Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
erhellte sich trotz der düsteren Situation. „Dann lasst uns gehen.“
Hinter dem Eingang befand sich ein unbeleuchteter und menschenleerer Querflur, mit mindestens einem Dutzend Türen, vielleicht mehr, aber das konnten wir in dem wenigen roten Licht, das vom Tunnel hereinfiel, nicht erkennen. Der Korridor reichte zur der rechten, dem Ringbeschleuniger abgewandten Seite, weit über die Breite des Tunnels hinaus. Es war ein wichtiger Komplex, soviel war klar. Mit Sicherheit die Schaltzentrale.
„Julian“, flüsterte Alain, „Du nimmst die erste Tür. Ich die zweite, Daxx die dritte. Wenn wir nichts finden, kommen wir zurück und durchsuchen den Rest.“
„Und wenn wir etwas finden?“
„Rufen. Wenn das nicht geht, versuchen wir es telepatisch. Alles klar?“
„Okay“, antwortete ich aufgeregt. Im nächsten Moment spürte ich Daxx‘ Körper, fest an mich gedrückt, seine warmen Lippen auf meinen, seine Zunge an meinem Gaumen. Er umarmte und küsste mich.
„Wir schaffen es“, hauchte er. Dann ließ er mich los, aber die kurze Wärme seiner Berührung wirkte wie Balsam.
Ich wartete, bis Alain an der zweiten Tür stand und Daxx vermutlich an der folgenden. Dann drehte ich vorsichtig den Knauf bis zum Anschlag. Die Tür ließ sich öffnen, aber ich zögerte noch und sah zu meinen Freunden herüber. Alain hatte nicht soviel Glück. Er schüttelte den Kopf und machte sich zur übernächsten Tür auf. Dabei stieß er gegen den unsichtbaren Daxx, der dasselbe Problem mit seiner Tür zu haben schien. Zumindest Alain ging weiter, aber bei Daxx vermutete ich dasselbe. Die vierte Tür schien nicht verschlossen zu sein, denn dieses Mal nickte Alain in den dichter werdenden Schatten des Korridors. Ich konzentrierte mich wieder auf mein Vorhaben, hob die Five-seveN und öffnete meine Tür einen Spalt.
Hinter mir schloss sich geräuschvoll die grüne Metalltür, die zum Tunnel führte. Ich ließ den Knauf los und konnte einen erschreckten Aufschrei gerade noch unterdrücken. Durch den Spalt vor mir kam kein Licht; der Raum dahinter war finster wie der Korridor, in dem wir standen. Die seltsam getönten Scheiben ließen ebenfalls nichts durch. Vielleicht waren es Spiegel und keine Fenster. Wir standen in absoluter Dunkelheit und absoluter Stille.
Panik stieg in mir auf, vermischte sich mit albtraumhafter Platzangst. Ich drehte mich um und tastete mich hektisch das kleine Stück zur Metalltür vor. Stemmte mich dagegen. Suchte verzweifelt einen Riegel oder eine Klinke.
Nichts.
Alain, wir sind eingesperrt!
Er antwortete ziemlich ruhig, aber bestimmt.
Das könnte eine automatische Sicherung sein. Bleib bei unserem Plan. Es gibt jetzt kein Zurück mehr.
Das sagt sich so leicht , dachte ich, tastete mich aber trotzdem wieder zu meiner Tür vor. Den wahren Wert der optischen Sinneswahrnehmung lernen wir erst schätzen, wenn wir ihrer beraubt sind. Dennoch hatte ich Hoffnung, einen Lichtschalter in dem Raum zu finden, also stieß ich die Tür auf und fühlte mit meiner freien Hand an der Wand neben dem Rahmen entlang. Fehlanzeige. Obwohl ich nicht annahm, dass sich jemand in einem Raum ohne Licht befand, hielt ich meinen Atem an und lauschte. Es war nichts zu hören, weder aus dem Raum, noch vom Korridor.
Alain, wo bist du?
In einem dunklen Zimmer. Sieht aus wie ein großer Heizungsraum oder so was.
Ich finde keinen Lichtschalter.
Geht mir genauso. Geh vorsichtig rein. Irgendwo muss es einen Schalter geben. Hast du kein Feuerzeug?
Natürlich nicht. Scheiße.
Nein.
Such trotzdem nach dem Schalter.
Er hatte gut reden. Wo waren eigentlich mein Feuerzeug und meine Zigaretten? Wann hatte ich meine letzte geraucht? Der Tag kam mir wie eine Ewigkeit vor. Jedenfalls machte es keinen Sinn, mir jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen. Vorsichtig wagte ich mich weiter in den Raum und tastete immer größere Bereiche der Wand ab. In Gedanken beschwor ich die schlimmsten mir bekannten Flüche gegen hirnlose Architekten, die Lichtschalter nicht genau da einplanten, wo sie gebraucht wurden. Als die Suche auf dieser Seite des Rahmens sinnlos wurde, probierte ich es auf der anderen Seite der Tür, dort, wo die Scharniere waren. Unüblicher Platz, aber immer noch naheliegender als alles andere. Ohne etwas gespürt oder gehört zu haben, was mich hätte warnen können, wurde mir mit einem schmerzhaften Ruck die Waffe aus der Hand gedreht. Gleichzeitig spürte ich einen Stich im Oberarm und es traf mich ein heftiger
Weitere Kostenlose Bücher