Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
geschickt inszenierten Autounfall. Tödlich, und ohne Spuren, die zu mir führten. Den trauernden Sohn spielte ich sehr viel überzeugender.“
Das widerwärtige Rumoren in meinem Magen war mitlerweile meine Kehle hinaufgestiegen und schnürte mir vor lauter Hass den Hals zu. Ich begann zu zittern.
„Na, na, Jul“, sagte der General ruhig aber alarmiert und zog dabei eine Augenbraue hoch. „Mach jetzt nichts Unüberlegtes. Es könnte dir später Leid tun. Also, wo war ich ... Ach ja, der Unfall. Der Nachlass und die Lebensversicherung der beiden bescherte mir als ihrem einzigen Sohn den perfekten Start für meine Karriere. Anfangs dachte ich darüber nach, wieder eine Laufbahn in der Army einzuschlagen, entschied mich dann aber für die Wissenschaft. Nach allem, was ich in der Villa erlebt hatte, war das sehr reizvoll, und – wie soll ich sagen – sehr vielversprechend.
Das mir zur Verfügung stehende Kapital benutzte ich zum Teil, um mein Studium zu finanzieren, und zum Teil, es drastisch zu vermehren. Man muss kein Genie sein, um einer der reichsten Männer der Welt zu werden, wenn man genau weiß, welche Aktien man in den nächsten achtzehn Jahren kaufen sollte und welche Unternehmen lukrativ sind. Ich legte mir verschiedene Identitäten zu, tauchte für einige Zeit in Europa unter und besuchte dort die besten Schulen. Es war fast zu einfach.“
Ich hatte mich wieder halbwegs im Griff, obwohl die Schmerzen wie wilde Wölfe in mir tobten. Im Moment standen seine Chancen einfach besser, als meine. So lange wir redeten, hatten wir eine Art Pattsituation. Ich überlegte, den gleichen Trick wie auf der Strecke von Stephenville nach Bluff Dale zu versuchen: Einen Sprung in der Zeit zu Sinh und Daxx in der Villa zu wagen, dort Kraft aufzutanken und genau an diesen Punkt in der Zeit zurückzukehren. Aber das Risiko, es in meinem jetzigen Zustand nicht so perfekt hinzubekommen, dass der General nichts merkte, war zu hoch. Nur ein paar Sekunden nach meinem Verschwinden wieder aufzutauchen und meinen Körper in dieser kurzen Spanne erschlafft zurückzulassen, konnte ausreichen, dass er den Sensor losließ. Außerdem war ich mir noch immer nicht sicher, ob er meine Gedanken wahrnehmen konnte. Falls ja, würde er meinen Plan noch vor seiner Durchführung erkennen. Ich traute mich nicht einmal zu probieren, ob ich seine Gedanken lesen konnte.
Letztendlich entschied ich mich, unser Gespräch in die Länge zu ziehen, in der Hoffnung, dass sich mir eine bessere oder andere Chance bieten würde.
„Warum dein plötzliches Interesse für Physik?“, fragte ich vorsichtig. „Das passt gar nicht zu dir.“
„Weißt du, Sohnemann, wenn man über drei Monate im Inneren einer fremden Lebensform existiert – und damit meine ich keinen Fötus im Bauch einer Mutter oder euer Leben in dem Gebäude, das ihr als Villa bezeichnet – ändert man seine Sicht der Dinge. Plötzlich wird einem bewusst, dass der Horizont des Menschen sehr viel weiter weg liegt und um einiges breiter ist, als man gedacht hat. Neues Terrain tut sich auf, und man kann es erobern. Nicht mit Waffen oder Gewalt, sondern mit Köpfchen. Das, in Kombination mit dem Wissen über die Zukunft, verschafft einem ungeahnte Macht.“
Seine Augen bekamen einen leuchtenden Glanz.
„Ich kann mir nach belieben Firmen oder ganze Konzerne einverleiben, mit einer einzigen Unterschrift das Leben tausender Menschen verändern, zum Vor- oder Nachteil der Betroffenen.“
Sein Grinsen bekam diesen irren Ausdruck, wie ich ihn bei dem General in seinen letzten Stunden – und lange Zeit in meinen Albträumen – gesehen hatte. Nur, dass es jetzt das Gesicht das älteren Alains war. Erschreckend.
„Ich kann sogar kleine Republiken finanziell in die Knie zwingen und von der Landkarte fegen. Das ist wahre Macht. Mein Interesse an Naturwissenschaften gründete sich auf zwei Überlegungen. Einerseits sollte sie mir helfen, mein Vermögen zu vergrößern. Ich habe gerne selbst Kontrolle über alles, was um mich herum vorgeht und verlasse mich lieber nicht auf irgendwelche Eierköpfe, die mir dummes Zeug vorschwafeln. Aus diesem Projekt lässt sich eine Menge Geld rausholen. Das wurde mir vor fünf Jahren in der Schweiz klar.“
„Die Katastrophe im CERN. Du warst also tatsächlich dabei?“
„Du bist ja bestens informiert. Das hängt wohl mit deiner Freundschaft zu den Rigby Jungs zusammen, habe ich recht? Ja, ich war dabei, mittendrin, um genau zu sein. Ein
Weitere Kostenlose Bücher