Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
Moment stand ich vor unserem Ford.
„Rein mit dir!“, schrie Alain und stieß mich auf den Rücksitz. Mit ein paar Sätzen war er ebenfalls im Wagen. „Und los!“
Reifen quietschten. Weit hinter uns hörte ich noch einen Schuss. Wir wurden herumgeschleudert, als wir den Parkplatz verließen. Ich nahm einen metallischen Geschmack auf meiner Zunge und einen schweren Geruch wahr.
„Zurück auf die I-10, aber nur kurz!“, rief Alain. „Wir biegen sofort auf die US-62 ab. Die Interstate ist zu gefährlich. Sinh! Sinh, bist du wach?“
Sinh, nicht Daxx, saß diesmal neben mir. Von ihm ging der schwere Geruch aus. Er hatte seine Augen geschlossen. Blut war auf seiner Stirn zu sehen. Gott, lass ihn nicht tot sein , dachte ich, ohne auf Alains Worte gehört zu haben.
„Sinh? Oh, Scheiße! Ich muss den Navigator aktivieren. Wir brauchen eine Route über Nebenstraßen. Daxx, auf den E Paisano Drive, da hinten. Bieg da ab. Sinh!“
Ich hatte Blut im Mund, daher der seltsame Geschmack. Ich schluckte es hinunter.
„Julian, kannst du Sinh wecken? Ich weiß nicht, wie ich das verdammte Navigationssystem einschalten kann. Und was Daxx sagt, kann ich nicht verstehen.“
„Alain muss in dem Menü auf Fahrzeugkontrolle drücken“, sagte Daxx hektisch und schnitt die nächste Kurve. „Direkt auf dem Flatscreen. Dann erscheint ein Untermenü. Dort auf Navisys und Aktivieren .“
Ich wiederholte die Anweisungen für Alain. Sinh wurde bei Daxx’ Fahrstil herumgeworfen. Ich drückte ihn mit einer Hand gegen den Sitz.
„ Hier ist Johnny! “, ertönte die langgezogene Stimme Jack Nicholsons.
„Waxahachie, Texas“, brüllte Daxx in das Mikrophon des Lenkrads. „Nebenstrecken!“
Sofort erschienen die Anzeigen auf der Frontscheibe.
„Sie sind hinter uns her“, sagte Alain. „Ich kann sie im Rückspiegel sehen. Wieder der silbergraue Lancia. Gib Gas, Daxx, scheiß was auf die Bullen.“
Daxx jubelte den Motor hoch, verschaffte uns mit der Hupe Platz und schlängelte sich durch den dichten Verkehr. Ich hatte während einer Autofahrt noch nie so viele drohende Fäuste und Mittelfinger gesehen. Daxx fuhr fantastisch, die Entfernung zum Lancia wuchs stetig.
„ Sie fahren zu schnell “, erklärte Jack gelassen.
„Nicht schnell genug“, erwiderte Daxx.
„Alain, soll ich die Zeit anhalten?“, rief ich nach vorn, obwohl es mir ziemlich dreckig ging.
„Nein! Auf gar keinen Fall! Wenn du jetzt die Zeit stoppst, rasen wir mit voller Wucht in den Verkehr vor uns.“
Fast wäre ich dazu gar nicht nötig gewesen.
„Fuck!“, brüllte Daxx plötzlich und trat die Bremse bis zum Anschlag durch. Ein Truck war direkt vor uns ausgeschert. Sinh und ich wurden gegen die Vordersitze geschleudert. Die Räder ließen ein ohrenbetäubendes Kreischen auf dem Asphalt entstehen, das kein Ende nehmen wollte. Das Heck zog immer weiter nach links. Wenn wir uns bei dem Tempo querstellten, würden wir uns überschlagen.
„Runter von der Bremse“, schrie Alain. Daxx reagierte zum Glück sofort, ließ los, trat wieder drauf und wiederholte die Prozedur noch zwei Mal. Unglaublich, dass eine Dreckskarre, die mit allen Raffinessen ausgerüstet ist, über kein ABS verfügt, dachte ich. Später erfuhr ich, dass es versehentlich zusammen mit dem CLS abgeschaltet worden war.
Wir schafften es um Haaresbreite. Daxx war auf Hundertachtzig und nahm die Hand nicht mehr von der Hupe, bis die beiden Trucks ihr Elefantenrennen beendet hatten und wir an ihnen vorbeiziehen konnten.
Ich zog Sinh aus dem Fußraum und drückte ihn zurück auf den Sitz.
„So wird das nichts“, sagte Alain und wischte sich den Schweiß ab. „Das geht nicht gegen dich, Daxx. Du fährst klasse. Alles okay bei euch da hinten?“
„Schätze schon“, antwortete ich.
„Wir können sie auf dieser Strecke nicht einfach abhängen“, fuhr Alain fort. „Das hier ist kein Film. Aber noch sind wir nicht aus der Stadt raus. Daxx, bei der nächsten Gelegenheit fährst du rechts ab. Dort müssten wir in Wohngebiete kommen. Glaubst du, du kannst dann soviel Abstand zu unseren Verfolgern rausholen, dass sie uns wenigstens kurzzeitig aus den Augen verlieren?“
„Das kriege ich hin.“
„Er meint, er schafft es“, erklärte ich Alain.
„Okay. Gut. Gut, und wenn ich es dann sage, möchte ich noch mal die Zeit anhalten? Für ungefähr fünfzehn Minuten, das muss reichen, hoffe ich. Geht das klar?“
„Geht klar.“ Ich betete, dass ich es hinbekommen
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