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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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Fisher Lake am Stadtrand passiert und fuhren langsam durch ein Latinoviertel auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Die Ruhe hier war angenehm; unterbrochen nur von fernem Hundegebell und Kindergelächter wirkte sie beinahe magisch. Die Sonne tauchte das gesamte Viertel in angenehm warmgelbes Licht und zauberte lange Schatten spielender Kinder auf Bürgersteige und Hauswände. Letztere waren hie und da mit prunkvollen Graffitis versehen, zum Teil beeindruckende Arbeiten, die ihrer fehlenden Legalität zum Trotz scheinbar geduldet, wenn nicht gar gern gesehen wurde. Ich bemerkte Sinhs und Daxx’ leuchtende Augen. Auch sie schienen die Perfektion dieser Straßenkunstwerke richtig einschätzen zu können und ich war mir sicher, dass uns allen, nachdem wir eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe gefunden haben würden, eine abendliche Wanderung durch dieses Viertel bevorstünde. Die Zwillinge würden schon dafür sorgen.
    Nach kurzer Suche fanden wir ein gemütliches Motel mit weißen, rauverputzten Wänden und Vordächern aus roten Tonziegeln. Nachdem Alain wie üblich die Formalitäten geregelt hatte, kramte ich meinen Wifebeater und Sinh ein frisches Hemd aus dem Kofferraum. Wir hielten es für ratsam, weder mit unseren blutigen Sachen, noch mit nacktem Oberkörper das Motel zu betreten, das im Gegensatz zu dem in Lordsburg nur aus einem Gebäude bestand.
    Die Zimmer wirkten mit ihren Klinkerwänden einladend, wenngleich der lilafarbene Teppich regelrecht in den Augen brannte und die Überdecken mit ihren Blümchenmustern aus einem anderen Jahrhundert und von einem anderen Kontinent zu stammen schienen. Nach ausgiebigen und erfrischendem duschen schlüpfte ich in meine Sachen. Der Wifebeater war frisch, aber meine Shorts noch immer feucht vom Schweiß. Ich beschloss, auf unserem abendlichen Spaziergang durch die Innenstadt einen kurzen Abstecher in einen Wal-Mart zu unternehmen. Alain, Sinh und Daxx lümmelten sich bereits in einer Sitzecke der kleinen Lobby, als ich dazustieß. Sinh blätterte in einem Prospekt, der den Ausschnitt eines Stadtplans von San Angelo enthielt. Wir nahmen ihn mit und machten uns auf den Weg, glücklich, nach der langen Fahrt die Beine ein wenig in Schwung bringen zu können. Die Abendluft hatte eine angenehme Temperatur und offensichtlich mehrere Einwohner veranlasst, ihre stickigen und vom Tage aufgeheizten Wohnungen zu verlassen, Klimaanlage hin oder her. In dieser Stimmung wirkte das Latinoviertel verträumt und gesellig, obwohl ich es für wahrscheinlich hielt, dass hier so manche Blutlache vom Bürgersteig geschrubbt worden war und noch werden würde.  
    Ein paar Blocks weiter – wir befanden uns noch immer in dem Wohngebiet und kamen auch nicht besonders schnell voran, da die Zwillinge tatsächlich vor jedem Graffiti stehen blieben, um es mit Lobeshymnen zu überschütten, passierten wir einen kleinen, unebenen Basketballplatz, dessen hohe Umzäunung an unserer Straßenseite zur Hälfte fehlte. Vier junge Latinos, schätzungsweise in unserem Alter, spielten eine Partie Two-on-Two mit einem abgenutzten Ball, was sie nicht weiter zu stören schien, da sie offensichtlich eine Menge Spaß hatten. Einer der Vier bemerkte uns, als wir die Stelle erreichten, an der lediglich eine vertrocknete Grasnarbe das Spielfeld von dem Bürgersteig trennte.
    „Hey, compinches“, rief er uns fröhlich zu. „Wollt ihr mitspielen?“
    Wir blieben stehen und sahen uns gegenseitig an. Das heißt, eigentlich sahen wir hauptsächlich Alain an.
    „Was meinst du, Alain?“, fragte Sinh mit treuem Hundblick. „Ich habe schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gespielt und mal wieder richtig Bock darauf.“
    „Geht mir genau so“, fügte Daxx schnell hinzu und vergaß wieder einmal, dass Alain ihn nicht hören konnte. Dann geschah etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Alain sah mich fragend an.  
    „Also, ich hätte auch Lust. Warum nicht?“, murmelte ich überrascht. Mittlerweile hatten die vier Latinos ihr Spiel unterbrochen und sich zu uns gesellt.
    „Hola muchachos“, sagte ein anderer der Truppe. Er hatte in etwa Alains Statur, aber im Gegensatz zu ihm war seine Haut olivfarben und verschwitzt und seine Haare pechschwarz. Er trug eine grellgrüne Sporthose und ausgelatschte Sneakers. Den Ball hatte er lässig unter den Arm geklemmt. „Lust auf eine klein fósforo, ah, eine klein Match?“ Er zeigte ein strahlend weißes Grinsen, das Alains das Wasser reichen konnte.

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