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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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angehoben. Die Unica zeigte in Daxx‘ Richtung. Die blanke Gier eines kranken Tieres, Schaden anzurichten, war in seinem Gesicht zu sehen. Seine Züge hatten nichts Menschliches mehr.
    Obwohl es mir heute durch die detaillierten Bilder vorkommt, als wäre alles in Zeitlupe abgelaufen, ging es so rasch, dass ich die Geschehnisse nicht schnell genug begreifen, geschweige denn, auf sie reagieren konnte.
    Ich sah, wie die schwere Waffe durch den Schuss leicht nach oben verzogen wurde.
    Ich sah einen dünnen Rauchfaden, der quälend langsam aus der Laufmündung kroch.  
    Und bevor ich wieder atmen konnte, bevor ich etwas sagen, denken, handeln konnte, fiel ein zweiter Schuss.
    Daxx‘ Gesicht verschwand in einer roten Wolke. Eine kleine Explosion. Fleischfetzen. Zähne. Blut. Unmengen von Blut. Alles löste sich aus dessen Zentrum, stob auseinander, zerriss nicht nur Teile seines Kopfes, sondern etwas so Essentielles in mir, dass mein eigener Tod nicht hätte grauenvoller sein können. Das, was einst mein Leben gewesen war, endete zugleich mit dem von Daxx.
    Er brach in sich zusammen. Einfach so. Kein Abschied, keine Vorbereitung auf den Verlust, keine theatralische Sterbeszene. Herzlich Willkommen, Julian Grifter. Das ist das Leben.
     
    Im Jahr 2012 hatte ich dermaßen furchtbare Schmerzen erleben müssen, dass sie weit, weit über allem standen, was ich je zu erdulden gehabt hatte. Keine Krankheit, kein Knochenbruch, kein Bänderriss, keine Verstauchung oder Prellung und kein Schnitt in den neunzehn Jahren meines eigentlichen Lebens ließen sich damit vergleichen.
    Aber das waren körperliche Schmerzen. Nur körperliche Schmerzen. Sie heilten mit der Zeit, das taten sie immer. Aber jetzt gab es keinen Dexter Rigby mehr, keine Tolpatschigkeiten, keine Computerkenntnisse, keine Tierliebe, keine Kreativität, keine Kochkünste, kein jugendlicher Leichtsinn, keine Unbeschwertheit, keine Liebe.  
    Alles war fort. Und mit ihm, der größte Teil meines Ichs.
    Damit war ich genau so tot wie Daxx. Was jetzt folgen sollte, war mir nicht nur egal. Ich hieß es willkommen; mein körperliches Ende. Dabei dachte ich nicht einmal an Alain oder Sinh. Sie waren mir nicht egal, oh nein. Ich liebte sie genau so, wie ich Daxx geliebt hatte. Aber selbst sie wären nicht in der Lage gewesen, mir bei diesem unbeschreiblichen Verlust zu helfen, der nicht nur meiner war, sondern auch der einer ganzen Welt, die nun ohne ihn auskommen musste. Niemand konnte das. Nichts änderte etwas. Nie mehr.
    Der General setzte sich auf, abgestützt auf seiner freien, linken Hand. Die rechte richtete die Unica auf mich.
    Ich wartete darauf, dass er endlich abdrückte.
    Sein Zeigefinger krümmte sich.
    Und dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte.
    Er lachte.
    Sein reptilienartiges Grinsen verzog sich, öffnete sich, entblößte seine Zähne.
    Er lachte lauthals.
    Und die tiefe Schwärze des Verlusts, die mich umgab, ballte sich zu einer kleinen Kugel des Hasses zusammen, die mein Herz durchschlug, bevor es seine Patrone tun konnte. Liebe ist stärker als Rache, aber Rache ist ein brauchbarer Ersatz für sie, falls es die Umstände erfordern.
    Ich wollte nicht weiterleben.
    Aber ich wollte auch nicht, dass er es tat.
    Endgültig.
    Vornübergebeugt rannte ich los, auf den General zu.
    Er drückte ab, wie schon vor anderthalb Jahrzehnten. Dieses Mal hatte er besser gezielt. Es würde keine Schulterverletzung geben. Diese Kugel war zum Töten gedacht.  
    Ich versuchte erst gar nicht, die Zeit anzuhalten. Ich wusste, dass meine Kraft dazu nicht mehr ausreichen würde. Ich wollte ihn unter meinem Kadaver begraben, meine Hände um seinen Hals schließen und mit meinem letzten Atemzug seinen Kehlkopf so tief eindrücken, dass er ein für alle Mal die Sauerstoffzufuhr seines Körpers beenden würde.
    Noch im Laufen, noch bevor mich das Geschoss erreichte, spürte ich eine unbeschreibliche Erleichterung. Ein Gefühl, als würde eine unendlich schwere Last von meiner Schulter genommen. Mir wurde kurzfristig schwarz vor Augen. Im ersten Moment glaubte ich, dass mich die Kugel bereits erwischt hätte und sich so der Tod anfühlen müsse. Leicht wie Libellenflügel, erlösend, befreiend.
    Trägheit und Masse wichen von mir. Eine Empfindung, wie die eines Ertrinkenden, der in letzter Sekunde die Wasseroberfläche erreicht. Zum ersten Mal seit Wochen gab es keine Schmerzen mehr.
    Die Patrone trat in meine Brust ein. Trat durch sie hindurch. Verließ meinen

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