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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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erreichte, hörte ich bereits den General hinter mir; früher, als erwartet. Er gab eine unheimliche Mischung aus Schnauben, Hecheln und wässrigen Lauten von sich. Dazwischen konnte ich immer wieder meinen Namen wahrnehmen. Es klang, als hätte er eine Handvoll Glasscherben zerkaut.
    Kurz bevor ich den zweiten Stock erreichte, glaubte ich, seine Berührung an meiner Wade zu spüren. Ich sah mich nicht um. Einerseits, um nicht langsamer zu werden, andererseits – und das war sicherlich der Hauptgrund – um nicht sehen zu müssen, was mir da folgte. Ich war noch immer bereit, den Tod einer Welt ohne Daxx vorzuziehen, aber er musste ja nicht schrecklicher als eben nötig sein.  
    Am oberen Absatz wandte ich mich nach links, nahm aber nicht die nächste Treppe, sondern lief zur Zimmertür daneben. Ich stemmte mich dagegen und drehte den Knauf.
    Sie ließ sich nicht öffnen.
    Das durfte nicht sein.
    Dann sah ich den General, wie er die letzten Stufen nahm. Er bewegte sich fast auf allen Vieren, wie ein tollwütiges Tier. Die grotesken Reste seines Kopfes schaukelten auf dem Hals hin und her. Die rechte, obere Hälfte seines Gesichts fehlte vollkommen, samt Auge, Haut und Knochen. Der Rest war ein blutiger Matsch, von dicken Glassplittern übersät. Bei jedem gurgelnden Laut spritzte eine dunkle Flüssigkeit aus seiner Mundöffnung.
    Die Tür war nicht verriegelt, der Verschluss ging nur deshalb nicht auf, weil ich mich gegen die Tür drückte .  
    Als ich daran rüttelte, sprang sie auf. Ich schlüpfte hindurch. Bevor ich sie schließen konnte, warf sich der General von der anderen Seite dagegen.
    Aber sie hinter mir zu schließen war von vornherein nicht meine Intention gewesen. Der General musste glauben, dass ich diesen Raum einfach in Panik gewählt hatte. Wir stemmten uns aus beiden Richtungen dagegen, wie bei einem umgekehrten Tauziehen.
    Ich weiß nicht, ob ich wirklich genügend Kraft besessen hätte, um den General auszusperren. Jedenfalls machte ich einen Satz zurück. Die Tür flog krachend auf und er stolperte in das Zimmer.
    In unser beider Lichtschein sah ich die antiken Möbel und die vielen Puppen. Ihre Gesichter waren eingedrückt, geschmolzen oder zerbrochen.
    Seine Version der Villa.
    Wie viel wusste er wirklich?
    Ich konnte nur hoffen, dass ihm einiges verborgen geblieben war.
    Er blieb im Türrahmen stehen. Die Regeneration seines Gesichts hatte begonnen, allerdings anders, als ich sie von Alain oder mir kannte. Statt dünner grüner Fäden, die allmählich ein immer dichter werdendes Netz über die Wunden spannten um sie letztendlich zu verschließen, sprudelte eine schwarzrot glänzende Substanz aus den Wunden, die binnen Sekunden zäh wie Sirup wurde und schichtweise zerstörtes Gewebe ersetzte. Die Splitter der Bildröhre wurden einer nach dem anderen aus seinem Fleisch herausgedrückt und fielen zu Boden. Ein neuer Augapfel wuchs lautlos in der Höhle.
    Mit bedrohlich wirkender Ruhe schloss er die Zimmertür hinter sich. Sein schlaff umherbaumelnder Arm rutschte wie von allein in seine Gelenkpfanne zurück und erwachte zu neuem Leben. Er winkelte ihn an und schmetterte die Elle auf den Türknauf, der daraufhin polternd zu Boden fiel.  
    „Gein wechlaufen meha“, sagte Ernest mit seiner Wasserleichenstimme. Ein paar der zertrümmerten Zahnfragmente rannen in einer braunen Suppe aus seinem Mund, schufen Platz für neuen Zähne. Wie bei einem Hai. „Ich habe bie Chnauchse enchültich voll von dir. Endgültich. Endgültig!“
    Sein verschmiertes Gesicht wies wieder menschliche Züge auf.
    „Du wirst nicht mal mehr Zeit zum Leiden haben, Jul. Wir haben lange genug gespielt.“
    Unter seinem ersten Faustschlag duckte ich mich weg, den zweiten blockte ich erfolgreich. Trotzdem vibrierten meine Unterarmknochen wie eine Stimmgabel. Der dritte folgte sofort, angetäuscht von rechts, zugeschlagen von links. Treffer. Ein Gefühl, als hätte ich Eis zerbissen. Er nutzte den Vorteil, packte beidhändig meinen Nacken, riss meinen Kopf hinunter und sein Knie in die Höhe. Etwas knackte in meinem Schädel, dumpf, wie unter Wasser. Trotzdem brannte es wie Feuer. Meine Nase war gebrochen.
    Bevor ich mich aufrichten konnte, schleuderte er mich zur Seite weg. Ich stolperte gegen den Schminktisch und fegte die Hälfte der Döschen, Fläschchen und Bürsten herunter, als ich mich gebeugt über der Tischplatte festhielt, um nicht hinzufallen. Halbblind vor Schmerz ertastete ich etwas Flaches, Metallisches. Ich

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