Soehne des Lichts
haben, zu mir zu kommen, um mich mitzunehmen.“ Sie lächelte und zwinkerte ihm verschmitzt zu.
„Ah, jetzt bin ich enttäuscht, du hättest dieses Mysterium nicht für mich zerstören sollen.“ Thamar versuchte vergeblich, traurig dreinzublicken und lachte schließlich mit ihr zusammen.
„Es tut gut, bei dir zu sein, du machst mich fröhlich“, sagte Maondny. Einen Moment lang saßen beide still nebeneinander, ein jeder in Gedanken versunken. Schließlich seufzte Maondny und ergriff Thamars Hand.
„Ich bin hier, um dir zu helfen. Letztendlich wäre es ein denkwürdiger Rückschritt für meine weitläufigen Planungen, wenn der bessere Prinz von Roen Orm an Langeweile und Heimweh stirbt, bevor er den Thron erobern kann.“ Sie zog eine tragische Miene, wohl um ihren Worten den Ernst zu nehmen.
„Außerdem habe ich eine Aufgabe, die einen Helden erfordert, und du scheinst mir genau der richtige Mann dafür zu sein.“
Abwartend legte Thamar den Kopf zur Seite. „Beinhaltet die Heldenrolle eine Reise in ferne Gegenden, weit fort von meinen Freunden und Verbündeten? Möglicherweise tödliche Gefahren, Errettung holder Jungfrauen in Not und Kämpfe gegen blutrünstige Monster?“, fragte er mit leisem Spott, als Maondny nicht weitersprach.
„Ah, dir wird das Lachen gleich vergehen, denn bis auf die blutrünstigen Monster wirst du all deine Wünsche erfüllt bekommen, und noch einiges mehr. Hm – möglicherweise wird auch das eine oder andere Monster dabei sein. Ich will, dass du einen Splitter von Pyas Flöte suchen gehst. Eines dieser mächtigen Artefakte befindet sich auf Enra. Es gibt da einen wichtigen magischen Strudel zwischen zwei Welten, der zerstört wurde. Der Splitter wird ihn wieder herstellen können.“
„Hm. Wenn die Frage gestattet ist: Wozu brauchst du mich dafür? Du weißt doch sicherlich genau, wo der Splitter ist, nicht wahr?“
„Gewiss.“
„Warum bittest du also nicht die Hexen, dich an jenen Ort zu bringen und du holst ihn dir einfach? Oder die Hexen könnten ihn dir mitbringen?“
„Das ist aus mehreren Gründen unmöglich. Erstens, du würdest dann diese Reise nicht machen, die für dich sehr wichtig ist. Das würde deine Sehnsucht und Langeweile verschlimmern, und du könntest bestimmte Fähigkeiten nicht erwerben, die du hier,
umgeben von Hexen und zu vielen Kriegern, niemals entwickeln kannst. Fähigkeiten, die du auf Roen Orms Thron benötigst. Zweitens, es wäre unklug, die Hexen mit einem solchen Artefakt zusammenzubringen. Ich zweifle nicht an Kytharas Zuverlässigkeit, doch ein Splitter von Pyas Flöte, das würde selbst die stärkste Hexe in Versuchung führen! Drittens, den Splitter schon jetzt zu holen wäre ähnlich, als würde man einen Apfel pflücken, wenn er noch klein und sauer am Zweig hängt. Der richtige Moment ist so entscheidend! Gleichgültig, wann ich die Hexen losschicken würde, es würde eben diesen richtigen Moment verfehlen, da sind meine Visionen eindeutig. Und viertens, wo bliebe der Spaß? Was soll aus der Welt werden, wenn übermächtige magische Geschöpfe unentwegt die Fäden ziehen?“ Maondny lachte, diesmal allerdings blieben ihre Augen ernst.
Thamar schwieg und drückte still ihre Hand, er verstand, was sie nicht aussprach. Die immense Last der Verantwortung, die auf ihren zierlichen Schultern ruhte.
„Was soll ich tun, Maondny? Wohin soll ich gehen?“
„Inani wird uns beide gleich abholen. Sie weiß nicht viel über deine Aufgabe, aber sie wird keine Fragen stellen. Du sollst gen Osten wandern. Auf dem Weg wird dir alles begegnen, was wichtig ist, einschließlich des Splitters. Ich kann dir nicht genau sagen, wonach und wo du suchen musst, sonst würdest du entscheidende Dinge verfehlen. Vertrau mir bitte, Thamar.“
„Das tue ich.“ Er wandte den Kopf ab, damit sie nicht sah, wie er errötete. Nach all den Jahren konnte sie ihn immer noch aus der Fassung bringen.
„Was ist, wenn ich falsche Entscheidungen treffe? Mich falsch verhalte? Dann würde ich sicherlich jene entscheidenden Dinge verfehlen?“
„Sei unbesorgt. Du wirst ganz gewiss falsche Entscheidungen treffen, Dummheiten machen und schwere Fehler begehen. Aber ob du nun irrst oder richtig gehst, du wirst auf dem Weg, den ich dir weise, auf jeden Fall das antreffen, was für dich und uns alle von Bedeutung ist. Es liegt an dir, danach auf die rechte Weise zu handeln.“
Er seufzte. „Deine seltsamen Andeutungen und Prophezeiungen und undeutliche Fingerzeige
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