Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
kleiner Trost.
„Alain“, sagte ich erneut.
„Ich bin untröstlich, mon ami, aber wir müssen uns dringend unterhalten. Es ist wichtig. Etwas Schlimmes ist passiert und wenn wir nichts unternehmen, wird es richtig übel.“
Dann machte Alain ein paar Schritte auf uns zu, sah Sinh an und sagte: „Es tut mir leid, mein Freund, aber ich muss Julian unbedingt sprechen. In Ruhe und unter vier Augen. Du kannst in der Zwischenzeit duschen gehen, am Ende des Gangs rechts. Aber bitte bleib hier in der Villa. Du bist vermutlich genau so betroffen wie wir beide.“
Die Zwillinge ließen mich los und wir drei standen gleichzeitig auf. Verschämt, als wäre ich beim Fremdgehen erwischt worden, fingerte ich nervös an meiner Jeans herum, um sie hochzuziehen und zu schließen. Sinh sah mich verwirrt an. Ich war froh, dass er keine komplizierten Fragen stellte, aus missverstandener Eifersucht oder anderen Gründen einfach davonlief. Vielleicht hatte er auch nur die Angst in meinen Augen gesehen und seine Gefühle mir gegenüber waren mittlerweile ebenso stark wie jene, die ich für sie empfand. Auch die Zwillinge hatten Angst, das sah ich ihnen an.
„Bitte, Sinh. Tu, was er sagt. Du auch, Daxx.“
„Ist das der Freund, von dem du uns erzählt hast?“, fragte Daxx. Seine Stimme klang ähnlich trocken wie meine.
„Ja. Bitte. Ich brauche euch jetzt. Lasst mich nicht hängen. Geht duschen und kommt dann wieder zurück. Bitte.“
„Kommst du hier klar, G-Man?“
„Ja, ich denke.“
„Okay. Komm, Daxx.“
Die Zwillinge sammelten ihre Klamotten und gingen an Alain vorbei zur Tür. Alain warf Sinh einen freundlichen Blick zu, und so absurd der ganze Moment war, spürte ich einen kurzen Stich der Eifersucht in meiner Brust.
Alain schloss die Tür hinter ihnen, kam zu mir und ließ seinen Rucksack fallen. Dann umarmte er mich und für einen kleinen Augenblick sah es so aus, als wolle er mich küssen. Aber er hielt plötzlich inne, blinzelte und lächelte verlegen, dann nahm er in einem der beiden Sessel Platz.
„Setz dich“, sagte er und ich folgte seiner Aufforderung. Ich benötigte dringend eine Zigarette, doch bevor ich nach der Schachtel greifen konnte, zog Alain eine Schachtel Benson – die Schachtel Benson – aus seiner Hemdtasche. Während er mir eine anbot, sagte er: „Ich muss mich noch mal entschuldigen, hier so einfach reinzuplatzen, aber mir blieb keine andere Möglichkeit. Ich wurde zurückgeschickt, um das Schlimmste zu verhindern. Es gab eine Art Störung im natürlichen Ablauf und sie ist wahrscheinlich stark genug, die Symbiose für immer zu vernichten. Und weiß der Herrgott, was noch.“
„Ich verstehe nicht.“ Meine Stimme bekam einen jammernden Unterton. „Habe ich etwas falsch gemacht?“
Alain reichte herüber und nahm meine Hand. Das Gefühl war tröstlich und befremdlich zugleich. So in etwa musste es sein, wenn man vom Hausarzt gesagt bekommt, dass man unheilbar an Krebs erkrankt ist.
„Es liegt nicht an dir“, fuhr Alain mit einer so ruhigen Stimme fort, dass sie alles nur noch schlimmer machte. „Es gab eine Störung im Gleichgewicht der Kräfte, wenn du so willst. Du bist nicht der Grund dafür. Im Gegenteil, du hast darunter zu leiden. Wir müssen das jetzt in Ordnung bringen, so schnell wie möglich.“
Ich schluchzte leise auf. Ich hatte keine Vorstellung bezüglich der Konsequenzen des Ganzen oder um was es ging, aber zumindest war ich nicht daran schuld. Erleichterung drückte gegen Angst, die aber mit grausiger Selbstsicherheit blieb, wo sie war.
„Ich versuche, das für dich in einfache Worte zu fassen, schon allein, weil die Zeit drängt.“
„Aber wir beherrschen die Zeit“, sagte ich mit fester Stimme, so, als könne meine Aussage einfach alles ungeschehen machen, als hätte niemand vor mir daran gedacht.
„Julian. Es gibt mehr als die vier Dimensionen, die wir im allgemeinen kennen. Physiker rechnen mit ihnen, aber sie spielen im alltäglichen Leben eines Menschen keine große Rolle. Du musst sie dir winzig und aufgerollt vorstellen, wie die Sprungfeder eines Kugelschreibers. Und noch kleiner. Aber sie existieren seit dem Beginn des Universums, des Raums und der Zeit. Sie stabilisieren das natürliche Gleichgewicht. Trotz ihrer geringen Größe sind sie ungemein wichtig. Stell dir vor, du würdest nur eine klitzekleine Kugel aus dem Lager einer großen Maschine entfernen. Nur wenig später würde sie unrund laufen und
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