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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Fluch konnte einzig und allein durch Vernichtung gebrochen werden.
    „Die Sakristei!“
    Ruben schob sie auf eine Pforte zu, deckte sie mit seinem Rücken gegen den Ansturm, sodass sie nicht sehen konnte, was im Mittelgang vor sich ging. Selene und Mica befanden sich inmitten der Larvae, mehr hatte sie nicht mitbekommen. Sie stürmten in die Sakristei, doch es blieb keine Zeit, die kleine Pforte zu verriegeln. Die Larvae holten auf.
    „Findet die Krypta“, gellte Selenes Schrei über das Sirren der Mottenflügel hinweg.
    Den Ruf hätte es nicht gebraucht. Es gab keinen Ausgang, sondern lediglich eine Treppe nach unten. Je zwei Stufen auf einmal nehmend rannten sie hinunter und gelangten in einen schmalen Gang. Die Larvae waren direkt hinter ihnen. Jäh versiegte ihr Flügelschlag. Aurora blieb stehen, drehte sich um und sah die wahren Gestalten hinter den Motten und dem Ascheregen. Menschen am oberen Ende der Treppe. Verlorene Seelen mit leeren Augenhöhlen und Pergamentgesichtern. Offene Münder, die sie in einem stummen Schrei zu sich riefen. Ruben stieß sie vorwärts. Die Körper lösten sich auf. Sie stolperte weiter. Wo war jetzt die stolze, aufmüpfige Stimme, die unentwegt bohrte und quälte? Sie hörte nur ihre eigenen Gedanken.
    Ich werde sterben. Ich werde hier unten sterben wegen eines Fluchs, den ich nicht gewunden habe
.
    Die Magie von Mafalda Braglia und der anderen Strega wandte sich gegen sie. Das war die Natur schwarzer Magie. Sie kehrte zu denjenigen zurück, die sie gerufen hatten.
    Ruben schob sie vorwärts in einen Raum und warf die Tür zu. Für das Schloss gab es keinen Riegel oder einen Schlüssel, nur einen Eisenhaken, der in eine Verankerung im Türrahmen gelegt werden konnte. Er ließ ihn hineinfallen, lehnte sich an dasHolz und kam zu einem Ergebnis.
    „Wir sitzen in der Falle, zwischen Knochenschädeln noch dazu.“
    Aurora sah sich um, die Hand auf das Herz gedrückt. Tatsächlich saßen Schädel in den Wänden, die dafür bestimmten Nischen säumten Reihe um Reihe von der niedrigen Decke bis in Kniehöhe. Das Heiligtum war nicht fertiggestellt, denn in der Außenwand waren die Kuhlen noch leer. Kleine Lichter standen darin, Flämmchen hinter dickem Glas.
    „Das sind nicht irgendwelche Schädel, sondern Reliquien. Sie sind geweiht.“
    „Geweiht? Du hast großes Vertrauen in den Glauben der Christen.“
    Aurora sank gegen die hintere Wand. Sollten die von Schädeln bedeckten Wände die Larvae nicht aufhalten, saßen sie wahrlich in einer tödlichen Falle. „Jeder Glaube besitzt seine eigene Kraft. Warum sollte der der Christen schwächer sein als die Magie der Hexen? Allein der Wille zählt. Nichts anderes.“
    Ruben wies auf die Wand und zitierte einen eingemeißelten Spruch: „‚So, wie du jetzt bist, sind auch wir gewesen. So wie wir jetzt sind, so wirst du bald sein.‘ Sinnig und unglaublich hilfreich.“
    Frost rieselte über ihren Rücken. Ihr Mantel spendete keine Wärme. Sie schlang die Arme um sich und biss die Zähne zusammen, damit sie nicht aufeinander schlugen. Ein Schlag erschütterte die Tür. Die Larvae flogen gegen das dünne Holz an. Ruben hieb die Faust dagegen.
    „Arschlöcher!“
    Es fehlte noch, dass ein weiteres Hindernis vor den Larvae splitterte. Sein Wagemut war bedenklich. Viel zu schnell nahm ein Werwolf eine Herausforderung an. Sie presste die Augen zu und rutschte an der Wand hinab. Die Kanten der leeren Kuhlen schabten über ihren Rücken.
    „Schau dir das an. Es ist nicht zu fassen. Diese Mistviecher!“
    Sie wollte nichts sehen. Durch halb Rom war sie gehetzt worden. Entsetzen drückte ihr Herz zusammen. Jede Zuversicht zerschellte an den Geräuschen vor der Tür. Gleichwohl blieb ein Teil in ihr, ein Funke blanker, hexenhafter Neugier, der sich nichts entgehen lassen wollte. Sie öffnete die Augen. Ein Fehler. Durch das Schlüsselloch, groß genug, um einen Finger hindurchzuschieben, schlüpften Motten. Ihre Flügel irisierten im Dämmerlicht.
    „Heilige Maria Mutter Gottes, steh uns bei!“
    „Du bist eine Hexe, Aurora.“
    Das war nicht von Bedeutung. Lange und sichere Jahre hatte sie im Kloster verbracht. Tagtäglich war der Rosenkranz durch ihre Finger geglitten. Gleich aller anderen hatte sie Gebete gesprochen und die Beichte abgelegt. Immer neue Lügen hatte sie dabei erfunden, um ihre wahre Identität zu verhehlen, aber die Mutter Gottes war schließlich Vergebung, sie konnte ihr das nicht übel nehmen. Über die Jahre hatte sie so

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