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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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richtig verstanden, erinnerst du mich an diesen Mann. Nicht an den Gast, sondern an seine Zeichnung. Er selbst war eher korpulent und immer knapp bei Kasse. Hat da Vinci dich gemalt?«
    »Da Vinci ist seit über zweihundert Jahren tot.«
    »Oh.«
    Sie war ein Kind der Pariser Hinterhöfe, das es in ein Bordell verschlagen hatte. Statt Bildung besaß sie ein loses Mundwerk, darüber täuschte ihre gewählte Ausdrucksweise nicht hinweg. Ihr Gesicht entsprach nicht dem klassischen Ideal, das er bevorzugte. Sie war zwar schlank, aber nicht zartgliedrig. Nichts an ihr entsprach seinen Vorstellungen. Auf der Straße wäre er achtlos an ihr vorübergegangen, darin machte er sich nichts vor. Er hatte keine Ahnung, weshalb seine Versessenheit nach ihr sich nicht legen wollte. Sie strich an seiner rechten Seite zwischen der ersten und zweiten Rippe entlang.
    »Zu gerne würde ich wissen, weshalb du dich mit Saint-Germain auf diese Farce eingelassen hast. Du bist nicht unverwundbar. Also, wie habt ihr es angestellt?«
    Abwartend sah sie ihn an. Sie war Zeugin eines Vorfalls geworden, für den es keine Zeugen geben durfte. Saint-Germain hatte dieses ungeschriebene Gesetz vergessen, zu begierig darauf, einen Werwolf bloßzustellen. La Pompadour und ihre Begleitung würden nicht lange darüber nachdenken. Der Hof kreiste um den König und um die eigenen ehrgeizigen Ziele. Kein Intermezzo konnte so nachhaltig beeindrucken, damit sie es im Gedächtnis behielten.
    »Ich habe mit Saint-Germain keine gemeinsame Sache gemacht.«
    »Er ist ein Widerling! Es wäre ein großes Vergnügen, ihm das Geld, das du für mich gezahlt hast, um die Ohren zu schlagen. Ich habe nichts Falsches getan, wofür ich büßen müsste. Ihm steht nicht eine Goldmünze zu!«
    »Er bekommt das Geld?«
    Sie nickte. »Zweitausend hat er von Madame verlangt und mir alle Schuld in die Schuhe geschoben. Du hättest ihn mit den Ketten erdrosseln sollen! Das ist mein voller Ernst.«
    »Das habe ich leider versäumt.«
    Der Champagner schmeckte plötzlich bitter. Cassian blickte in den Brokat des Betthimmels, bis Florine sich dazwischen schob. Ein Sprühregen aus Sommersprossen saß auf Wangen und Nase. Diese war klein und beschrieb einen kleinen Bogen nach oben. Kaum zu glauben, dass er einem Mädchen mit einem solch harmlosen Gesichtchen einen selten zügellosen Höhepunkt verdankte.
    »Du bist nicht verrückt, oder?«
    »Das bin ich nicht. Ich bin auch nicht hier, um die Nacht zu verplaudern.«
    Er umfasste ihr Gesicht und strich mit dem Daumen über ihre Unterlippe. Mehr an Aufforderung brauchte es nicht. Ihr Kuss verriet einen Hunger, den er mit ihr teilte und zu stillen gedachte.

     
    Ein Bienenschwarm hatte sich unter seiner Haut niedergelassen. Das Summen reichte bis in die letzten Fasern seines Körpers. Er hatte sich völlig verausgabt und war mit sich und seinem Dasein im Reinen. Ein seltener Glücksmoment, ausgelöst von einer schlaflosen Nacht, Überanstrengung und dem Suhlen im Duft einer Frau. Der Grasgeruch haftete an ihm und an den Laken. Die Wärme, die durch Cassian pulsierte, machte seine Glieder schwer. Schlaff blieb er liegen, nicht bereit in der nächsten Zeit auch nur einen Finger zu rühren.
    Im Gegensatz zu ihm sprang Florine aus dem Bett und stieß die Läden vor den Fenstern auf. Ein Vogel zwitscherte. Noch war der Tag, den er zaghaft begrüßte, nicht angebrochen. Das Licht war grau, und die Sterne hielten sich hartnäckig im dunklen Blau des Himmels. Sie raffte ihr zerzaustes Haar und schlang es mit einem Band zu einem losen Knoten. Stunden hatte Cassian damit zugebracht, ihren Leib zu erkunden, ihn sich anzueignen, sein Revier abzustecken. Nichts hatte er ausgelassen, weder sie noch sich geschont. Doch während er am Ende seiner Kräfte angelangt war, summte sie am offenen Fenster eine Melodie. Der Gedanke daran, sich demnächst ankleiden zu müssen und zur Tagesordnung überzugehen, schmeckte ihm nicht.
    »Das ist schon seltsam«, stellte sie fest.
    Unumwunden musste er ihr zustimmen. Es war sehr seltsam, dass es ihm schwer fallen sollte, Florine zu verlassen. Nach einer Nacht mit ihr hatte es ihn verlangt, und er hatte sie bekommen. Damit war es in der Regel erledigt. Nur, dass er nichts für erledigt hielt.
    Sie lehnte sich aus dem Fenster. »Ich sehe kein Wölkchen am Himmel. Er ist klar, es wird bestimmt wieder ein heißer Tag. Trotzdem riecht es nach einem aufziehenden Gewitter. Spürst du dieses Knistern auch?«
    Jetzt, wo sie ihn

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