Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
letztes Treffen so abrupt beendet. Das tut mir leid.“
„Das braucht es nicht. Du hast mir damit wahrscheinlich das Leben gerettet.“
„Echt? Erzähl.“
Wir setzten uns auf den Fußboden und ich berichtete Alain von der Nacht. Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihm nur die Ereignisse um die knappe Heimkehr des Generals zu schildern, aber dann erzählte ich weiter von den nächtlichen Schrecken, wie ich meine Eltern im Wohnzimmer vorgefunden hatte und von dem Schlag, den mir mein Vater verpasst hatte. Lediglich von meinem Coming-out erwähnte ich nichts. Alain zeigte ehrliche Bestürzung. Als ich geendet hatte, saßen wir beide einen Moment schweigend da. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich unsere gute Laune so weit heruntergewirtschaftet hatte. Da er mir mit angezogenen Beinen gegenüber saß, fiel mein Blick auf seine Fußsohle. Froh, einen Grund gefunden zu haben, das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen, redete ich los.
„Hast du dein Rosentattoo wieder weiterstechen lassen? Bis unter den Fuß? Das muss doch höllisch weh tun.“
„Du hast recht“, erwiderte er – Gott sei Dank – freudig. „Aber ist es nicht geil geworden? Hier, sieh es dir an.“
Er rutschte zu mir herüber und hielt mir seinen nackten Fuß vor das Gesicht. Oh man, er hatte so wundervolle Füße, glatt, wohlproportioniert, sauber und weich. Ich nahm ihn in die Hand und streichelte vorsichtig darüber.
„Kitzelt das?“
„Kein Stück.“
Ich sah ihm tief in die Augen, unfähig, seinen Blick zu deuten.
„Du hast schöne Füße, hat dir das schon mal jemand gesagt?“
„Bislang noch nicht.“
„Aber es stimmt.“
„Dann danke ich für das Kompliment, besonders, weil es von einem Spezialisten kommt.“
„Wie meinst du das denn?“, fragte ich völlig verunsichert. War ich jetzt zu weit gegangen? Obwohl ich noch stundenlang seinen Fuß hätte berühren können, ließ ich ihn einfach los. Alain nahm ihn nur sehr langsam hinunter, während seine Mundwinkel ein feines Lächeln umspielte und mein Herz damit beschäftigt war, mir eifrig Blut in den Kopf zu pumpen.
„Junge aus Nampa, vergiss deine Wurzeln nicht.“
Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
„Der Name deiner Heimatstadt stammt wahrscheinlich von dem shoshonischen Wort namb , was soviel wie Fußabdruck bedeutet.“
Ich fand Momente wie diesen sehr bezeichnend für Alain. Er drückte sich oft seltsam aus und schien mehr zu wissen, als Matthew, Diane und ich zusammengenommen. Vielleicht hatte er das Wort aber auch nur im Lexikon nachgeschlagen, nachdem ich ihm bei unserer ersten Begegnung gesagt hatte, wo ich aufgewachsen war. Das hielt ich sogar für sehr wahrscheinlich, denn so etwas gehörte nicht einmal zu einer hervorragenden Allgemeinbildung.
„Guck nicht so“, sagte er lachend und stieß mich mit dem nackten Fuß an. „Geographie und Geschichte sind meine Hobbys.“
Ich konnte mir trotzdem nicht vorstellen, dass er solche Dinge einfach so wusste. Kein Teenager tat das. Aber ich wollte nicht näher darauf eingehen, also wechselte ich das Thema.
„Streichst du das Zimmer?“
„Ich versuche es jedenfalls. Bis jetzt noch ohne nennenswerten Erfolg, wie du siehst.“
„Und was machst du mit den ganzen verschiedenen Farben?“
„Ich kann mich einfach für keine entscheiden.“
„Sieht so aus, als könntest du ein wenig Hilfe brauchen.“
„Echt? Würdest du mir helfen?“
„Klar, ich habe heute Nachmittag noch nichts anderes vor.“
„Super. Zusammen werden wir das in den Griff kriegen.“
Wir standen auf und ich begutachtete seine bisherige Leistung. In einer Zimmerecke hatte er mit Hellgrün auf der einen Wandseite, und mit Zinkblau auf der anderen begonnen. Mitten auf der längeren Wand war eine Schicht Flieder aufgebracht, in einer anderen Ecke Siena und Kastanienbraun.
„Ich war ein wenig unentschlossen.“
„Das sieht man. Was hältst du davon, wenn wir diese Wand hellocker vorstreichen und dann mit einer Wisch- oder Tupftechnik ein helles Kaminrot auftragen?“
„Klingt gut. Die Farben dafür müssten reichen. Also los, schnapp dir eine Rolle. Ich hole uns eben noch etwas zu trinken aus der Küche.“
„Äh, mir fällt gerade ein, es gibt da noch ein kleines Problem. Ich darf mir meine Sachen nicht mit Farbe zusauen. Hast du vielleicht ein paar alte Klamotten für mich?“
Alain war schon auf halbem Weg zur Tür, als er sich flüchtig umdrehte.
„Nö. Zieh doch einfach deine Sachen
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