Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
es echt zu heiß.“
„Wollen wir nicht mal zum Strand gehen. Meine Mum hat mir von dem alten Leuchtturm erzählt, den könnten wir uns doch ansehen.“
Alain nahm seine Hände herunter und wandte sich langsam ab.
„Ich verlasse mein ... Ich verlasse die Villa und den Garten nicht gerne.“
Er wirkte in jenem Moment plötzlich einsam und betrübt. Es war mir klar, dass ich wohl etwas falsches gesagt hatte, aber warum, war mir nicht klar. Stimmte etwas mit seinen Eltern nicht – die übrigens wieder einmal nicht zu Hause zu sein schienen – oder wollte er nicht, dass wir zusammen gesehen werden? Oder litt er vielleicht sogar unter Agoraphobie? Ich hatte schon von solchen Fällen gehört, wo es Menschen unmöglich ist, ihr Haus oder Grundstück zu verlassen. Aber eigentlich war es mir sogar recht, wenn wir nicht weggingen. So hatte ich Alain ganz allein für mich, wie einen kostbaren, geheimen Schatz, der er wirklich war. Nicht nur in meinem Kopf, sondern in natura.
„Hey, kein Problem. Wir können hier was unternehmen. Ich habe sowieso keine Lust bei dieser Hitze weite Strecken zu marschieren.“
Hätte ich im Vorfeld geahnt, was wir an jenem Nachmittag machen würden, wäre ich sowieso niemals auf die Idee gekommen, zum Leuchtturm zu gehen.
Alain drehte sich zu mir um. Sein einnehmendes Lächeln zierte wieder sein Gesicht, verführerischer, als ich es jemals gesehen hatte.
„Es stört dich wirklich nicht?“
„Auf gar keinen Fall! Mit dir ist es nie langweilig.“
„Das ist lieb von dir.“
Jetzt, da er nicht mehr im Gegenlicht stand, sah ich die neue Veränderung deutlich. Ich nutzte sie als Themenwechsel.
„Deine Tätowierung. Du hast sie wieder weiterstechen lassen.“
Tatsächlich. Wo eine Woche zuvor eine Blüte und eine Knospe seinen schönen Körper schmückten, waren nun sieben Blüten und fünf Knospen zu sehen, die sich um seine Brustwarze zur Körpermitte und zum Hals wandten. Auch zur Hüfte hin war die Rose länger geworden.
„Dein Künstler arbeitet aber wirklich schnell und sauber.“ Ein leichter Hauch von Eifersucht überfiel mich.
„Gefällt es dir?“
„Es sieht wunderschön aus. Ein Meisterwerk auf einem Meisterwerk.“
Wieder hatte ich das Gefühl, ich hätte mich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Ich war einfach so unsicher und vor allem so unerfahren. Aber sein Lächeln blieb.
„Ich habe dir etwas mitgebracht“, sagte ich, um die letzte Aussage zu kaschieren. „Ein kleines Präsent.“
„Was ist es?“
Lachend zog ich eine Schachtel Benson & Hedges aus meiner Gesäßtasche.
„Hier. Es kann doch nicht angehen, dass ich nur bei dir schlauche.“
Er umschloss meine Hand samt Schachtel und küsste mich kurz auf die Nasenspitze.
„Das ist süß von dir. Übrigens, du riechst gut.“
Ich wurde einfach nicht schlau aus seiner sprunghaften Art, freute mich aber insgeheim über das Kompliment.
„Es ist Homme von Joop. Ich habe es unten im Ort beim alten Baxter gekauft.“
„Beim alten ... Oh, klar. Es passt gut zu dir. Süß und sinnlich zugleich.“
„Danke“, sagte ich so beiläufig wie möglich, aber in Wirklichkeit freute ich mir ein Loch in den Bauch. Der kleine Kuss, ein solches Kompliment, das musste doch bedeuten, dass Alain an mir interessiert war. Oder wollte ich mir nur etwas einbilden und interpretierte zu viel in das, was er sagte und tat?
Dann ging er los, um unseren obligatorischen Eistee zu holen. Indessen sah ich mich in dem hohen Saal um. Am auffälligsten war die große rote Weichbodenmatte in der Mitte des Raumes. Sie sah aus wie Schuleigentum und wirkte deplaziert. Der Rest des Bodens war leer, bis auf einige Möbelstücke, die an den Wänden aufgereiht standen. An den beiden Seiten mit den langen Fensterfronten befanden sich lediglich zwei alte Sessel, die nach ihren Mustern zu urteilen, zu dem Sofa im Erdgeschoss gehörten, und einen kleinen runden Tisch umzingelten, auf dem ein Marmorschachbrett samt Figuren stand. An den beiden fensterlosen Wänden standen eine alte Holztruhe, die wie eine klassische Schatzkiste aussah, ein weiterer hoher, runder Tisch mit einem Grammophon darauf, weitere Stapel von alten Zeitungen, ein Garderobenständer inklusive Regenschirm, ein paar antike Stühle, ein großer ovaler Ankleidespiegel und ein ebenso antik wirkender, reich verzierter Kleiderschrank.
Aber am beeindruckendsten war das gigantische Deckenmosaik. Es bestand aus unzähligen, fingernagelgroßen farbigen Steinen und erinnerte in
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