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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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geleitet. Eine geschlossene Gesellschaft, die eine Trauerfeier besonderer Art zu begehen gedachte, hatte Florine sie am Nachmittag genannt. Ohne Scheu diese Gesellschaft zu stören, platzte er mitten hinein. Keuchen, Stöhnen und Röcheln begrüßten ihn. Nackte Frauen, über deren Gesichter schwarze Schleier lagen, wanden sich zwischen Männern, am Boden, auf einem Podest und sogar auf der langen Speisetafel. Ein dunkelhäutiges Mädchen, auf dessen Haut Schweißperlen und große Goldflecken glitzerten, hatte es besonders schlecht getroffen. Drei Freier machten sich an ihr zu schaffen, sechs Hände, die sie kneteten und zwickten und zu immer neuen, hektischen Verrenkungen zwangen. Unbegreiflich blieb, welches Vergnügen darin liegen sollte, eine Frau mit anderen zu teilen. Cassian fühlte sich abgestoßen, während der Wolf in ihm verstört vor den Dünsten aus Lust und Laster zurückweichen wollte.
    »Wo ist Florine?«
    Unter seiner lauten Frage wurden die Akteure der Orgie zu einem Standbild. Köpfe drehten sich ihm zu, vom Alkohol glasige oder vor Begehren vorquellende Augen glotzten ihn an.
    »Wer ist das?«, nuschelte jemand.
    »Euer Leben ist in Gefahr«, nutzte Cassian die Aufmerksamkeit für eine Warnung. »Ein Anschlag! Rettet euch, verlasst auf der Stelle dieses Haus.«
    Als sei eine Bombe mitten unter ihnen explodiert sprangen die Männer auf und sammelten ihre Kleider zusammen. Kreischende Mädchen rannten zwischen ihnen herum und behinderten die Freier. Cassian zog sich aus dem Chaos zurück und nahm die Suche nach Florine wieder auf. Mehr konnte er für die Menschen nicht tun, die panisch umeinander rannten.
    »Florine!« Aus den Obergeschossen kam keine Antwort. Er hastete die Stufen hinauf. »Florine!«
    Madame Chrysantheme kam aus einer Tür und prallte mit ihm zusammen.
    »Was gibt es? Was soll dieser Lärm? Monsieur, heute findet hier eine geschlossene Gesellschaft statt. Ich kann Euch nicht erlauben …«
    »Florine. Wo ist ihr Zimmer?«, herrschte er die Hausherrin an.
    »Unter dem Dach. Was ist denn los? Warum schreien alle so?«
    »Ihr müsst das Haus verlassen. Jemand ist darauf aus, einen Anschlag auf Eure Gäste zu verüben. Durch eine Explosion!«, rief er über die Schulter zurück.
    Er war bereits auf dem Weg in das höchste Stockwerk und überzeugte sich nicht von der Wirkung seiner Worte. Sollte Madame Chrysantheme damit anfangen, was immer sie wollte. Kurz darauf stand er in einem kleinen, sauberen Zimmer. Florine war hier gewesen, um zu packen. Sie hatte keinen Moment gezaudert und sich in größter Eile wieder davongemacht. Davon zeugten die offenen Kommodenschubladen, die zurückgeschlagene Tagesdecke auf dem Bett und die leere Fläche ihres Frisiertischchens. Wo war sie, gottverdammt?
    Er preschte die Treppen zurück ins Erdgeschoss, aus dem sechs splitternackte Mädchen, die schwarzen Schleier nun zurückgeschlagen, auf ihn zufluteten. Sie drückten sich an ihm vorbei.
    »Ihr sollt verschwinden!«, brüllte er.
    »Ohne Kleider?«, höhnte eine von ihnen.
    Der Pulk um ihn löste sich auf. Die Mädchen rannten in ihre Zimmer, um sich anzuziehen.
    »Beeilt euch! Ihr müsst hier raus!«, rief er ihnen nach.
    Entweder sie suchten ihr Heil in der Flucht, oder der Namenlose würde unter ihnen als erstes wüten, jetzt, da er durch das ganze Haus gerannt war, auf der Suche nach Florine, die verschwunden blieb. Er lief zu den Ställen, verfolgt von der einzigen Person, die angemessen bekleidet war. Madame Chrysantheme schnaufte hinter ihm her.
    »Monsieur! Monsieur, ich muss wissen, was vorgeht!«
    »Florine!«
    Seine Stimme hallte in einem leeren Stallgebäude. Ein Freier hatte während des überstürzten Aufbruchs seinen Handschuh verloren. Stroh und Heu waren auf dem festgetretenen Erdreich verstreut. Eigene Pferde besaß Madame Chrysantheme nicht, der Stall diente den Reittieren ihrer Gäste. Hinter einer Unterteilung am Stallende drangen erstickte Laute hervor. Er rannte darauf zu und fand einen gefesselten und geknebelten Burschen im Stroh. Hinter dem Knebel in seinem Mund versuchte er, etwas zu sagen. Cassian riss ihm das Stoffstück zwischen den Zähnen hervor.
    Rivale!, witterte er und stand kurz davor, den Burschen mit einem Tritt in das Stroh zurückzuschicken, aus dem er sich auf die Knie gehoben hatte.
    »Saint-Germain«, keuchte der Bursche. »Der Sauhund hat mir was über den Kopf geschlagen.«
    »Heute Nachmittag war er bereits hier«, sagte Madame Chrysantheme, die endlich

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