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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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dass niemand mehr hätte sagen können, was sie darstellte. Sie war blind, bewegte sich nur ungern, da sie dafür ihre wurzelartigen Geflechte aus der Erde zerren musste. Doch sie spürte Dinge, die niemand sonst wahrnahm. So blieb ihr auch die Veränderung nicht verborgen, die von drei großen Lebewesen erzeugt wurde, egal, wie geschickt sie sich mit Zauberei tarnten. Sie fühlte durch die Schleier aus Wassermagie hindurch und sprach zu ihrem Meister, der sie erschaffen hatte: „Drei sind es, die gehen. Eine gehört zum Wasser, zwei zur Erde.“
    Osmege grollte vor Wut. Eine Famár und zwei Orn verließen Navill, obwohl seine anderen Spione nichts bemerkt hatten. Es gab wenige Wasseratmer, die fähig waren, einen solch mächtigen Tarnzauber zu weben. Eine davon war Chyvile. Chyvile, die mit einem männlichen Orn durch Anevy gezogen war.
    Ob die Gefährtin der Steintänzerin tot war? Womöglich handelte es sich hier nur um irgendeine Famár, die sich der Kranken angenommen hatte und dafür zwei Orn mitschleppte, um das Blut eines anderen Dorfes aufzufrischen.
    „Sag es mir, wie viele sind noch auf der anderen Seite des Magieschleiers?“, fragte er die Kreatur.
    „Viele sind es, viele Geschöpfe der Erde. Mit zwei und mit vier Beinen.“
    „Sterben sie? Sind sie krank?“
    „Alles sind stark und gesund.“
    „Chyvile!“ Sie allein war mächtig genug, seine Seuche vollständig zu heilen. So war also die Steintänzerin tatsächlich geboren, und ihre Gefährten auf dem Weg zu ihr.
    „Wir müssen das verhindern, wir müssen!“ Onme heulte in ihm.
    „Ich werde mich darum kümmern, sei still!“
    „Wenn es misslingt, was dann? Die Famár ist böse, wir haben es so lange nicht geschafft, diese da zu töten.“
    „Sei still! Ich bin mächtiger als alle! Mächtiger als die Famár, mächtiger als die Elfen, ich vernichte alle, ich besiege sogar den Tod!“
    Die Antwort war ein Aufschrei unter den Seelen, die Osmege in sich vereint hatte.
    Osmege begann zu kreischen, schlug seinen Kopf gegen die Felswände, um die vielfältigen Stimmen in sich zum Schweigen zu bringen. Zu viele. Es waren zu viele. Sein Körper erschlaffte, er atmete tief durch. Etwas Neues war dort, tief in ihm.
    „Schweigt, ihr Maden!“, grollte Etwas.
    Etwas beherrschte diesen Leib, wenn Ismege, Onme und die unzähligen Kreaturen, die ihn bevölkerten, sich gegenseitig bekämpften. Das geschah zum Glück selten – Etwas war zu fremd, zu furchterregend, als dass Ismege ihm lange die Vorherrschaft überlassen würde, doch manchmal war es gut, sich führen zu lassen.
    Etwas erhob sich und lenkte seine Gedanken durch das Land.
    „Wasser fließt durch Anevy, Wasser nährt sie alle. Nimm ihnen das Wasser, dann sterben sie alle. So einfach ist das. Töte das Wasser, so tötest du die Famár.“
    Etwas griff nach den Quellen der wichtigen Flüsse und blockierte sie mit seinen Gedanken.
    „Wasser sucht sich einen Weg, es reicht nicht, die Quellen zu versiegeln“, zischte Ismege und kämpfte sich zurück an die Oberfläche. Hastig hob sie die Blockade auf. Man konnte Etwas nicht die Vorherrschaft lassen, sonst wäre alles Leben bereits ausgerottet. Das wollte Ismege nicht, auf keinen Fall!
    Aber manchmal lieferte es Ideen, die nicht missachtet werden sollten. Das Wasser ...
     

7.
     
    „Man nennt sie die Höhlenleute, Tunnelbauer und vieles mehr, die wenigsten Namen schmeicheln. Sie selbst nennen sich Nola und sie leben in Städten tief unter der Erde. Sie sind kleinwüchsig, zartknochig und von hell schimmernden Körperfarben. Sie besitzen große Kraft und erstaunliches Geschick, wenn es darum geht, lautlos zu kommen und zu gehen. Das ist alles, was man von ihnen weiß, sie sprechen nicht mit Menschen, werden uns aber auch nicht zur Gefahr.“
    Zitat aus: „Die Völker und Kreaturen Erans“, von Geol Merkenmann von Roen Orm
     
    Avanya erwachte. Sie reckte sich und erhob sich schließlich langsam aus ihrem Bett weicher Farne und raschelnder Blätter aus dem Vorjahr. Zum ersten Mal in diesem Frühling hatte es die Nacht nicht gefroren. Avanya spürte wenig von der Kälte, die Nola waren weitestgehend unempfindlich, was Wetter und Klima betraf. Dafür besaßen sie andere Schwächen … Avanya streckte sich noch einmal ausgiebig. Ihre Mutter würde schimpfen, sie hasste es, wenn Avanya bei ihren Streifzügen an die Oberfläche nicht bis Einbruch der Dunkelheit in die Stammeshöhle zurückkehrte. Avanya kümmerte das alles nicht, es zog sie immer

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