht hören.« Ihr Widerspruch war kläglich. Sie wollte weder dieses Gespräch, noch wollte sie, dass er in diesen ungleichen Kampf zog.
    »Florine, du wirst alles daransetzen zu überleben. Haben wir uns verstanden?«
    Nun weinte sie doch. Sie krümmte sich auf seinem Schoß zusammen und klammerte sich an ihn. Sie konnte nicht anders. Sollte er sie für ein Kind halten und eines Werwolfes unwürdig, gegen ihre Hilflosigkeit kam sie nicht an. Sacht wiegte er sie in den Armen und küsste ihren Scheitel.
    »Du bist meine Gefährtin. Ich muss Vorsorge für dich treffen, auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass es soweit kommen wird. Ich kehre zu dir zurück. Das verspreche ich dir.«
    Er konnte sagen, was immer er wollte, eine Gewissheit gab es nicht.

     
    Schwer lehnte Mica an einem Dachgiebel. Da die Nacht noch nicht hereingebrochen war, kostete es ihn Mühe, wach zu bleiben. Immer wieder wollten seine Lider zufallen, und die Schräge unter seinem Hintern schien ihm steiler und steiler zu werden. Welcher Vampir hatte die Behauptung aufgestellt, Nachwuchs sei das größte Gut des alten Volkes? War er selbst das gewesen? Nun, er hatte sich geirrt. Sein eigener Nachwuchs zwang ihn dazu, an einem Giebel auf dem Dach seines Feindes zu kleben. Florine hatte keine Vernunft angenommen, und er konnte sie nicht länger in einem Haus belassen, das in dieser und den Folgenächten drei Bestien beherbergen würde. Mit Mühe und Not hatte er es auf das Dach geschafft, und nun fühlte er sich – so lächerlich es klang – mehr tot als lebendig. Träge sank sein Kopf in den Nacken, als er am Himmel nach dem ersten Stern Ausschau hielt. Er fand ihn nicht.
    Weit unter ihm traten die Wölfe aus dem Haus. Sofern sie seine Gegenwart wahrnahmen, gaben sie es nicht zu erkennen. Allen voran ging Cassian, flankiert von Juvenal und Ruben, hinter ihnen folgten sechs Mitglieder des Rudels. Ein siebter ritt aus Richtung der Ställe heran und schloss sich ihnen an. Der einzige Reiter in einer Horde von Lumpenhunden in langen Arbeitshosen und mit bloßen Füßen. Sie erreichten den Bogen des Hoftores, als Florine unter dem Vordach hervorkam. Sie rannte ihnen nach, rief nach Cassian und erreichte ihn mit einem Satz, der sie in seine Arme warf. Sie schienen miteinander verschmelzen zu wollen, und es war dahingestellt, wer wen zu verschlingen gedachte. Dieses deutliche Bekenntnis der Zugehörigkeit erfüllte Mica mit Wut und Resignation zugleich. Das Glück seiner Tochter war nicht von Dauer. Schon jetzt stand ihr das Unglück ins Gesicht geschrieben. Immer

Weitere Kostenlose Bücher