Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
ghandiartigen Schweigens hat ihn mürbe gemacht.“
„Haha, auf jeden Fall sollte man diese Information vor den Feinden der USA geheim halten. Stell dir vor, der Gegner würde eine Armee von Taubstummen in den Krieg schicken.“
Ich lachte so plötzlich, dass ich mich an meinem Tee verschluckte.
„Yeah, alle scharen sich um ihn herum und reden kein Wort.“
„Nach einer halben Woche würde er auf dem Zahnfleisch gehen.“
„Klar, seinen Mund würde er dann ja auch nicht mehr zum Reden brauchen. Es würde ihm eh keiner zuhören können.“
Wir lachten und lachten. Unbefangen, wie es Jugendliche in dem Alter nun einmal tun. Und es war eine Wohltat. Der ganze häusliche Druck der letzten Woche wich.
„Ignoriert zu werden, kann eine schlimme Strafe sein“, sagte Alain, als wir uns etwas beruhigt hatten. Dann drückten wir unsere Zigaretten aus.
„Lass uns anfangen, Alain. Die Zeit mit dir vergeht immer so schnell.“
„Okay. Ich rühre das Ocker an, du das Kaminrot. Ich glaube, dass ist schwieriger, hähä.“
Wir suchten uns leere Eimer oder Töpfe mit winzigen Resten angetrockneter Farbe, um unsere Mischungen anzufertigen. Ich gab ein wenig Schwarz mit viel Rot in meinen Eimer, dann mischte ich so lange Weiß hinzu, bis es mir kurz vor dem gewünschten Ton ausging. Als ich sah, wie die weiße Farbe in den Behälter lief und tröpfelte, musste ich unwillkürlich an Sperma denken. Ich sah zu Alain, der vor seinem Topf hockte und mit einer abgebrochenen Deckenleiste seine Farben verrührte.
War das alles wirklich real? Ich kniete hier am Arsch des Universums – von den Einheimischen auch Cape Orchid genannt – splitterfasernackt an einem wunderschönen Sommernachmittag neben dem hübschesten Jungen der Welt, während im Radio Brown Eyed Girl lief. Konnte ein Mensch allein so viel Glück vertragen? Ich hoffte es.
„Ich komme“, rief Alain plötzlich und ich bekam eine Gänsehaut, „glaube ich, in die Nähe des richtigen Farbtons. Willst du mal gucken?“
Noch so einen Spruch und er kann die Ambulanz für mich rufen , dachte ich, während ich zu ihm rübermarschierte. Er hatte seine Finger in den Topf getaucht, zog sie jetzt blitzartig heraus und bespritzte mich mit der Farbe.
Sperma , schoss es mir wieder durch den Kopf.
„Hey, was soll das?“
„Lass dich doch nicht ärgern. Ist doch nur Wandfarbe, die geht leicht wieder ab. Wie findest du den Ton?“
„Also, wenn er auf der Wand so gut kommt, wie auf meiner Brust, ist er klasse.“
„Wie weit bist du?“
„Ich muss meine Farbe noch etwas aufhellen.“
„Ich habe noch Weiß übrig. Komm.“
Wir gingen zurück zu meinem Eimer, ich hinter Alain. Er beugte sich vor, um die Farbe in den Eimer zu schütten. Bleib so , dachte ich und musste lächeln. Es war einfach zu klischeehaft.
„Hilf mir, rühr schon mal.“
Als wir genug Farben angemischt hatten, verteilten wir sie auf je zwei Behälter und bewaffneten uns mit großen Pinseln. Die Töpfe mit dem Kaminrot verschlossen wir, damit die Farbe in der Zwischenzeit keine Haut bilden konnte.
„Ich mache die untere Kante, du die obere“, schlug ich vor.
„Okay.“
Zum Glück hatte Alain zuvor schon die Leisten abgeklebt, ich hasste das nämlich. Als er die Leiter von seinen Sachen befreite und sie heranholte, hockte ich vor der Wand und hatte bereits die ersten drei Fuß der Kante fertig, so dass er die Leiter in die Ecke stellen und wir leicht versetzt arbeiten konnten.
27
Wir kamen gut voran. Mittlerweile hatte ich mich sogar ein bisschen daran gewöhnt, nackt herumzulaufen. Das Wetter war herrlich, die Musik klasse und ich war mit Alain zusammen.
Während ich zwischendurch immer wieder den Blick auf Alain über mir genoss, redeten wir über Dinge, die typisch für Jugendliche in unserem Alter waren. Über Musik – wir mochten beide die fünfziger bis siebziger Jahre – und über Sport. In der Beziehung war Alain eine echte Kanone. Er kannte sich nicht nur in allen gängigen Sportarten aus, sondern hatte zudem sämtliche Baseball- und Basketballergebnisse der letzten zehn Jahre im Kopf, inklusive der Biographien etlicher wichtiger Spieler. Ich sah eine Chance, meine Stampede Tradingcard-Sammlung zu vervollständigen, aber Alain meinte, er hätte nur ein paar ganz alte, unwichtige Karten und ging nicht weiter darauf ein.
Als wir die Kanten gestrichen hatten, holte Alain eine zweite Stehleiter, jeder von uns nahm sich eine Walze und wir begannen mit
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