Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
aus.“
Sprach er und verschwand. Das war natürlich ein Witz. Das musste ein Witz gewesen sein. Unentschlossen stand ich herum. Ich hatte ja nicht einmal einen Slip drunter an. Ich war mir sicher, Alain würde nicht nur mit Eistee, sondern auch mit einem alten Shirt und einer Hose zurückkommen. Also wartete ich.
26
„Du hast ja noch gar nicht angefangen. Ich bezahle dich nicht für’s Rumstehen“, scherzte er, als er mit zwei Gläsern Tee zurückkam.
„War das eben dein Ernst?“
„Sicher. Es sei denn, du schämst dich für deinen durchtrainierten Körper.“
„Also, ich ...“
Alain stellte die beiden Gläser auf die Stehleiter und kam auf mich zu.
„Ich mache dir einen Vorschlag, Julian. Ich ziehe meine Sachen auch aus. Dann ist niemand im Nachteil. Also, was meinst du?“
Ich war noch immer zu verwirrt. Wollte er mich nun auf den Arm nehmen oder meinte er das wirklich ernst? Als ich mich nicht regte, löste er die Knöpfe an seinen beiden Trägern und ließ die Latzhose einfach zu Boden gleiten. Auch er trug keine Unterwäsche. Zum ersten Mal stand Alain völlig nackt vor mir.
„Kein Problem, oder?“, fragte er unschuldig lächelnd.
Sein gesamter Körper war eine einzige Harmonie. Zu perfekt, um menschlich zu sein. Erst jetzt kam seine Tätowierung richtig zur Geltung. Ein meisterhaftes Kunstwerk. Jede Knospe, jedes Blatt, jede Blüte und jede Ranke passte sich tadellos seiner unglaublichen Anatomie an, als wäre jedes Detail ein Stück seines eigenen Körpers. Stilvoll schlängelten sich die Triebe von seinem Fuß über die Wade und den Oberschenkel, teilen sich zwischen den Beinen und umfassten seine Bauch- und Rückenmuskeln weiter über Schultern, Hals und Arme. Eine vorwitzige Knospe schmückte die linke Seite seines Glieds, eine weitere seine rasierten Hoden. Ihn dort zu tätowieren müsste der Himmel auf Erden sein.
„Du vergisst das Atmen.“
„Was?“
„Atmen. Gefällt dir die Rosenstaude?“
„Sie ist einmalig schön. Ich hätte angenommen, dass eine so große Tätowierung aufdringlich wirkt, aber an dir sieht sie toll aus. Sie passt zu dir. Willst du sie noch erweitern lassen?“
„Ein paar Blüten noch, aber nicht mehr viele. Bald ist sie vollendet.“
„Pass nur auf, dass dein Tätowierer zum Schluss keinen Unfug macht“, sagte ich in leicht eifersüchtiger Doppeldeutigkeit.
„Da mach dir mal keine Sorgen. Alles wird gut.“
Dann bückte er sich, nahm eine Schachtel Benson aus seiner Hose und legte sie zusammen mit dem Kleidungsstück auf die Leiter. Nackt waren seine Bewegungen noch eleganter und antörnender, als entspräche es gar nicht seiner Natur, Kleidung zu tragen.
Nun, da Alain A gesagt hatte, musste ich auch B sagen. Ich streifte mein Shirt ab, stieg aus meinen Flip-Flops und zog zum Schluss meine Shorts aus. Ich legte meine Sachen ordentlich zusammengefaltet im Flur neben der Tür ab, damit sie auf jeden Fall von Farbe verschont blieben. Keine dumme Idee, wie sich später herausstellen sollte.
„Komm her, Muscleboy, wir rauchen noch eine Zigarette, bevor wie uns an die Arbeit machen.“
Als er mir die Schachtel entgegenstreckte, sah ich, dass nur noch eine Zigarette darin war. Sie war umgedreht.
„Ist das noch immer die Schachtel, die ich mitgebracht hatte?“
Ich war ein wenig erstaunt, dass es mir möglich war, in meiner Situation relativ unbefangen zu reden, obwohl ich gestehen muss, dass meine Stimme leicht zitterte.
„Yep. Ich habe sie extra aufgehoben. Nimm.“
„Die war eigentlich für dich gedacht.“
„Das ist lieb, aber nimm schon.“
Und wie bei unserem ersten Treffen hielt er mir die Flamme vor mein Gesicht, als er mir Feuer gab, bis ich sie ausblies. Er sah mir tief in die Augen und lächelte. Heute weiß ich, was das bedeutet, damals war ich noch zu unerfahren.
„Hat sich dein Vater denn nach dem Vorfall Freitagnacht wieder beruhigt? Oder hat es noch mehr Streit gegeben?“
„Er hat sich zwangsläufig beruhigt, zumindest vorerst. Wie ich feststellen konnte, hat meine Mum ihre eigenen Methoden, damit fertig zu werden. Sie hat an den folgenden Tagen all ihre Haushaltspflichten erfüllt und somit dem General keinen Grund zu weiteren Tobsuchtsanfällen geliefert. Aber sie hat geschwiegen. Sie hat das ganze Wochenende nur dann geredet, wenn er sie etwas gefragt hat. Und dann auch nur ganz knapp. Mein Vater ist zwar jähzornig, aber er kein dauerhaftes Durchhaltevermögen. Diese passive Gewalt in Form eines
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