Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
niemals von seinem Körper abgefallen, wenn er verschwand, im Denny’s hatte er sogar Sinh über der Schulter hinausgeschleppt und in Sicherheit gebracht. In seiner Dimension lief offensichtlich alles gleich ab, vielleicht von ein paar Kleinigkeiten abgesehen. Nur, dass er dort wahrscheinlich das Original war, und Sinh die Kopie. So oder so würden wir uns dort ebenfalls mit Alain zusammen im Wagen befinden, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob es dort einen Alain geben würde.
Wie falsch ich mit dieser Annahme lag, erfuhr ich erst viel später.
Ich bemerkte, dass mich diese Gedanken nur ablenkten und mich meiner ursprünglichen Überlegung keinen Schritt näher brachten. Fragen dazu konnte ich Daxx später stellen, falls das dann noch möglich wäre.
Dann hatte ich eine vielversprechendere Idee.
„Sag mal, Alain, bist du eigentlich mal zu deinem Vorgänger in der Zeit zurückgesprungen und hast mit ihm etwas gegessen?“
Er sah mich ein wenig misstrauisch im Rückspiegel an und ich vermutete, er hielt es im ersten Moment für eine Fangfrage aus Eifersucht heraus. Ich konnte es ihm nach meinem bisherigen Verhalten nicht einmal übelnehmen.
„Ja, ein paarmal. Warum?“
„Wenn du wieder in deiner Zeit warst, hattest du das Gefühl, satt zu sein?“
„Hm, darüber habe ich noch nie nachgedacht“, antwortete Alain, und tat es scheinbar jetzt. „Ja, ich glaube, schon. Wir können keine Gegenstände aus der Vergangenheit mitnehmen, genauso wenig, wie wir sie verändern können. Aber wenn dort aufgenommene Nahrung in unseren Stoffwechsel übergeht, wird sie offensichtlich ein Teil von uns und daher mitgebracht. Wieso willst du das wissen? Bist du hungrig?“
Alain hatte zu schnell geantwortet, sonst wäre er selber darauf gekommen, intelligent wie er war.
„Ich denke dabei nicht ans Essen“, sagte ich und brachte Alain damit auf die richtige Spur. „Aber ich habe Angst vor einem Sprung. Du weißt, was die letzten Male passiert ist.“
„Ich glaube, da musst du dir im Moment keine Sorgen machen. Die Störungen bei den letzten Sprüngen sind durch die Versuche in Waxahachie ausgelöst worden. Im Augenblick läuft da aber gar nichts, und das wird sich auch nicht ändern, bis Dr. Robert eingetroffen ist. In der Hinsicht droht keine Gefahr. Bist du denn kräftig genug für einen Trip?“
„Darum geht es ja gerade, wenn du mich verstehst.“
Natürlich verstand er mich, wofür ich ihm dankbar war, um es nicht in Daxx’ Beisein näher erläutern zu müssen. Alain nickte und mir wurde plötzlich bewusst, dass er vermutlich davon ausging, dass ich ihn in der Vergangenheit aufsuchen wollte. Aber ich war mir nicht sicher, ob das klappen würde, ob der Kontakt mit ihm die erwünschte Wirkung haben würde. Wer konnte bei diesem Durcheinander schon mit Gewissheit sagen, was funktionieren würde und was nicht? Ich beließ es dabei.
„Also gut, ich werde es versuchen. Alain, du kannst einfach weiterfahren. Ich sehe zu, dass ich bei meiner Rückkehr genau wieder hier und jetzt lande.“
„Ich habe es immer so gemacht, dass ich soviel Zeit in der Wirklichkeit verstreichen ließ, wie ich in der Vergangenheit verbracht habe, bevor ich zurückkam“, sagte Alain. „Um im Zeitrhythmus zu bleiben.“
Ich lächelte. Wie ähnlich wir uns doch waren.
„Das mache ich für gewöhnlich auch, aber jetzt ist es mir lieber so.“
„Ich drücke dir die Daumen, Großer.“
Ich blinzelte Alain zu und konzentrierte mich kurz.
Die Villa.
Mittwoch, 27. Juni 2012, 18:27 Uhr
Treppenabsatz.
Ich hörte noch, wie Daxx etwas sagte, dann war ich weg:
„Wovon ... “
Samstag, 30. Juni 2012 – 12:04 Uhr
Bluff Dale
Allgemeine Raumzeit
„... redet ihr eigentlich?“
Der Sprung hatte funktioniert. Ich war wieder an derselben Stelle wie vor meiner kleinen Zeitreise, mit dem Unterschied, dass ich mich besser fühlte. Prächtig, im Vergleich zu vorher, fantastisch, wenn auch etwas melancholisch und bei weitem nicht so gut wie vor unserer Reise. Aber weder der Sprung, noch die Rückkehr, hatten irgendwelche Kopfschmerzen ausgelöst. Alain hatte Recht behalten. Dennoch war ich noch immer gefangen von dem gerade erlebten, von der Berührung ihrer nassen, samtenen Haut, der frischen Luft im Badezimmer, dem Gesang der Vögel und den Gerüchen frischer Rosen, Apfelbaumblüten und ihrer Körper. Daher antwortete ich nicht auf Daxx’ Frage, die in ihrer Zerrissenheit für mich sowieso keinen Sinn mehr
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