Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
machen.“
„Willst du diese Nacht nicht lieber in meinem Bett schlafen? Ich kann hier unten auf dem Sofa übernachten.“
„Nein, mein Engel, danke, aber nein. Weißt du, dein Vater ist wie ein Raubtier. Wenn man Angst oder Schwäche zeigt, nutzt er das aus und greift an. Man muss ihm entgegentreten und mit subtileren Mitteln kämpfen.“
„Wenn du meinst.“
Wir waren schon aufgestanden, als mir noch eine Sache einfiel.
„Ach, Mum, als mich der General eben geschlagen hatte und ich am Boden lag, da hat er etwas gesagt. Hast du verstanden, was das war?“
„Was meinst du?“
„Ich glaubte gehört zu haben, dass er Iss mich gesagt hatte.“
„Iss mich? Nein. Das ergibt doch gar keinen Sinn. Ich glaube, er war selber etwas durcheinander und hat Ich ... ich gesagt, so als wollte er einen Satz anfangen, den er dann aber nicht zu Ende gesprochen hat.“
„ Ich ... ich. Ja, du hast wohl recht. Egal. Gute Nacht, Mum, schlaf schön. Und falls noch etwas ist, weck mich bitte.“
„Mach dir keine Sorgen. Der Sturm ist vorbei. Schlaf gut, mein Engel.“
24
Gut geschlafen hatte ich dann natürlich nicht. Ich benötigte eine Ewigkeit, um überhaupt einschlafen zu können; kein Wunder, nach jenen Ereignissen. Was Naivität betraf, waren meine Mum und ich völlig unterschiedlich. Ich war naiv genug, nie die wirkliche Brutalität meines Vaters zu erkennen, meine Mum hingegen so wenig naiv, meine Neigungen zu durchschauen. Und jetzt kannte sie mein größtes Geheimnis, das ich so viele Jahre gehütet hatte wie einen verhassten Schatz. Es war gleich, ob sie es schon vorher gewusst hatte, ich hatte es ihr erzählt. Ich konnte noch immer nicht fassen, wie plötzlich und schnell sich auf ein Mal alles änderte. Wie würde die neue Welt hinter dem See aus Eis wohl sein? Glich sie eher einer Hölle oder einem Wunderland?
Ich vertraute meiner Mum, wenn nicht ihr, wem sonst? Trotzdem blieb ein Rest Angst vor der Zukunft. Und eben diese würde zeigen, ob sie die Wahrheit gesagt hatte oder ob sich ihr Verhalten mir gegenüber ändern würde. Abwarten , dachte ich, aber ich war guter Hoffnung.
Als ich endlich eingeschlafen war, träumte ich von Alain und mir in der Villa. Wir waren nackt, lagen auf seinem Bett, umgeben von Dutzenden Rosen, küssten und streichelten uns. Sein Zimmer war viel länger als in Wirklichkeit, mindestens dreimal so lang. Das Licht der frühen Abendsonne tauchte den Raum in ein pastellfarbenes Zartrosa. Die wunderschöne Stille wurde plötzlich von dem Geräusch der auffliegenden Zimmertür zerrissen. Der General stand im weit entfernten Türrahmen, sein Gesicht zu einer irren Fratze verzerrt. Er trug seine Geländesachen, nur, dass diese nicht olivfarben, sondern blutrot waren. In der Hand hielt er statt seiner Pistole ein langes Schwert.
„Habe ich euch endlich erwischt, ihr perversen Schwuchteln!“
Wir sprangen auf, aber es gab kein Entkommen und keinen Schutz. Wie ein tobender Stier rannte das Vater-Monster auf uns zu, das Schwert vor sich hin- und herschwingend.
„Ich werde euch eure verfickten Schädel abschlagen!“
Die hell- und dunkelroten Flecken auf seiner Tarnkleidung bewegten sich, flossen ineinander und um sich herum, wie Blut, das durch den Körper gepumpt wird. Es wirkte auf bizarre Art so, als hätte er gar keine Haut.
Plötzlich trat Alain einen Schritt vor und stellte sich schützend vor mich. Ich wollte ihn zu Boden reißen, aber es war bereits zu spät. Mit einem widerwärtigen Geräusch traf die Klinge seinen Hals direkt vor meinen Augen, zerriss Haut, Gewebe, Adern, Sehnen und Knochen. Ein riesiger Schwall Blut traf mich im Gesicht und durch den roten Schleier sah ich, wie Alains Kopf weggeschleudert wurde, und dahinter das ebenfalls blutbeschmierte, geisteskranke Grinsen meines Vaters.
Ich schrie.
Und schreiend wachte ich auf.
Zum ersten Mal in meinen Leben. Die Sonne war schon aufgegangen, aber es war noch früh am Morgen. Früh genug, so hoffte ich, dass meine Eltern noch schlafen würden und den Schrei nicht gehört hatten. Schweißgebadet und zitternd blieb ich liegen, bis ich mir sicher sein konnte, dass niemand aufgewacht war. Danach entspannte ich mich, so gut es in der Situation möglich war. An Schlaf war nicht mehr zu denken, also blieb ich liegen und dachte nach, bis ich hörte, wie der General das Haus verließ. Ich wollte ihn an jenem Morgen um keinen Preis der Welt sehen, teils wegen der Ereignisse der
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