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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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gedrängt fühlst wie ein verwundetes Tier, dann reagierst du auch wie eines.“
    „Soll das eine Rechtfertigung sein?“
    „Nein, nur die Wahrheit. Ich muss mich nicht rechtfertigen, weil ich dem folge, was wir Menschen als Überlebensinstinkt bezeichnen.“
    Ein Truck rauschte an uns vorbei und das Geräusch seiner Hupe verlor sich im Doppler-Effekt. Staub wirbelte auf. Meine Beine begannen zu zittern. Ich hoffte nur, Alain würde es nicht bemerken. Ich war so wütend, dass ich das folgende aussprach, ohne darüber nachzudenken. Alles, was ich in dem Moment wollte, war verletzten.
    „Und deinem Fortpflanzungstrieb folgst du ebenfalls hemmungslos, stimmt’s?“
    Alains Augen weiteten sich ein bisschen, ich konnte förmlich sehen, wie sich die kleinen Zahnräder in seinem Kopf drehten, um nacheinander in der Position der Erkenntnis einzurasten. Er grinste.
    „Ist es das? Geht es hier gar nicht um deine unbefleckte Seele, sondern um das, was letzte Nacht möglicherweise passiert ist?“
    „Ist denn etwas passiert?“
    Mein Herz, mein Mund, alles arbeitete schneller als mein Gehirn. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich es wissen wollte, aber es war bereits ausgesprochen.
    Alain stand auf; ich half ihm nicht dabei. Seine Ellenbogen zeigten frische Schürfwunden.
    „Ja, aber anders, als du vermutlich denkst. Du bist noch nicht weit genug, um das zu begreifen.“
    Er hatte ja gesagt. Er hatte ja gesagt! Alles andere war zweitrangig. Er hatte es getan, obwohl unsere Trennung für ihn nur ein paar Tage zurücklag.  
    „Du hast tatsächlich mit diesem Julio rumgevögelt, nur weil ich bereits meine Nachfolger gefunden habe. Oh ja, du hast dich wie der große Gönner aufgespielt, aber in Wirklichkeit hattest du deine eigenen Pläne.“
    „Du begreifst überhaupt nichts, mon ami.“
    „Doch, und wie.“
    „Nein. Du hast dir eine einfache, kleine Welt aus deinem früheren Leben um dich herum aufgebaut. Um dich zu schützen, gegen die bizarren Elemente, die unser jetziges Leben mit sich bringt. Du handelst noch immer nach alten Maßstäben und du handelst wie jemand, den du verachtest, aber der du eben bist .“  
    Ich ließ ihn reden, wenn auch nur deshalb, weil ich so schnell keine Gegenargumente fand.
    „Aus falscher Eifersucht heraus hast du mich gerade geschlagen. Ich nehme es dir nicht übel, im Gegenteil, denn das beweist nur, dass Mutter und ich Recht hatten, was dich betrifft. Du bist ein lieber Kerl, Großer, aber eben kein Heiliger. Und das ist gut so; wir brauchen keinen Heiligen, um diese Scheiße aus der Welt zu schaffen, sondern dich, wie du wirklich bist. Kein Killer, aber auch kein naives Lamm. Du weißt ganz genau, was zu tun ist, wenn es getan werden muss.“
    Seine Aussagen sickerten tiefer in mein Bewusstsein, als ich es zulassen wollte. Er hatte mich sogar irgendwie gelobt, für das, was er in mir sah. War ich wirklich so, ein Wolf im Schafspelz? Wenn er Recht hatte, bekam meine kleine heile Welt die ersten ernstzunehmenden Risse. Plötzlich schien Julio gar nicht mehr so wichtig zu sein.
    „Ich bin hier der Böse?“, fragte ich fassungslos.
    „Nein, du bist nicht der Böse“, sagte Alain, der nun mittlerweile direkt vor mir stand, ohne dass ich es mitbekommen hatte. „Wenn es so etwas wie Gut und Böse gibt, wenn man nach menschlichen Maßstäben geht, dann sitzt das Böse gerade im Flugzeug und ist auf dem Weg nach Dallas/Fort Worth. Du bist nur der Dumme, der Spielball des Schicksals, der, wie jeder, auf einen Schlag reagiert und in die entsprechende Richtung fliegt.“
    Mein verzweifelter Zorn verlor an Hitze und verwandelte sich stetig in eine reine Verzweiflung. Manche Worte besitzen mehr Kraft als ein Faustschlag. Und Erkenntnis hat immer etwas schockierendes, einerlei, ob gut oder schlecht.
    „Heißt das, dass wir sowieso nichts ändern können, egal was wir tun? Das alles vorherbestimmt ist?“
    „Du bist, wer du bist, und du reagierst deinem Charakter entsprechend. Deine Gene mögen dir vorbestimmt gewesen sein, aber was du daraus machst, ist deine Sache. Wir sind keine Maschinen, wir haben lediglich Werkzeuge mitbekommen. Wie wir sie benutzen, obliegt unserer Entscheidung. Wichtig ist nur, dass wir uns selbst erkennen, dass wir wissen, welche Werkzeuge wir haben. Und wenn du nicht nur feines Schmirgelpapier besitzt, sondern auch einen Hammer, dann wahrscheinlich dafür, dass du Dinge wegschlägst, anstatt sie abzutragen.“  
    Ja, ich besaß einen Hammer, den ich auch

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