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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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Blinder über die Spielfläche. Irgendwie hatte der General durch die Unterseite des Tisches verschieden lange Klingen von Messern oder kurzen Schwertern gestoßen und damit den Tisch in ein mörderisches Nagelbrett verwandelt.  
    Dieses verfluchte Schwein wollte auf Nummer Sicher gehen. Hat ihm nicht viel gebracht, noch war ich am Leben. Mein rechter Fußknöchel schmerzte schlimmer als der Rest meines imaginären Körpers. Wahrscheinlich gebrochen oder verstaucht. Ich fand es erstaunlich, dass mein Bewusstsein diese physischen Verletzungen empfinden konnte. Vielleicht seine Interpretation psychischer Wunden?
    Jedenfalls musste ich verschwinden, um Zeit zum Nachdenken zu bekommen. Der General würde bestimmt gleich auftauchen, um sein Werk zu bewundern.
    In der allumfassenden Dunkelheit, die mich wieder umgab, wollte ich mich gerade zur Tür vortasten, als ich ihr gegenüber durch eines der Fenster einen schwachen Lichtschein wahrnehmen konnte. Unten, im Garten. Im Gegensatz zur kalten Aura, die den General umgab, flackerte dieses Licht noch schwächer, besaß aber einen warmen, gelbroten Farbton. Ich überlegte kurz, von welchem Platz im Garten es stammen konnte, und obwohl Raum und Entfernungen hier völlig falsch waren, glaubte ich zu wissen, wo es seinen Ursprung hatte.
    Schneller als geplant, humpelte ich zur Tür.
    Vielleicht hatte ich doch noch eine letzte Chance.
     
    Ich hatte gerade den Flur erreicht, als ich aus dem Treppenhaus langsame Schritte hörte, die selbst das verschwörerische Flüstern des stetigen Windes übertönten. Ihnen ging das blasse Glimmen des Generals voraus. Angreifen oder verstecken? Sollte ich zu lange überlegen, blieb mir keine der Möglichkeiten übrig. Dann würde ich immer noch starr rumstehen, wie ein Reh im Scheinwerferlicht, wenn er im Flur angelangt war.
    Okay, dachte ich, spielen wir nach seinen Regeln.
    Ich schlich mich bis zum Treppenabsatz, drückte mich flach gegen die Wand an der Ecke und wartete. Der General betrat den Flur. Er bemerkte mich zu spät. Ich packte seinen Arm und schleuderte ihn wie einen Morgenstern im Halbkreis herum. Er prallte gegen die geschlossene Tür zu meiner Rechten. Angeln und Schloss hielten dem nicht stand. Ich ließ ihn los. Er stürzte mitsamt der Tür in den Raum. Es krachte, Holz splitterte und ich hörte den General einen unmenschlichen Laut der Überraschung und der blanken Wut ausstoßen. Ohne auf weitere Reaktionen zu warten, humpelte ich so schnell wie möglich zur anderen Treppe, die hinab durch den ersten Stock zum Erdgeschoss führte.  
    „Julian! Du verfluchter Hurensohn! Ich kriege dich, hörst du? Ich kriege dich!“ Dann verfiel er wieder in tierartige Laute.
    Noch nicht, dachte ich. Und wenn ich richtig liege, niemals. Ich hielt mich beidhändig am Geländer fest, versuchte, meinen verletzten Fuß so wenig wie möglich zu belasten und hüpfte die unregelmäßige Treppe hinab. Bei jedem zweiten Schritt schmerzten meine lockeren Zähne. Hinter mir wurde das Geschrei des Generals lauter. Er war viel schneller als ich.
    Am letzten Treppenabsatz vor dem Erdgeschoss war das Licht, das von seinem Körper ausging, so nah hinter mir, dass es mich komplett in seinen Schein tauchte. Ich hörte seinen Atem, spürte ihn fast in meinem Nacken. Die oberste Stufe erwischte ich nur noch mit dem Ende meiner Ferse. Ich rutschte ab, hielt mich trotzdem am Geländer fest, landete schmerzhaft auf meinem Steißbein und sah im Augenwinkel das sprichwörtliche Glück im Unglück. In dem Moment, als ich weggerutscht war, hätte mich der General zu fassen bekommen. So griff er ins Leere, konnte durch seinen Schwung das Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel vornüber die Treppe hinab. Geradewegs an mir vorbei. Er überschlug sich, landete am Fuß der Treppe und schlitterte bis an die gegenüberliegende Wand, die seiner Rutschpartie ein jähes Ende bereitete.
    Die Vergangenheit hatte mich gelehrt, dass die Sache damit nicht erledigt war. Ich wusste, wie viel der General aushalten konnte, also zog ich mich am Geländer hoch und humpelte die letzten Stufen hinab. Ich musste das Risiko eingehen und an ihm vorbeikommen. Ich behielt ihn genau im Auge, als ich mich ihm näherte. Nicht weiter schwer, da das einzige Licht von ihm ausging.
    Ich erreichte den Flur. Jetzt springt er auf und packt dich , dachte ich.  
    Diese Chance bot sich mir erst gar nicht. Bevor ich überhaupt wusste, was geschah, war der General schon wieder halbwegs auf den Beinen.

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