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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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Instinktiv trat ich nach seinem Gesicht, als er aufstand. Wahrscheinlich tat das mir weher, als ihm, denn ich hatte mit meinem verletzten Fuß zugetreten. Dennoch fiel er überrascht auf die Seite. Ich nutzte dieses minimale Handycap und rannte nun, ohne auf die Schmerzen zu achten. Am Ende des Flurs war die linke Tür nur angelehnt. Perfekt. Ich stieß sie auf, lief durch das kleine, immer noch schäbige Wohnzimmer, riskierte es, über irgendetwas im Dunkeln zu stolpern und warf mich gegen die gläserne Terassentür, durch die ich wieder das Licht im Garten sehen konnte. Zu meinem Erstaunen brach das Glas nicht einmal. Der Rahmen am Schloss knackte und die Tür flog auf. Ich hetzte über die Terrasse, die kleine Steintreppe hinab in den Garten und weiter, weiter bis zur Hütte.  
    Aus ihr kam das gelbrote Licht.
    Über den Plattenweg, der mir seltsam eben vorkam, näherte ich mich der kleinen Holztür. Sie quietschte, als ich sie aufzog.
    Das Innere der Hütte sah genau so aus, wie das der echten Hütte in der mehrdimensionalen Welt, wo immer sie dort jetzt sein mochte. Bett, Schrank, Nachttisch, Ofen und Elchkopf. Das Licht ging vom Bett aus, besser gesagt, von der Person, die darin lag.
    Der gealterte Alain.
     
     
    Die Hütte
     
    „Komm rein und schließ die Tür“, sagte Alain mit leiser, brüchiger Stimme, ohne sich aufzurichten. „Er kann hier nicht hinein. Das ist der einzig sichere Ort in seinem kranken Hirn.“
    Ich folgte Alains Aufforderung und setzte mich zu ihm auf die Bettkante. Er sah furchtbar aus, nicht wegen seines Alters, denn diesbezüglich war er noch immer attraktiv und seine Charakterzüge standen denen von Sean Connery in nichts nach. Außerdem hatte ich ihn so bereits gesehen. Es lag an seiner kranken, grauen Hautfarbe. Das einstmals leuchtende Blattgrün seiner Augen war einem milchigen Blassgrün gewichen. Die Augen selbst waren von fast schwarzen Ringen umrundet, die ihm das unheimliche Aussehen eines Tiefseefischs verliehen. Er wirkte ausgezehrt und zerbrechlich, lag flach auf seinem Rücken, mit den Händen auf der Bettdecke. Ich ergriff eine von ihnen. Sie war kalt.
    „Du hast dich weit vorgewagt, mon ami. Einen für dich gefährlicheren Platz gibt es nirgendwo, nicht in der wirklichen Welt und nicht in dieser.“  
    „Ich musste es tun. Er hat Daxx getötet“, sagte ich, ohne zu wissen, ob ihm überhaupt klar war, wer Daxx ist.
    „Der Sohn von Bill und Shoean. Der zweite.“ Alain seufzte. „Er war so ein lieber Junge. Das waren sie beide.“
    Eine winzige Träne bildete sich in seinem Augenwinkel, nicht groß genug, um ihren Weg seine Wange hinabzufinden. Ich musste meine Zähne fest zusammenbeißen, um nicht loszuheulen. Der Schmerz meiner Backenzähne half.
    Alain sah mich traurig an.
    „Ich habe alles falsch gemacht. Ich war so unbesonnen, so überheblich, so von mir selbst überzeugt.“ Dann ergänzte er, wie als Entschuldigung: „So jung.“
    Eine kurze Zeit lang wurde unser beider Schweigen nur vom stetig flüsterndem Wind untermalt.
    „Nichts von dem, was passiert ist, kann ich ungeschehen machen, so gern ich es würde. So viele Jahre habe ich deinen Vater bekämpft, immer und immer wieder. Aber was mir vor anderhalb Jahrzehnten in der wirklichen Welt gelungen ist, blieb mir hier verwehrt. Das ist jetzt sein Territorium. Er hat es an sich gerissen, als ich am schwächsten gewesen war, als die Aufteilung in mein vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges Leben stattfand. Ein Teil von mir konnte sich vor ihm retten, wenigstens das ist mir gelungen. Er hat dich in der realen Welt nach Waxahachie begleitet.“
    Alain drückte meine Hand nun etwas kräftiger und drehte seinen Kopf langsam so, dass er mich mit seinen milchigen Augen direkt ansehen konnte.
    „Ich weiß, nichts was ich sage, kann den Verlust, den du, Shaquile und Bill Rigby erlitten haben, im Geringsten mindern. Besonders, da mein Körper der Auslöser dafür war.“
    „Du hast dir nichts vorzuwerfen“, antwortete ich, obwohl ich einen Augenblick lang tatsächlich so etwas wie Zorn auf ihn verspürte. Aber mir wurde sofort klar, dass ich unterbewusst versuchte, einen weiteren Schuldigen für Daxx‘ Tod zu finden, um mein eigenes Gewissen zu erleichtern. Ich war es, der nicht schnell genug reagiert hatte, als der General Daxx tötete. Ich.
    „Es ist lieb von dir, das zu sagen, Julian. Letztendlich wissen wir beide, dass es nur einen Schuldigen gibt. Und diese Person wird auch nocht den Rest der

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