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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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vor, damit aufzuhören, und die Gier nach Blut, Macht und Tod auf der Jagd auszuleben. Es half ein wenig, Hirsche und Füchse zu jagen, bloß hielt es nie lange vor; schnell sehnte er sich nach neuen Opfern. Grausam zu töten half, die Alpträume von Dunkelheit zu verdrängen.
    Garnith hatte ihn darin bestärkt. Der Priester hatte seinen Segen erteilt, wann immer Ilat gekommen war und jene gefoltert hatte, die der Erzpriester als Feinde des wahren Glaubens bezeichnete.
    „Ti lächelt auf jene herab, die den Mut besitzen, die dunklen Male vom Antlitz der Welt zu wischen!“
    Nun waren beide tot, Garnith und Darudo.
    Ich bin das, was ich sein sollte, Vater. Wenn du damit nicht zufrieden bist, hättest du mich nicht dazu zwingen sollen. Ab heute werde ich also der König sein, der ich nie werden sollte. Hättest du mich eben damals mit Thamar spielen lassen sollen und dieses dumme Gesetz einfach missachtet!
    Müßig dachte Ilat darüber nach, ob er selbst das Gesetz aufheben sollte. Er zweifelte nicht daran, dass sämtliche Adligen ihn genug fürchteten, um sich ihm nicht zu verweigern. Gewiss konnte er den Kronrat zu allem bringen, was nach einem geistig gesunden Vorschlag klang. Aber wozu der Aufwand? Er hatte nicht einmal eine Frau, geschweige denn Söhne, die eines Tages um den Thron kämpfen mussten.
    Vielleicht, wenn sich irgendwann solch eine Gefahr abzeichnen würde?
    Er wandte den Kopf und blickte auf die Reihen der Adligen, die hinter ihm schritten. Dort war sie, mit grauen Schleiern verhüllt. Dieser Rotschopf aus ... woher auch immer. Sie reizte ihn. Nicht so ein unterwürfiges, albernes Geschöpf wie die meisten Frauen, sondern eine Persönlichkeit mit Mut, Intelligenz und eigenem Willen. Sie schaffte sich mit einem Lächeln Freunde, mit einer Handbewegung Feinde, und kümmerte sich weder um das eine noch das andere. Viele hatten ihm bereits zugeflüstert, dass Inani gewiss eine Hexe war, so unverschämt, so selbstsicher war keine normale Frau. Vielleicht war sie das ja tatsächlich? Auf jeden Fall würde sie nicht zusammenbrechen, wenn er ihr ins Gesicht schlug, wie all die anderen adligen Weibchen, mit Ausnahme seiner eigenen Mutter. Oh ja, Inani erinnerte ihn in mancherlei Hinsicht an seine Mutter. Dieses Weib, das ihn geboren hatte, würde schon in einer Woche in den Tempel gehen und ihn niemals mehr belästigen. Er hatte genug von ihren Intrigen und den sinnlosen Versuchen ihrerseits, ihn zu kontrollieren.
    Ja, möglicherweise werde ich Inani heiraten. Garnith ist weg, ich sollte mich von dem Glauben an Hexen lösen … Man erwartet es schließlich, dass eine Königin an meiner Seite steht, und bestimmt können wir bessere Beziehungen mit diesem weißen Fleck auf der Karte gebrauchen, aus dem sie gekrochen ist … Und falls sie tatsächlich eine Hexe sein sollte, wird der neue Erzpriester mit mir zufrieden sein, dass ich sie beseitige. Was sicherlich eine herrliche Herausforderung werden würde.
    Ilats Blick streifte Rosanna. Die Königin musterte ihn kalt, bevor sie wieder auf ihren toten Gemahl starrte.
     
    ~*~
     
    Inani stand mit gesenktem Kopf neben ihrer verschleierten Mutter, als sich die Königin unauffällig an ihre Seite schob. In der dicht gedrängten Königsgruft, tief unterhalb des Palastes, war es nicht leicht, unbemerkt miteinander zu sprechen, doch im Moment betete Erzpriester Rynwolf laut für Darudos Seele. Die meisten hatten die Aufmerksamkeit auf den Geweihten gerichtet, der gerade die Stoffbinde zurechtrückte. Geshar, der geflügelte Träger der toten Seelen, würde nur kommen, wenn die Augen des Verstorbenen verbunden waren. So wollte es die Sitte, an die niemand wirklich glaubte und von niemandem jemals grundlos missachtet wurde.
    „Wenn die Feier vorbei ist, komm in meine Gemächer. Ich werde dafür sorgen, dass ich allein bin“, wisperte Rosanna nahezu lautlos. Inani nickte leicht und fiel dann gemeinsam mit der trauernden Gemeinde in den feierlichen Abschiedsgesang ein.
    Als die endlosen Reden, Gebete, Gesänge und Rituale endlich überstanden waren und man Darudos Leichnam an seiner letzten Ruhestätte aufgebahrt hatte, löste sich die Menge auf. Schon morgen würde Ilat zum König gekrönt werden, dafür galt es noch viel vorzubereiten. Inani musste sich durch die Schatten der Palastgänge schleichen, niemand sollte bemerken, wohin sie ging, da sie nicht wusste, was sie erwarten würde; und tatsächlich schaffte sie es ungesehen in Rosannas Räume.
    „Endlich! Setz

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