Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
Kopf nach vorn und er brach geräuschlos in sich zusammen.
Daxx!
Daxx hatte ihm den Mund zugehalten und ihm einen weiteren Schlag verpasst.
Ohne zu zögern ging Alain in die Knie, stützte den Kopf des Bewustlosen und rief: „Wir brauchen Hilfe! Er ist ohnmächtig geworden!“
In nur wenigen Sekunden sammelte sich eine Menschentraube um uns, die meisten von ihnen drängelten und gaben Kommentare ab, wie: „Der arme Mann“, „Ruft einen der Ärzte“, „Geht zurück, er braucht Luft“, „Was hat er denn?“ und „Macht Platz“. Eben das ganze typische aber wichtigtuerische Zeug.
Zwei Frauen in Kitteln bahnten sich ihren Weg durch die Gruppe und beugten sich über den am Boden liegenden Mann. Während sie sich um ihn kümmerten, erhob sich Alain langsam, packte mich unbemerkt am Ärmel und zog mich vorsichtig rückwärts durch die Reihen der Schaulustigen. Ich spürte Daxx direkt vor mir; er hielt sich dicht, um nicht unsichtbar einige der Leute anzurempeln. Tatsächlich achtete niemand auf uns. Ein Angestellter von AT&T konnte sich mit dem Interessengrad eines Ohnmächtigen nicht messen.
„Weiter, weiter“, flüsterte Alain fast unhörbar. Als wir den Pulk verlassen hatten, drehte ich mich um, Daxx ließ von mir ab, und wir gingen schnellen Schrittes, aber ohne zu rennen, auf das Portal zu. Dahinter befand sich ein kurzer, aber sehr breiter Gang, an dessen Ende ein Sicherheitsschott in die Wand eingelassen war, mit gelben und schwarzen Schrägstreifen am Rahmen. Es war offen. Dahinter sahen wir einen langen, riesigen, leicht gebogenen Tunnel mit einem Metallzylinder von mindestens sechs Fuß Durchmesser auf dessen linker Seite, welcher der Krümmung des Tunnels auf voller Länge folgte. Er besaß in regelmäßigen Abständen Stahl- und Betonstützen, große Aufsätze rundherum und endlose Kabelstränge und dünnere Rohrleitungen, die unter dem Zylinder hindurchliefen.
„Das ist er!“, rief Daxx aufgeregt. „Der Beschleunigerring.“
Er hatte es gerade ausgesprochen, als sich die kalte Neonbeleuchtung plötzlich änderte und einem blutroten Licht wich, das begleitet von einem durchdringenden Geräusch an- und abschwoll.
Alarm.Ein wuchtiges Tor schob sich, schneller, als man es aus Filmen kennt, von oben in den Rahmen des Sicherheitsschots.
„Lauft!“, brüllte Alain und rannte im selben Moment auf die kleiner werdende Öffnung zu. Er schaffte es, sie in gebückter Haltung zu passieren. Ich hatte nicht so schnell reagiert und musste auf allen Vieren drunter durch krabbeln, fix, wie vom Satan persönlich gehetzt. Die Vorstellung eines gebrochenen Rückgrats oder zerquetschter Beine wollte ich gar nicht erst in meinen Kopf lassen. Das Schott schloss sich, das Geräusch seiner Pneumatik mischte sich nicht länger zu dem des Alarmtons.
Ich richtete mich auf und rief sorgenvoll: „Daxx? Bist du hier?“
„Ja“, erklang seine Stimme vom Boden. „Ich wollte sicher gehen, dass du durchkommst. Sonst hätte ich dich geschubst. Deshalb musste ich auf dem Bauch durchrutschen. Ich glaube, jetzt habe ich mir meinen kleinen Dexter aufgeschrappt.“
Ich begriff nicht, wie er in dieser Situation so lapidar reden konnte. Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus.
„Den musst du später versorgen, Jul. Ich habe gehört, dass Speichel die Blutung bei Wunden stoppt.“
Dieser unglaubliche Optimismus und seine schier kindliche Naivität mit der ganzen Sache umzugehen, hätte mich fast zum Lachen gebracht. Wahrscheinlich war auch das literweise vorhandene Adrenalin in meinem Körper dafür verantwortlich.
Der Alarmton schrillte weiter, und mit ihm pulsierte das rote Licht, das den Tunnel in eine altmodische Geisterbahn zu verwandeln schien. Entlang der rechten Wand gab es weder Türen, noch abzweigende Gänge. Dafür standen dort einige Kisten, Industriepaletten und zwei kleine Fahrzeuge, die vom Aussehen her Golfcaddies ähnelten. Alain lief zu dem ersten und inspizierte ihn.
„Diese Dinger haben kein Zündschloss, nur ein Tastenfeld“, rief er verärgert. „Das nützt uns nichts. Wir müssen rennen. Kommt!“
Wir folgten Alain. Dieses Mal hörte ich Daxx neben mir atmen, während wir drei den stets gleich aussehenden Tunnel entlangsprinteten. Einen kurzen Zeitraum – der mir allerdings recht lang vorkam – änderte sich nicht viel an unserer Umgebung, so, als würde man auf der Stelle treten. Wie in einem Albtraum. Dann endlich tauchten zwei Männer hinter der langen Krümmung auf und
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