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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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widerlegten damit meine irrationalen Befürchtungen. Einer in Zivil, der andere in einem Blaumann. Sie schienen zu diskutieren, bis sie uns bemerkten. Statt uns aus dem Weg zu gehen, stellte sich der grobschlächtige Arbeiter breitbeinig geduckt mitten in den Gang. Verteidigungsposition. Der Zivilist machte zwei Schritte zurück, wich aber ebenfalls nicht zur Seite. Alain beschleunigte sein Tempo, raste direkt auf den Arbeiter zu, der im letzten Moment weit – zu weit – ausholte. Alain duckte sich unter dessen Arm weg, ließ seine rechte Hand nach oben schießen und traf den Goliath direkt unter seinem Kinn. Das laute Knacken, als seine Kiefer zusammenschlugen, war trotz der Alarmsirene zu hören. Er warf ungewollt seinen Kopf in den Nacken, als gäbe es etwas unendlich spannendes unter der Decke zu sehen, dann ging er langsam in die Knie. Indessen war Alain längst an beiden vorbei. Der Zivilist trat unentschlossen einen weiteren Schritt zurück, schien aber nicht bereit zu sein, uns den Weg gänzlich frei zu geben. Vielleicht wäre es gar nicht nötig gewesen, aber ich spannte meine linken Armmuskeln und vepasste ihm beim Vorbeilaufen einen kurzen Schlag auf sein Kinn. Es schmerzte in meinen Knöcheln, aber er machte eine halbe Drehung und prallte frontal gegen die massive Beschleunigerröhre.  
    „Guter Schlag“, keuchte Daxx neben mir. „Den hast du perfekt zusammengefaltet. Mann, die sind stur wie New Yorker.“
    Was soll ich sagen? Ich fühlte mich gut dabei. Vielleicht war es nicht richtig, aber zumindest hatte ich keine Frau oder ein Kind geschlagen. Und ich hatte mich nicht hinter einer Zeitmanipulation versteckt, wie ich es bei Henry getan hatte. Das hier war fair gewesen. Aber mehr noch, Daxx hatte mich gelobt. Ich glaube, das war der Hauptgrund für meine Freude.
    Kurz darauf endete unser Weg vor einer Wand aus Beton, Metallrahmen und darin eingelassenen, grün-verspiegelten Glaspanelen. Die Rohrleitung verschwand in dem Beton. Daneben, auf unserer Seite des Gangs, befand sich eine Stahltür, die sich in ihrer Lackierung kaum von dem Grün der Scheiben unterschied.
     „Ist das die Zentrale?“, rief Alain, der ebenfalls keuchte.
    „Ich glaube, schon.“
    „Wahrscheinlich“, sagte ich, als ich Alain erreichte. Mein Herz raste.
    Die Tür stand offen.
    Sie stand tatsächlich offen.
    Schwer atmend blieben wir nur wenige Yards davor stehen. Alain riss seinen Kittel auf und griff darunter. Er holte einen Colt 1911 hervor. Ein Teil seiner perönlichen Gegenstände. Ich hatte sie bereits in dem Überwachungsraum des Nebeneingangs gesehen, wahrscheinlich ohne, dass Alain es bemerkt hatte. Ein Colt Goverment. Der passte zu ihm. Er warf mir einen schnellen, fragenden Blick zu. Ich zog meine Waffe aus dem Hosenbund und entsicherte sie. Das war Antwort und Bestätigung genug für Alain.
    Du trägst die Stärke deiner Mutter in dir, also nutze sie nun, da du sie kennst, um denen zu helfen, die dir lieb sind.
    Worte von Madame Rosalyn. Alain, Daxx und Sinh waren mir lieb, das war außer Frage. Aber wenn alles stimmte, was mir gesagt worden war, stand das Leben von mindestens siebeneinhalb Milliarden anderer Menschen auf dem Spiel. Kein Herrscher, kein Diktator oder König in der gesamten Geschichte der Menschheit, hatte je so viele Leben riskiert, um sein oder ihr Ziel zu erreichen. Vielleicht war die Menschheit nichts weiter als ein Virus, der den Planeten Erde befallen hatte, ohne dass die Natur etwas dagegen unternehmen konnte. Eine intelligente Spezies, die sich ansiedelte, vermehrte und ihren Gastkörper systematisch zerstörte. Und sich selbst dazu. Wie ein AIDS-Virus. Trotzdem unterschieden wir uns von diesen hirnlosen Lebewesen. Wir sind unserer Existenz bewusst, wir besitzen Gefühle und die Gabe der freien Entscheidung. Wir sind kreativ und erschaffen Kunst und Schönheit in Worten, Klängen und Bildern, ohne sichtbaren Nutzen. Aber wir tun es, zu unserer gegenseitigen Entspannung und Freude. Einige von uns versuchen, den übriggebliebenen Rest des Planeten zu schützen, stellen die Natur und deren Fortgang über sich selbst. Keine Krankheit, kein Virus oder Bakterium würde das jemals tun.  
    Wir Menschen stellen eine ganz eigene Art dar, gut und schlecht zu gleichen Teilen. Zu welcher Seite wir gehören, entscheiden wir selbst, durch Erbgut und Informationen, oder durch freien Willen. So oder so sind wir, was wir sind.
    Das machte mich zu einem Kämpfer.
    „Bereit“, sagte ich.
    Alains Mine

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