Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
Vom Netzwerk:
irgendwann lichtete sie sich.  
    „Julian. Julian! Hey! Oh mein Gott. Julian!“  
    Kalt. Kalt und hart. Aber auch warm. Und weich. Ich nahm jede nur denkbare sensorische Empfindung gleichzeitig wahr. Tausend Worte würden nicht ausreichen, sie alle zu beschreiben. Doch am deutlichsten war kalt und hart von unten, warm und weich an meinem Gesicht. Gesicht – ich hatte wieder ein Gesicht. Und Augen. Öffnen.  
    Ich blinzelte und sah drei dunkle, konturlose Silhouetten vor einem grauen, fast taubenblauen Hintergrund. Beim nächsten Versuch wurden die Umrisse klarer und das Blau satter.  
    „Du hast es geschafft! Oh Scheiße, er lebt! Danke, Gott!“ Eine andere Stimme, kläglich. Weinte er?
    „Das ist fab. Fab – Megafab!“
    Wie ein plötzlich nachlassender Überdruck reduzierten sich meine Empfindungen auf ein menschenverträgliches Maß. Ich fühlte mich beschissen, wie von einem LKW überrollt. Säuregeschmack in meinem Mund, meinem Hals, meinem Magen. Er rebellierte und ich würgte. Zwei Hände drehten meinen Kopf rechtzeitig zur Seite. Ich erbrach mein halbverdautes, rekonstruiertes Frühstück.
    „Er ist wieder bei uns“, rief eine Stimme, deren überschwängliche Freude von der Pfütze ungetrübt blieb.  
    „Geht’s?“
    Ich keuchte. Irgendjemand wischte mir den Mund ab.
    „Kannst du aufstehen? Wenn wir dir dabei helfen?“
    Ich wollte darauf antworten, aber ich brachte noch immer keinen Ton heraus. Stattdessen spuckte ich Galle und Speichel, der an meiner Wange hinablief. Mein Hals schmerzte. Es war so ungewohnt.  
    „Wir müssen ihn hier wegbringen. Die Illusion wird nicht lange bestehen bleiben.“
    „Was meinst du?“
    „Daxx möchte wissen, was du meinst.“
    Daxx! Er hatte Daxx gesagt, ganz sicher.
    „Das Scheinbild der Villa. Jetzt kommt schon, hebt ihn an den Schultern hoch. Aber vorsichtig. Ich nehme seine Beine.“
    Ich spürte, wie ich hochgehoben wurde. Es war ein merkwürdiges Gefühl, denn ich hätte die exakte Körpertemperatur der drei Menschen bis auf fünf Stellen hinter dem Komma benennen können. Jedenfalls für einen Moment, dann schwand auch diese Erkenntnis. Mir wurde schwindelig, ich hustete, aber zum Glück war mein Magen schon leer. Wir setzten uns in Bewegung.  
    „Vorsicht, der Türrahmen.“
    „Hä?“
    „Weiter, los.“
    Sie bugsierten mich behutsam auf den Rücksitz eines Autos. Ich konnte noch immer wenig erkennen, aber es war ein merkwürdiges Gefühl, die Luft außerhalb des Grundstücks auf meiner Haut zu spüren. Wie vor fünfzehn Jahren. Ich fühlte mich unsicher, wie bei einem langen Sturz. Jemand setzte sich neben mich. Am Geruch erkannte ich Daxx. Wagentüren wurden zugeschlagen.  
    „Fahr los, Sinh.“ Das war Alain.
    „Wohin?“
    „Erst mal raus aus der Stadt, auf den Pacific Coast Highway, von dort kommen wir auf den Garden Grove Freeway Richtung Osten, nach Santa Ana.“
    „Okay.“
    Der Wagen setzte sich in Bewegung. Mein Kopf lehnte am Rahmen, so dass ich zum Fenster hinausblicken konnte. Daxx wischte die letzten Spuren Rotz aus meinem Gesicht und hielt mir fürsorglich die Hand. Einen Augenblick lang spürte ich den Rhythmus, in dem das Blut durch seine Adern gepumpt wurde. Meine optische Wahrnehmung wurde besser. Ich konnte die vorbeiziehenden Palmen auf der gegenüberliegenden Straßenseite erkennen, dahinter die Wohnhäuser im Cape Cod Stil, die Möwen am stahlblauen Himmel und den Hauch einer Reflexion von Daxx’ Gesicht in der Scheibe, als wäre er nur halb sichtbar.  
    „O hst du hehehesen?“, versuchte ich zu fragen, konnte mein Gestammel aber selbst nicht verstehen.  
    Wo bist du gewesen? , dachte ich sehr viel klarer.  
    Daxx reagierte.
    „Ich war bei euch“, flüsterte er. „Die ganze Zeit. Und das werde ich auch weiterhin bleiben, weil ich es möchte und weil es richtig ist. Dina hat es mir gesagt.“  
    Ich hörte, was er sagte, verstand den Sinn der Worte allerdings nicht. Für den Moment war es mir egal; Daxx war wieder bei uns. Wir hatten es geschafft, alle vier. Weil wir zusammengehalten hatten, weil uns die Liebe verband. Eine der größten Mächte auf Erden. Egal, was die Zukunft noch für uns bereithielt, ich war der festen Überzeugung, wir würden auch das meistern können, so lange wir unseren Gefühlen folgten und uns gegenseitig vertrauten. Nichts konnte stärker sein, als das.
    Niemand.
     
     
    Fortsetzung folgt !
    Der letzte Teil, Band 3,  erscheint Ende

Weitere Kostenlose Bücher