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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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ganz falschen Stelle der Halle zu landen. Das Schlurfen hatte aufgehört. Etwas knarrte neben mir. Dann hörte ich ein heiseres Flüstern, das eindeutig nicht von Blättern oder Ästen stammte.  
    „Julian.“
    Es klang wie ein Kadaver, der zu sprechen versuchte. Gleichzeitig stieß ich mit meinem Oberschenkel gegen etwas Hartes. Instinktiv streckte ich meine Hand aus und warf mehrere Schachfiguren um. Neben mir erhellte sich das bleiche, wächserne Gesicht des Generals, die Augen weit aufgerissen, den Mund zu einem schiefen, irren Grinsen verzerrt.
    „Buh!“
    Tatsächlich erschrocken packte ich mir – ohne es zu realisieren – das schwere Marmorbrett und schlug beidhändig damit in seine Richtung. Sein angewinkelter Arm schoss schützend in die Höhe. Das Brett zerplatzte daran wie Zuckerglas. In unterschiedlich großen Brocken fiel es zu Boden. Sein Gesichtsausdruck hatte sich dabei kein Stück verändert. Verwirrt wich ich zwei Schritte von ihm zurück. Wenigstens sah er nicht mehr so aus wie Alain.
    „Da habe ich dir wohl wirklich Angst gemacht, was, Sohnemann? Aber keine Sorge, gleich bist du tot, und dann brauchst du dich vor nichts mehr zu ängstigen. Du hast deinen endgültig letzten Fehler begangen, als du dich hierher gewagt hast. Das ist mein Territorium. Mein Schlachtfeld.“
    Er wollte mich verunsichern. Wenn man neunzehn Jahre unter dem Einfluss eines Menschen gestanden hat, wenn man schon in frühester Kindheit Achtung eingetrichtert bekommen hat, kann man sich dem nicht einfach entziehen. Und obgleich es nichts mehr gab, was ich an diesem Mann respektierte, bewunderte oder liebte, spürte ich ein winziges Körnchen Zweifel in mir. Nur ein einziges Mal in               meinem Leben hatte ich soviel Hass für ihn empfunden, dass ich ihn            ohne Bedauern töten wollte. Das war vor fünfzehn Jahren            normaler Zeitrechnung.
    Jetzt war ich wieder so weit.
    Ich stürzte mich voller Wut auf den einzigen, fahlen Lichtfleck, den sein Körper in dieser absoluten Schwärze bildete, um ihn zu Boden zu reißen. Er versuchte gar nicht erst, mir auszuweichen. Stattdessen packte er mich mit beiden Händen und schleuderte mich herum. Ich stieß gegen einen mannshohen Widerstand, der unter lautem Krachen und Splittern nachgab. Der Ankleidespiegel zerbrach und verwandelte sich augenblicklich in einen scharfkantigen Scherbenregen. Ich stolperte zurück und fiel der Länge nach hin. Kleine Schnittwunden, nicht weiter wichtig. Viel mehr wunderte mich, wie nahe wir dem Spiegel gewesen waren. Die Entfernung zwischen ihm und dem Schachtisch hätte mindestens acht Yards betragen müssen. Hier stimmte gar nichts; alles war verzerrt.
    Ich wollte mich gerade wieder aufrappeln, als mich der General an meinem Haarschopf packte und auf die Beine riss. Er ließ los und verpasste mir mit der anderen einen Faustschlag mitten auf die Wange. Es knackte. Mein Kopf flog herum. Eine weiße Explosion breitete sich in meinem Schädel aus und ich ging erneut zu Boden.
    Statt aufzustehen, kroch ich ein Stück weit weg von ihm. Ich hatte keine Angst vor dem General, nur davor, zu versagen.
    Daxx, Alain, Sinh, ich tue das für euch. Steht mir bei.
    Mit meiner Zunge spürte ich zwei lockere Backenzähne. Ich spuckte ein wenig Blut aus, der Rest lief einfach an meinem Kinn hinab. Für den kurzen Moment zwischen dem Zeitpunkt, als die Villa meinen Körper verlassen hatte und dem jetzigen, hatte ich keine Schmerzen gehabt. Jetzt kamen sie wie ein seit drei Tagen vertrauter Freund zurück.
    „Willst du etwa schon aufgeben?“ Der Hohn in seiner Stimme war ungeschminkt. „Das fände ich schade. Wir könnten noch so viel Spaß zusammen haben. Weißt du was? Steh wieder auf. Keine Angst, ich warte. Steh auf, na los. Du hast sogar einen Schlag frei. Schließlich bist du doch mein Sohn.“
    Leicht zitternd erhob ich mich und blieb einen Moment stehen, bis das Schwindelgefühl erträglich wurde. Dann machte ich ein paar rasche Schritte auf ihn zu und wollte ihm einen rechten Schwinger verpassen. Blitzschnell duckte er sich weg, aber ich setzte sofort mit einem linken Haken nach, der ihn mit voller Wucht in den Bauch traf. Der General taumelte rückwärts. In seinem Gesicht stand eher Erstaunen als Schmerz, aber es war für mich eine unglaubliche Genugtuung.  
    „Du bist ganz schön schnell für eine kleine Ballerina“, sagte er und schüttelte sich. „Soll mir recht sein. Dann spielen wir

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