Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
Feld.
Alain? , dachte ich. Ich habe Daxx gefunden. Er ist in unserem Schlafzimmer. Alain, hörst du mich?
Ich höre dich, Großer. Bin schon unterwegs.
Beeil dich! Und vergiss Sinh nicht.
Unsichtbare Finger zerrten an meinem gesamten Körper. Ich baumelte waagerecht in der Luft, als würde ich an einem Kronleuchter hängen. Die Macht, die mich unbarmherzig zur Kammer zog, war stärker als die Schwerkraft. Und sie wuchs. Die kristallene Oberfläche des Türknaufs bot nicht viel Halt. Sie war glatt poliert und meine Finger begannen bei der Anstrengung zu schwitzen. Ich biss die Zähne zusammen und verstärkte meinen Griff, bis es schmerzte.
Das Pochen war mittlerweile zu einem ohrenbetäubenden Hämmern geworden. Darunter mischte sich eine Art Urschrei, wie von einem Wesen, das so groß und mächtig war, dass selbst Dinosaurier vor ihm gezittert hätten. Die Villa war wütend auf mich, weil ich mich gegen ihren Plan stellte.
Alain? Habt ihr ihn?
Keine Antwort. Vielleicht konnte ich ihn nicht verstehen, weil der Lärm um mich herum so drastisch zugenommen hatte. Meine Sehnen und Muskeln dehnten sich schmerzhaft. Wie lange würden sie benötigen, um das Grundstück zu verlassen? Vorausgesetzt, sie hätten Daxx wirklich gefunden? Der gierige Schrei der Kammer ertönte wieder. Er klang auf eine menschliche Art zornig. Ich drehte meinen Kopf unter großen Anstrengungen und sah zwischen meinen Armen hindurch zur Tapetentür. Die Haare flatterten mir wild vor den Augen und meine wenigen Plomben schienen sich aus den Zähnen befreien zu wollen. Die Schwärze der Kammer strömte in Wellen über den Parkettboden. Das ganze Zimmer schien zu zittern.
Alain?
Dann sah ich, wie sich die Tapetentür langsam bewegte, um sich zu schließen.
Alain! Ich kann mich nicht mehr halten!
Tränen flossen meine Wangen hinab, lösten sich und stürzten in die Finsternis. Speichel wurde mir aus dem Mund gesogen. Das Brüllen wurde bestialisch; der Schmerz in meinen Fingern unerträglich.
Alain!
Dann lösten sie sich von dem glatten Untergrund des Knaufs.
Obwohl ich meine Augen geschlossen hielt, wurde die Dunkelheit, in der ich mich befand, plötzlich tiefschwarz. Das Pulsieren berührte meine Haut, und dann drang es durch alle Poren in mich ein.
Ich wollte schreien, aber ich hörte keinen Laut, außer einem dröhnenden Herzschlag. Ich bekam keine Luft mehr. Die Schwärze kroch in mich hinein. Wie eine Säure fand sie ihren Weg zwischen jeder Zelle meines Körpers hindurch, löste ihre Verbindungen und zersetzte mich von außen nach innen. Was einst mein Körper gewesen war, zerfiel in winzige Bestandteile, Partikel, die in ihrer Gesamtheit nicht mehr bestehen konnten. Das gleiche geschah mit meinem Geist. Mein Denken wurde zersetzt, Milliarden von Erinnerungen und Empfindungen zerteilt in einzelne, elementare Gedanken. Es war schmerzhafter als alles, was ich jemals zuvor gespürt hatte. Die lose Ansammlung organischer Materie, die einmal meine Stimmbänder gewesen waren, versuchte verzweifelt, einen letzten kläglichen Schrei auszustoßen. Doch er verhallte tonlos in der Unendlichkeit wie alles, was ich einmal gewesen war.
Misslungen , war der erste reale Gedanke, den ich wieder greifen konnte.
Allein aus der Tatsache heraus, dass es ein zusammenhängendes Wort gab, dessen Sinn ich verstehen konnte, resultierte, dass er falsch war. Ihm folgte ein weiterer:
Es . Dann: Esist .
Misslungen. Es ist misslungen.
Essitmisslungen ichhabeesnichtgeschafft.
Sinhdaxxalainestutmirleidichhabeesnichtgeschafftesistmisslungen .
Immer mehr Wörter formten sich zu zusammenhängenden Gedanken, Erinnerungen, Ideen. Schneller und schneller. Und schneller. Mein Leben. Das Leben. Schneller. Die Welt. Das Universum. Alles.
Es stürzte nicht auf mich ein, es ging von mir aus. Als wäre ich der personifizierte Urknall. Trotzdem setzte ich mich jetzt wieder zusammen, anstatt mich aufzulösen. Ich wurde rekonstruiert; jedes Elementarteilchen, jedes Atom, jedes Molekül wurde neu geschaffen, zusammengeschmolzen in einer brennenden Hitze, deren Temperatur höher schien als die im Inneren der Sonne. Und mit allem die Empfindung für Schmerzen, die weit über der Grenze des Vorstellbaren lag. Der Zeitraum dieser Hölle schien Äonen zu überdauern, gerade lang genug, um ein Universum zu erschaffen – und doch war er sehr kurz.
Die Finsternis war mein ständiger Begleiter bei dieser Erfahrung gewesen, aber
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