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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Boden. Ungläubig blinzelte sie zu der gewölbten Decke auf. Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln und aufzusetzen. Die Beine angewinkelt,kauerte Ruben in der Ecke unter dem Kreuz. Die Tür war geschlossen, hielt dem Toben der Larvae stand. Es drohte keine unmittelbare Gefahr. Weshalb war er vor ihr zurückgescheut? Das Graugrün seiner Augen war dunkel wie Moos und er war nicht nur blass, sondern regelrecht entsetzt. Unentwegt rieb er die Hände über seine Schenkel, als habe er sich an ihr besudelt.

     
    Mühsam regulierte Ruben seinen Atem. Das Pochen seines Körpers war intensiv und trübte sein Sehfeld. Am Ende eines Tunnels nahm er Aurora wahr. Ein schmales Gesicht, umgeben von wirren Locken. Allmählich klärte sich sein Blick, womit er sich einem Augenpaar gegenübersah, dessen Grau zu Gletschereis gefroren war. Ihr Teint hob sich kaum von den gekalkten Wänden ab. Einzig ihre Lippen waren leicht gerötet, als habe sein Kuss sich in die Haut gebrannt. Stumm musterte sie ihn. Ihre Haltung zeigte eine Abwehr, unter der seine Erregung abebbte. Schließlich strich sie ihre Silberlocken aus der Stirn hinter das Ohr und brach ihr Schweigen.
    „Es war nicht nötig, mich auf diese Weise vor den Kopf zu stoßen. Dein Abscheu gegen mich war mir bereits bewusst.“
    Es war nicht einfach, den Sinn ihrer Worte einzuordnen. Sie redete so wirr, wie er sich fühlte. „Ich … was?“
    „Ich weiß längst, weshalb du dich fern von mir hältst und das Bett nicht mit mir teilen willst, obwohl wir zusammengegeben wurden. Es war nicht notwendig, mir deine Abneigung deutlicher zu zeigen.“
    Hölle, keinen Lidschlag hatte er so etwas gedacht. Er hatte überhaupt nicht nachgedacht, sonst wäre ihm dieser Ausrutscher nicht unterlaufen. Die Zeremonie mit der Wolfsstatue hatte Tizzio ersonnen, damit Aurora sich verpflichtet fühlte. Jetzt hielt sie sich für seine Frau, und er konnte den Betrug nicht eingestehen, ohne alles zunichtezumachen. Sie zischelte etwas Unverständliches, warf sich herum und rollte sich mit dem Rücken zu ihm auf dem Boden zusammen. Seine Jacke benutzte sie als Kopfkissen. Ihre Locken ließen ihren Nacken frei. Sie wirkte dadurch noch verletzlicher.
    Ruben starrte zu ihr und zermarterte sich den Kopf nach einer glaubwürdigen Erklärung für sein Verhalten. Seine Marke haftete noch immer in seinen Handflächen und machte ihn nervös. Hinzu kam der Geschmack ihrer Mundhöhle. Pures Quellwasser, eine belebende Frische, in die er sich hineingestürzt hatte. Er hatte sie regelrecht verschlungen. Von Abscheu konnte keine Rede sein. Jungfrauen waren definitiv kompliziert. Leicht verstanden sie etwas falsch, und dann machten sie eine Szene. Allerdings hatte Auroras Abkehr nichts Kapriziöses an sich. Eher zeigte sich darin gerechter Zorn.
    Er rieb über sein Gesicht, wobei er den Duft seiner Marke direkt in seine Nase trieb. Was hatte er bloß angestellt? An ihren Sturmaugen lag es. Groß und klar hatten sie ihn gebannt, während sie ihn gebeten hatte, in Deckung zu gehen und sie ihrem Schicksal und den Larvae zu überlassen. Es hatte ihn gerührt, ebenso wie ihr Schwur und ihre Bereitschaft, ihn, einen Alphawolf, beschützen zu wollen. In dieser Nacht hatte sie eigenwillig daran festgehalten. Wer konnte da widerstehen und sie nicht küssen wollen? Er nicht. Weil er ein Trottel war.
    Jetzt hockte er in der Ecke, den Geruch seiner Marke an den Händen. Unmerklich hatte diese sich freigesetzt. Es hatte nicht viel gefehlt, um seine Haut von oben bis unten damit zu überziehen, damit er sie auf Aurora übertragen konnte. Das Bedürfnis, sie zu markieren, war gegen seinen Willen über ihn hereingebrochen. Das wirklich Üble daran war, er wollte es noch immer. Er wollte diese Hexe für sich. Gut war das nicht. Er schüttelte sich, wie nur Wölfe sich schütteln, senkte den Kopf und grub die Finger in sein Haar.
    Hatte sie einen Zauber über ihn gelegt? Eine ähnlich erotische Verlockung eingesetzt, die ihn zu Selenes Spielball gemacht hatte? Gewiss nicht. Darin war eine Lamia wohl unschlagbar. Und doch hatte Selene nicht den Wunsch nach einer Markierung in ihm ausgelöst. Stattdessen keimte er bei einem schlichten Kuss auf, der ausreichte, um seinen Lustpegel in ungeahnte Höhen zu schicken. Und das, nachdem die Nacht mit Selene ihm alles abverlangt hatte. Begreifen konnte er es nicht.
    Als er das leichte Zucken ihrer Schultern gewahrte, ging ein Stoß durch ihn. Sie weinte. Das hatte er nicht gewollt.

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