Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
aufgeholt hatte. Sie presste beide Hände gegen ihren wogenden Busen.
    »Was wollte er?«
    »Sein Geld abholen. Und er hat sich nach Florine erkundigt.«
    »Fuhr er in einer Kutsche vor?«
    Der Bursche spuckte aus. »Sechsergespann. Hält sich wohl für einen Prinzen von Geblüt. Wäret Ihr so freundlich …«
    Cassian war schon wieder auf dem Weg nach draußen. Ein Sechsergespann konnte er mit seiner Equipage nicht einholen. Seine Verwandlung wollte einsetzen. Einem normalen Wolf war es nicht gegeben, sich mit sechs Pferden auf langer Strecke zu messen, ein Werwolf war dazu in der Lage. Was aber, wenn er sie eingeholt hatte? Sollte Florine in ihm das erkennen, was er wirklich war? Paris war Saint-Germains Ziel, und dort konnte er ihn mühelos aufspüren. Sobald er den Comte gefunden hatte, würde er ihn in Stücke reißen, und dazu würde er sich nicht einmal die Mühe machen, sich zu verwandeln.

     
    Obwohl die Sommernacht die Hitze des Tages gespeichert hatte, kroch Kälte aus den Bodenfliesen an Florines Waden entlang. Die Wände saugten das Licht ein, das einige wenige Kerzen in den Raum schickten. Ausgeblichene Tapisserien, an manchen Stellen gar blankes Mauerwerk und Schlieren aus Staub am Boden. Während sie die Umgebung in sich aufnahm, rieb sie über ihren Hals. Wer hätte gedacht, dass im Arm des schmächtigen Saint-Germain so viel Kraft steckte? Seine mädchenhaft gerundeten Gesichtszüge ließen jedenfalls nicht darauf schließen Er war nahe daran gewesen sie zu erwürgen, als er sie durch den Hof in eine Kutsche geschleift hatte. Die Pferde waren in halsbrecherischem Tempo nach Paris galoppiert. Es grenzte an ein Wunder, dass die Kutsche nicht umgestürzt war oder ein Rad verloren hatte. Saint-Germain belächelte Florines Blick zu den geschlossenen Fensterläden.
    »Eine Flucht ist ausgeschlossen, kleine Mamsell, also denk nicht darüber nach. Dir wird nichts zustoßen, solange du dich gefügig zeigst.«
    Sie gab nichts auf diese Zusicherung, da ihr bereits etwas zugestoßen war. Oder wie sonst sollte sie eine Entführung deuten?
    »Was soll ich hier?«
    Saint-Germain entzündete weitere Lichter, die einzig die Verwahrlosung des großen Zimmers unterstrichen. Das Haus musste seit Jahren leer stehen.
    »Du wirst jemanden kennen lernen, der zu deinem Freund und Gönner werden kann. Du siehst, ich meine es gut mit dir. Stell dich nicht allzu dumm an, und dir werden Chancen eröffnet und Wege erschlossen, von denen du nicht zu träumen wagtest.«
    Abgesehen davon, dass Saint-Germain es gewiss nicht gut mit ihr meinte, glaubte sie nicht an einen Gönner. Das heruntergekommene Haus sowie ihre Entführung sprachen dagegen. Wen immer sie treffen sollte, ihr Freund würde er garantiert nicht werden. »Ich brauche keinen Gönner. Wenn Ihr glaubt, ich würde einem Eurer tattrigen Mäzene gefällig sein, täuscht Ihr Euch gewaltig.«
    Der feminine Schmelz in Saint-Germains Zügen verstärkte sich durch sein nachsichtiges Schmunzeln. »Noch magst du Cassian de Garou für das Maß aller Dinge halten, kleine Mamsell. Außer dir selbst kamen und kommen etliche andere Frauen in den Genuss seiner ausufernden Triebhaftigkeit. Du kannst dir sicher sein, dass sie ihn alle für unwiderstehlich hielten, ehe er sie fallen ließ.Dein Irrtum wird dir früh genug bewusst werden. Im Vergleich zu demjenigen, dem du heute Nacht begegnen wirst, ist Garou ein von Flöhen befallenes Nichts.«
    Schwätzer. Nachdem der erste Schock überwunden war, den die widerwärtigen Höllenviecher ihr eingejagt hatten, verklang nun auch der zweite Schreck, von einem gepuderten Laffen überfallen und verschleppt worden zu sein. Verärgert maß sie ihn ab und rechnete ihre Chancen aus, ihn anzugreifen und niederzustrecken. Saint-Germain neigte den Kopf zur Seite, lauschte in die Stille des Hauses. Da er ihr den Rücken zugekehrt hatte, packte Florine die Lehne eines Stuhls, um ihn auf seinen Rücken zu schmettern.
    »Er kommt.«
    Kaum hatte Saint-Germain dies verkündet, flogen die beiden Hälften der Flügeltüren auf und schlugen gegen die Wände. Florine vergaß ihr Vorhaben und wich an die Wand zurück, den Stuhl mit sich ziehend, als könnte sie sich dahinter verschanzen. Eine lächerliche Absicht, denn vor dem Mann, der auf der Schwelle stand, könnten höchstens dicke Mauern und heißes Pech sie schützen. Er war überhaupt nicht tattrig, sondern im Gegenteil nur wenige Jahre älter als sie selbst. In Reinweiß gekleidet, das Haar aus purem

Weitere Kostenlose Bücher