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Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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seiner Aufteilung und Liebe zum Detail an das Gemälde in der Sixtinischen Kapelle. Drei mal drei, also insgesamt neun große Felder, unterteilt durch eine kunstvolle Darstellung von Rosenranken, schienen eine Geschichte zu erzählen. Ganz links, in der Ecke der Fensterfront, war die Abbildung von zwei Schiffsjungen zu sehen, die im Morgengrauen an der Reling standen und über das Meer hinaus zu einem Küstenstrich blickten. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, stammten sie aus dem dreizehnten oder vierzehnten Jahrhundert. Die Art, wie sie dort standen, drückte etwas mehr aus, als bloße Kameradschaft. Heimliche Zuneigung.
    Das darüber liegende Segment zeigte die beiden jungen Männer an Land, wie sie inmitten der freien Natur, zusammen mit anderen Arbeitern am Bau eines riesigen Gebäudes tätig waren. Ein Mädchen beobachtete das Geschehen von einem nahegelegenen Hügel aus. Ich glaube, sie hielt eine Rose in der Hand, aber ich konnte mir nicht sicher sein, denn an der Stelle war das Mosaik brüchig und einige Steine fehlten.
    Im dritten und letzten Bild an der langen Fensterfront lagen die zwei in einem karg eingerichteten, kleinen Zimmer auf zusammengeschobenen Betten. Abgestützt auf ihren Ellenbogen sahen sie einander an. Ihre Hände berührten sich. Zwischen ihnen lag eine Rose – dieses Mal deutlich zu erkennen – auf den schäbigen Bezügen. Sie wirkten glücklich.
    Die mittleren drei Mosaikdarstellungen wurden durch die Ranken kreisrund eingerahmt und schienen den Abschluss der Geschichte zu präsentieren, die an der gegenüberliegenden Seite fortgesetzt wurde. Dort zeigte das vierte Bild eine Abschiedsszene: Im Vordergrund die beiden jungen Männer in sinnlicher, aber traurig anmutender Umarmung, dahinter das fertige Gebäude, das eindeutig die Villa darstellte, und am Horizont die Küste mit einem vor Anker liegenden Dreimaster.  
    In der fünften Abbildung saß der Junge mit der etwas dunkleren Hautfarbe in einem Garten aus Rosen, die Arme um die angewinkelten Beine geschlungen und melancholisch auf das vom Mondlicht beschienene Meer hinausblickend. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich auch wieder das Mädchen, die sich dieses Mal im Schatten einiger Bäume aufhielt und im folgenden Bild mit dem jungen Mann sprach. Zu meinem Erstaunen war die Villa im Hintergrund halb verfallen und sie eigentlich kein Mädchen mehr, sondern eine ältere Dame. Vielleicht ihre Mutter.
    Die restlichen drei Illustrationen in der Mitte waren sich sehr ähnlich: In der ersten war der Junge mit dem anderen wieder vereint und sie gingen gemeinsam am Strand spazieren. In der zweiten stand er am Hafen, unweit eines Schiffes, dessen Reling mit dem im ersten Bild identisch war, und im letzten sah man ihn mit einem anderen jungen Mann im Rosengarten, wobei die Villa in neuer Pracht erstrahlte.
    Ich konnte mir keinen Reim auf diese Geschichte machen, wanderte unter den Abbildungen umher, bis ich schließlich an der Fensterfront endete und, wie zuvor Alain, durch eines der Fenster auf den Rosengarten blickte. Von oben sah er noch ergreifender, noch größer und schöner aus. So, als seien alle Jahreszeiten für immer und zeitlos in ihm gefangen, festgehalten für die Ewigkeit. Dann bemerkte ich eine Bewegung zwischen den Schatten der Kirsch- und Apfelbäume und erkannte die kleine Katze wieder, über die ich fast gestolpert wäre. Dina , schoss es mir durch den Kopf, aus irgendeinem Grunde, und ich fühlte mich plötzlich seltsam wohl und geborgen.  
    Das leise Klingeln von Eiswürfeln kündigte Alains Rückkehr an. Dieses Mal trug er ein ganzes Tablett, das zwei riesige Gläser beinhaltete, sowie eine Karaffe mit Nachschub, einen Kübel mit Eiswürfeln und eine Flasche mit original italienischem Olivenöl.
    „Das wird doch wohl keine neue Geschmackskomposition“, sagte ich, erheitert über den wohligen Verlauf des frühen Nachmittags.
    „Möchtest du mal probieren?“
    „Ich passe.“
    „Keine Sorge, der Tee bleibt, wie er ist.“
    Er stellte das Tablett auf dem kleinen Tisch zwischen den Sesseln ab.
    „Hast du eine Katze?“
    „Nein, warum?“
    „Da wuselt so ein kleiner Stubentiger durch euren Garten. Ich wäre eben sogar fast über ihn gestolpert.“
    „Die gehört mir nicht, aber ich kenne sie. Sie streunt hier öfters herum.“
    „Sie muss aber jemandem gehören, sie sieht nämlich nicht verwahrlost aus. Ich kenne mich ein wenig aus, ich hatte früher einmal selber eine Katze, bis der General wollte, dass wir sie

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