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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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zurückgerissen, das ist Frevel!“
    Schwankend versuchte Janiel, auf die Füße zu kommen und fand sich eingekreist von finster blickenden Geweihten. Seine Brüder, mit denen er jahrelang zusammen gelebt und gearbeitet hatte.
    „Ah, ich verstehe. Er hat einem meiner Männer das Leben geschenkt. Was für eine Tat, nach all den Toten dieses Tages. Wahrhaftig, ein Gräuel, er muss vom Finsterling besessen sein.“ Die Ironie war offensichtlich, trotz der leidenschaftslosen Stimme, mit der Ilat sie sprach.
    „Majestät, bei allem Respekt, dies liegt nicht in Eurer Entscheidungsgewalt“, begann Brey, doch Ilat winkte nur nachlässig.
    „Es gibt hier nichts, was nicht in meiner Entscheidungsgewalt läge. Du hast Glück, Priester, ich bin gerade gut gelaunt, sonst könnte ich entscheiden, dass dein aufgeblasener Kopf zu schwer für deine Schultern geworden ist und gewaltsame Erlösung braucht.“ Er lächelte, als Brey wütend zu stammeln begann.
    „Schweig, wenn dein König spricht! Du hast noch viel mehr Glück. Ich bin mir bewusst, dass du und deine Horde ein paar hässliche Löcher in meine schönen Schiffe brennen könntet, und nein, ich will nicht noch mehr davon verlieren. Die sind teuer!“
    Fahrig wischte er sich über das Gesicht, einen Moment lang wirkte er krank. Ein krankes, verlorenes Kind.
    „Nehmt ihn mit, sperrt ihn meinetwegen in irgendein Loch. Aber ihr werdet ihn weder verurteilen noch töten, und möglichst nicht noch weiter beschädigen. Euer Erzpriester soll über sein Schicksal entscheiden.“
    „Er ist Rynwolfs Schützling, wie wird das Urteil wohl ausfallen?“, rief Brey höhnisch. Ein Zischen, und bevor Janiel eine Bewegung wahrgenommen hatte, wurde der Priester zu Boden geworfen. Ilat kniete mit vollem Gewicht auf dessen Brust und umklammerte die Kehle des Mannes mit stählernem Griff.
    „Wenn du kleine Ratte noch einmal wagst zu behaupten, sowohl dein König als auch dein eigener Priesteroberster sind unfähig, gerechte Entscheidungen zu treffen, werde ich dir zeigen, dass nicht nur Ti über Leben und Tod bestimmt. Ich war beherrscht, vernünftig und ausgesprochen entgegenkommend. Mach weiter so, und du wirst die weniger kultivierte Seite von mir kennen lernen. Hast. Du. Mich. Verstanden?“ Bei jedem einzelnen seiner mit schneidender Kälte gesprochenen Worte schlug Ilat den Kopf des Geweihten hart gegen die Planken. Er ließ Brey los, warf jedem Umstehenden einen drohenden Blick zu und stürmte davon.
    Irgendjemand packte Janiel und schleifte ihn grob mit sich, in eine dunkle Ecke tief im Bauch des Schiffes, in irgendein Vorratslager. Er wurde an Händen und Füßen gefesselt, danach so an einen Eisenhaken gebunden, dass er sitzen, aber nicht liegen konnte. Sie beschimpften ihn und er wurde schwer bedroht:
    „ Ein magisches Zucken, und du wirst es bereuen!“
     
    ~*~
     
    Zwei Tage dauerte es, bis das nächste Mal jemand zu ihm kam. Janiel delirierte fiebrig, zuckte vor der Hand zurück, die ihm einen Becher Wasser an die rissigen Lippen drückte.
    Ilat betrachtete die elende Gestalt. Der junge Mann war von seinen eigenen Ausscheidungen durchnässt, sein eingefallenes Gesicht war mit Salzkristallen bedeckt, von dem Meerwasser, das hier unten durch kleine Spalten und Risse eindrang. Seine Haut war entzündet und ausgetrocknet, jeder rasselnde Atemzug mühsam erkämpft. Blut tränkte die Fesseln, die sich in Janiels Gelenke geschnitten hatten. Seine so genannten Brüder sahen gar nicht ein, sich um ihn zu kümmern, diesen Frevler, der gewagt hatte, irgendein merkwürdiges Gesetz zu brechen. Ilat nahm die Tjuva in die Hand, die offen auf Janiels Brust lag. Selbst der goldene Gebetsstein war mit Blut befleckt. Ob Ti wirklich so grausam war? Ob die Priester überhaupt verstanden, wie engstirnig ihre Gesetze waren? Vermutlich nicht.
    Janiel murmelte sinnlose Worte. Es wäre vielleicht gnädiger, den Jungen von seinem Leid zu erlösen. Andererseits war sich Ilat sehr sicher, dass Rynwolf ihn nicht hinrichten lassen würde.
    Was auch immer man dem Erzpriester vorwerfen konnte,
    Verschwendung von Talenten und Rohstoffen gehörte nicht dazu. Außerdem war er weniger fanatisch wie manch andere Geweihte, die man nennen könnte.
    Mit mehr Nachdruck als zuvor zwang Ilat den jungen Mann, das Wasser zu schlucken. Er ließ sich von Hustenkrämpfen und schwachen Abwehrversuchen nicht irritieren. Mehr wollte er allerdings im Moment nicht wagen. Sollte ihn jemand beobachten, wie er einen verletzten

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