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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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Körper. Und für einen Moment glaubte ich, das Echo eines fernen Schreis zu hören. Wie von einer Frau. Oder einer Katze.
    Die Kugel folgte hinter mir ungehindert ihrer Bahn. Ich wusste es, ohne, dass ich mich umdrehte. Mein Körper hatte seine feste Substanz verloren.
    Er war verschwunden.
    Mit ihm das Gewicht der merkwürdigen aber mir vertrauten Lebensform der Villa.
    Drei Tage und zwei Nächte hatte sie in mir existiert, ohne, dass ich mir ihrer ständig bewusst gewesen wäre. Jetzt, da sie fort war, bemerkte ich erst, wie sehr ich mich an sie gewöhnt hatte, nicht nur in den drei Tagen, auch in den fünfzehn Jahren, in denen ich in ihr gelebt hatte.
    Das wurde mir ebenfalls genommen.
    Ich blieb stehen.
    Der General feuerte drei weitere Kuglen in Folge ab. Jede davon wäre tödlich gewesen, hätte ich noch einen Körper besessen, den man töten konnte. Er schoss die gesamte Trommel leer. Zum Schluss warf er die Waffe in meine Richtung.
    „Nein!“, schrie er langgezogen. „Das kannst du mir nicht antun! Ich hätte dich fast gehabt! Komm zurück, du feige Sau! Du – kannst – mir – das – nicht – antun!“
    Bei seinem letzten Satz hämmerte er zu jedem Wort seine Fäuste auf den Fußboden. Fast wie ein bösartiges, kleines Kind, das seinen Willen nicht bekommen hatte. Ich konnte es nicht fassen. Er warf mir vor, dass ich ihm das nicht antun durfte.  
    Er.
    Mir!
    Ich sah mein zerstörtes Familienleben so klar vor mir, wie eine Fotografie.
    Ich sah, wie er meine Mom schlug.
    Ich sah Alain, dessen Körper gestohlen wurde.
    Ich sah Sinh, der auf einem Tisch in der Not-OP lag.
    Ich sah Daxx‘ Tod.
    Und ich sah eine Dame in Gefahr. Daxx‘ Worte.
    Was der General sah, entzog sich vollends meinem Verständnis der menschlichen Rasse.
    Aber ich wollte es sehen. Ich wollte seinen kranken Verstand begreifen, bevor ich ihn zerstörte, bevor ich ihn zerfetzte, wie er es mit Daxx‘ Leben getan hatte.
    Und erst danach wollte ich sterben.
    Schnell oder unter Qualen wäre mir dann egal gewesen. Ich hatte genug gelitten.
    Jetzt endlich war er an der Reihe.
    Endgültig.
    Ich machte zwei große Schritte auf ihn zu, an Daxx vorbei, den ich nicht anzusehen wagte, und sprang, als wollte ich mich auf den General stürzen. Obwohl ich keinen Körper mehr besaß, musste er diesen seltsamen Angriff irgendwie gespürt haben, denn er riss instinktiv seine Arme schützend vor sein Gesicht.
    Materie konnte mich nicht mehr aufhalten.
    Nichts konnte mich aufhalten.
    Mein Geist tauchte tief in den seinen ein.
     
     
    Dunkelheit
     
    Es fühlte sich an, als würde ich in einer pechschwarzen, zähen, organischen Masse versinken. Wie ein lebendiger Sumpf, in dessen Tiefen kalte Klauen meine Knöchel umfassten, um mich unweigerlich zu sich hinunter zu ziehen. Obwohl mir mein Leben jetzt egal war, überkam mich Panik. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich ruderte mit imaginären Armen, versuchte mich zu befreien, wollte zurück, wo immer das auch war. Hier gab es kein oben oder unten, nur das untrügliche Gefühl plötzlicher Hilflosigkeit.
    Mein Kampf gegen diese Gewalt wurde schwächer. Die schwarze Substanz schien durch jede meiner Poren in mich einzudringen, um meine Nervenenden zu umfließen, zu ersticken, mich bewegungs- und willenlos zu machen.
    Ich glaube, ich hätte mich gehen lassen, wenn ich nicht, als sich mein Geist langsam verdunkelte, Daxx’ toten Körper noch einmal gesehen hätte. Der freundliche, lustige Junge, der unserer Welt so viel hätte geben können. Der so unglaublich mutig gewesen war, seine schlimmsten Ängste überwunden und sich für uns Hals über Kopf in sämtliche Gefahren gestürzt hatte.
    Und da wurde mir mein Fehler klar.
    Ich durfte weder gegen den Sog ankämpfen, noch durfte ich mich ihm ergeben. Ich musste aus eigener Stärke in ihn eintauchen. Ich ruderte nicht mehr, um oben zu bleiben, sondern um schneller in die Finsterniss hinab zu gelangen. Überrascht ließen die Klauen los. Die lähmende Gleichgültigkeit ließ von mir ab. Mein Geist erstickte nicht in der Substanz, wie ich es zuerst vermutet hatte. Sie büßte an Zähigkeit ein, verflüssigte sich, verflüchtigte sich.  
    Es war noch immer finster um mich herum, als ich so etwas wie Boden unter mir spürte, aber nicht mehr vollkommen Schwarz. Obwohl ich nichts sehen konnte, kam mir meine bizarre Umgebung seltsam vertraut vor. Das bestätigte mir, dass ich richtig gehandelt hatte.
    Danke, Daxx.
     

Ich bekam einen einigermaßen sicheren Stand

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