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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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würde sie ihn sich selbst überlassen. Ihr Bein knickte ein, als sie eine enge Kurve nahmen, in eine Gasse mit schlüpfrigem Pflaster. Ruben stabilisierte sie und sah sie an. Der Silberglanz in seinen Augen hatte das Graugrün ausgelöscht. Sie ahnte sein Vorhaben voraus, erkannte es im scharfen Schliff seiner Gesichtszüge.
    „Mica!“
    Sofort holte der Vampir auf. Über Auroras Kopf hinweg fand ein Blickwechsel statt, eine stumme Verständigung. Mica sollte sich ihrer annehmen, die Lamia würde ihren Rücken decken und Ruben wollte zurückbleiben. Eine blasse Männerhand streckte sich nach ihr, gleichzeitig lockerte Ruben seinen Griff. Wut über ihr eigenes Unvermögen setzte einen Schub frei. Auroras Arm streckte sich nach Mica. Durch ihre Knochen schoss Eis. Unsichtbare Splitter brachen durch ihre Fingerspitzen. Sie war selbst überrascht von der Magie, die durch ihren Arm floss, wusste nicht, woher sie gekommen war. Ihr Energiestoß traf Mica vor die Brust, dann fiel ihr Arm taub herab. Der Lauf des Vampirs stockte. Er fiel zurück und schloss zugleich wieder auf.
    „Rühr mich nicht an, Ewiger.“
    „Aurora, sei vernünftig“, bat Ruben.
    „Das bin ich!“
    Das gottgleiche Wesen bleckte die Zähne. Ein Mal hatte ihre Hexenkraft ihn überrumpelt, ein zweites Mal würde es ihr nicht gelingen. Selene vereitelte den nächsten Zugriff.
    „Santa Maria della Concezione ist nicht mehr weit. Erschöpfe deine Kraft nicht in kindischen Zaubern, Strega.“
    Dafür hätte die Lamia einen weiteren Energieschub verdient, nur konnte Aurora ihn nicht hervorrufen. Die Magie war erloschen, so schnell, wie sie entstanden war. Sie musste sich mit einem bösen Blick in das vollkommene Gesicht begnügen, in dem nicht die geringste Anstrengung stand. Sie rannte mit drei Jägern. Zu Gejagten geworden, war die Flucht für sie ein Dauerlauf, und die Strega durfte hinterherhecheln. Der Gedanke schürte ihre letzten Kraftreserven. Vor ihnen war die Kirche zu sehen. Nur noch einige Meter, die Ruben ihr erleichterte, indem er sie umfasste und ihrem Lauf mehr Schwung verlieh. Das Kirchenportal krachte unter einer leichten Berührung der Lamia auf und sie preschten hindurch. Ein Knall und sie standen allein auf glänzendem Marmor. Aurora beugte sich vor, presste die Hände gegen das Stechen in ihrer Seite und rang nach Atem.
    „Geweihter Boden“, keuchte sie hervor. „Mir war nicht bekannt, dass die Ewigen ihn nicht betreten können.“
    „Die beiden sind uns nicht gefolgt, weil sie nicht riskieren wollen, bei Tageslicht in einer Kirche festzusitzen. Durch die Fenster fällt zu viel Licht. Sie würden darin einschlafen. Ich nehme an, sie haben sich auf dem Dach in Sicherheit gebracht.“
    Sie kam zu Atem, obwohl ihr Herz noch immer bis zu ihrem Hals schlug. „Ihre Schönheit ist legendär und widernatürlich. Sie können keine Kinder der allgewaltigen Mutter Erde sein. Sie sind zu makellos.“
    Ruben enthielt sich eines Kommentars und betrat den Mittelgang. An seinem Ende vor dem Altar stand ein Taufbecken. Vor einigen Stunden hatte ein christliches Sakrament stattgefunden. Sie gingen darauf zu. Der Schein ewiger Lichter erhellte den Innenraum und reflektierte sich im Gold einer Kirche, der Aurora nie angehört hatte. Trotzdem schlug sie ein Kreuz. Der Glaube der Christen war nicht der ihre, doch es gab eine Gemeinsamkeit. Im Wasser des Taufbeckens spiegelte sich ihr Gesicht. Der überstandene Schreck stand darin, und um ihn loszuwerden, half nur eines. Reden.
    „Der christliche Glaube ist seltsam. Sie nennen den gekreuzigten Hexenmeister ihren Heiland, verehren ihn mit jeder Faser ihres Herzens, und doch überantworten sie seine Nachfahren dem Feuer. Gott ist ein großer Spaßmacher.“
    Ruben sah zu dem Kreuz über dem Altar auf. „Er war ein Hexer?“
    „Er war der Meister unserer Kunst“, sagte sie andächtig. „Das Gefäß des Wissens, die größte Strega, die es jemals gab. Die Menschen schmähten und schlugen ihn und nagelten ihn an ein Kreuz. Erst dann konnten sie ihn lieben. Vielleicht ist Schmerz der Preis, den die Liebe von uns verlangt.“
    Ruben rollte den Kopf im Nacken, kratzte seine Brust, sah überall hin, nur nicht zu ihr. Schon die Erwähnung von Liebe löste Unbehagen in ihm aus. Sie lächelte zu ihm auf.
    „Es gibt viele Formen der Liebe. Du hast mich gerettet, ohne an dich selbst zu denken.“
    Er streifte einige lose Strähnen hinter die Ohren und betrachtete die Deckenfresken. „Dazu habe ich mich

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