Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
seinen Bruder loszulassen. Er hob Daxx an der Körpermitte in die Höhe, und dieser bog sich unter ihm wie eine lange Dachlatte, den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen sanft geschlossen, als wäre er bereits besiegt.
„Jetzt. Schnell!“, presste Sinh hervor. Die nächste Serie.
Ich schoss im Folgenden mindestens zwei Dutzend verschiedener Serien. Die Kreativität der Zwillinge war schier unerschöpflich. Einmal lagen sie lang ausgestreckt da, jeweils auf der Seite, wieder Rücken an Bauch gepresst. Dabei lag Daxx diesmal in der Siegerposition hinter Sinh und etwas höher – sie hatten sich wohl geeinigt, sich gegenseitig abzuwechseln, auch ohne Stein-Schere-Papier zu spielen – und während Sinh mit über den Kopf gelegten Armen hinter sich Daxx’ Hals umklammerte, hatte dieser seine Arme über Sinhs Brust verschränkt und ein Bein zwischen die von Sinh geschoben. Diese Pose gefiel mir besonders gut. Sie erinnerte mich an ein eingeöltes Schiffstau. Ihre Körper glänzten und schimmerten noch immer und es war auf den ersten Blick schwer zu erkennen, welcher Teil der Anatomie zu wem gehörte.
Zwischendurch erinnerte ich mich immer wieder deutlich an den wundervollen Sommer 1997 mit Alain, an unsere echten Ringkämpfe, und wie schön und neu alles für mich gewesen war, trotz der Bedrohung durch den General. Aber diese Bilder tauchten nur kurz auf und verblassten schnell. Ich war nicht traurig darum. Dieses hier war eine andere Zeit, eine andere Situation. Ich sah die Zeit mit den beiden Brüdern nicht einmal mehr als Aufgabe an, die dem Fortbestand der Villa dienen sollte. Ich genoss sie einfach. Ich hatte mich wirklich verliebt.
Nach circa einer Dreiviertelstunde ließen sie sich schlapp auf die Matte fallen.
„Durst“, rief Sinh.
„Rauchen“, rief Daxx.
„Ihr habt euch die Pause echt verdient“, sagte ich, sah nach unseren Zigaretten und den Getränken und stellte fest, dass beides zur Neige ging.
„Ich hole uns eben eine neue Flasche. Irgendwo habe ich auch noch eine Schachtel Zigaretten.“
„Warte“, sagte Sinh japsend und stand auf. Daxx erhob sich ebenfalls, war aber nicht so schnell wie sein Bruder.
„Wir haben dir etwas mitgebracht“, keuchte Sinh, während er zu den Taschen tapste. Er zog eine Flasche Jack Daniels, 0.7 Liter, hervor und hielt sie mir hin. Sie hatten ein dünnes goldfarbenes Band um den Hals geknotet und einen Zettel daran befestigt. „Ist zwar nicht so gut, wie das, was du im Keller hast, aber mehr können wir uns im Moment nicht leisten.“
„Leute, das müsst ihr doch nicht machen“, sagte ich und hielt die Flasche wie einen sagenhaften Goldschatz in der Hand. Als Geschenk der Zwillinge wertete es dieses schlichte Produkt aus Glas, Mais, Roggen und Gerstenmalz für mich besonders auf. Auf dem Zettel stand in ihrer geschwungenen Handschrift: Kreativbeschleuniger! Bitte vor oder während künstlerischer Arbeiten einnehmen. Deine Zwillinge . Beide Brüder sahen mich mit ausdrucksloser Miene an.
„Ich freue mich tierisch. Das ist echt phat ... fab. Ihr sollt nur nicht euer Geld für mich ausgeben. Wir haben doch alles hier, was wir brauchen. Aber ich freue mich irrsinnig darüber, wirklich, Jungs. Danke.“
Ich sagte das nicht nur, weil ich mich verpflichtet dazu fühlte, sondern weil ich es so von Herzen meinte. Endlich lächelten die beiden wieder und Daxx rief: „Die ist auch nicht nur für dich! Wir wollen auch was davon haben.“
Wir lachten, dann sagte ich: „Aber wir brauchen trotzdem noch Zigaretten. Ich hole sie eben.“
Ich schlüpfte durch eine Tür ein paar Zimmer weiter und schloss sie hinter mir. Dann wünschte ich mir eine Schachtel Benson & Hedges. Rauchen schadete auch meiner Gesundheit, wenngleich nicht so wie die anderer Menschen. Ich konnte schließlich nicht krank oder verletzt werden – von den seltsamen Kopfschmerzen mal abgesehen – aber für jede kleine Schachtel, die von der Villa für mich materialisiert wurde, büßte sie ein Stück unserer gemeinsam gespeicherten Energie ein. Dankbar nahm ich die Zigaretten entgegen und ging zur Halle zurück. Sinh und Daxx hatten inzwischen die Flasche Jack Daniels geöffnet, tranken und tuschelten miteinander. Als ich den Saal betrat und sie mich bemerkten, verstummten sie wie bei einem Nussdiebstahl ertappte kleine Eichhörnchen. Obwohl ich mich im Laufe des Nachmittags daran gewöhnt hatte, dass sie nackt waren, erfreute mich ihr Anblick doch immer wieder
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