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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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mühsam herangezogen hatte, bis er ihr völlig verfallen war. Er hatte ihr jederzeit Bericht über Ilat erstattet und damit als wertvoller Informant gedient. Einige Tage später hatte Namara morgens in den Spiegel gesehen und halb Roen Orm zusammengeschrien, weil ihr gesamter Körper mit hässlichen, knotigen Geschwüren bedeckt war. Sie wurde hastig zu Genesungszwecken aus der Stadt entfernt, nicht aber, ohne vorher bei Gott und allen himmlischen Gaben zu schwören, dass Inani sie vergiftet oder verhext hatte. Natürlich war das die Wahrheit, doch niemand durfte es erfahren. Ein Blick in Inanis kalte Reptilienaugen hatte Shora genügt, um zu wissen, was ihre Tochter getan hatte. Es war schwer gewesen, diesen Vorwurf als lächerlichen Unsinn angemessen zu
    beschnauben und mit sparsamen höhnischen Bemerkungen öffentlich darüber nachzudenken, ob Namaras tragische Erkrankung wohl auch ihren Verstand beeinträchtigt hatte. Dennoch blieb der Vorfall haften und jeder hütete sich fortan, Inanis Wut allzu leichtsinnig zu erregen.
    „Wenn Rynwolf erst einmal sein Augenmerk auf dich gerichtet hat, wirst du keine ruhige Minute mehr haben. Er ist jünger, klüger und dadurch gefährlicher als Garnith. Wozu also hier bleiben und warten, bis man dich in den Tempel bittet?“, warf Alanée ein.
    „Bislang hat man mich nie befragt“, murmelte Inani. Sie wusste, ihre Mutter hatte Recht, andererseits wollte sie von ihrer Aufgabe nicht ablassen. Was sollte sie schließlich sonst mit ihrem Leben anfangen, wenn sie sich nicht mehr auf Ilat konzentrieren durfte?
    „Bis jetzt wurdest du von uns und der Königin beschützt. Die hat bald nichts mehr zu sagen, Ilat weiß zu genau, dass seine Mutter viele seiner Pläne durchkreuzt hat.“
    „Was soll ich also stattdessen tun?“
    „Warte bis zu den Krönungsfeierlichkeiten. Darudo wird in den nächsten zwei Tagen sterben. Danach wirst du erfahren, was wir beide dich lehren wollen.“ Shora nickte Alanée zu, die für sie weitersprach:
    „Bleib unauffällig, Kind. Bescheiden, demütig, liebenswert. Wenigstens dieses eine Mal! Such die Nähe aller Hofdamen, besticke Tischtücher, lache über Scherze, die du langweilig findest, spiele für die Königin auf der Flöte, trage deinen Kopfputz nach neuester Mode. Es sind nur noch ein paar Tage.“ Alanée drückte aufmunternd Inanis Hand.
    „Wir müssen gehen, deine Zofen werden dich bald wecken wollen. Ab ins Bett mit dir! Solltest du zu müde sein nach deiner durchwanderten Nacht, täusche eine Erkältung vor, blass genug dafür bist du ja.“
    Beide Frauen umarmten und küssten sie, dann verschwanden sie rasch im Nebel.
    Inani warf ihre Kleidung von sich, hüllte sich hastig in ihr Nachtgewand und sprang unter ihre Decken. Ihr blieb kaum Zeit sich zurechtzulegen, bevor es bereits an der Tür klopfte und ihre Zofe Maranis den Kopf herein steckte.
    „Herrin, ist Euch nicht wohl?“, rief das Mädchen sofort und eilte an ihre Seite. Maranis war eine Junghexe, die einzige unter denen, die Inani dienten.
    „Ich war lange unterwegs heute Nacht. Wie steht es um den
    König?“
    „Er lebt, und er wird wohl noch für einige Stunden schaffen.“
    „Gut. Sag den anderen, ich habe mir leicht den Magen verdorben und ruhe mich deshalb aus, werde aber sobald wie möglich dem Hofstaat folgen. Es würde falsche Signale setzen, wenn ich mich ganz von dem Treiben fernhalte, ohne wenigstens vor Fieber zu halluzinieren.“ Inani zögerte kurz, bevor sie ihre Hand ergriff.
    „Ich werde Roen Orm bald verlassen, Maranis. Dein Talent ist groß, du solltest dich ebenfalls zurückziehen. Nach allem, was ich erfahren habe, werden die Dinge bald sehr gefährlich für die Schwestern werden.“
    „Es steht mir nicht zu, darüber zu entscheiden, wohin ich gehe“, murmelte Maranis ängstlich.
    „Ich weiß. Wenn du möchtest, werde ich mit Kythara und deiner Mutter sprechen.“
    Das Mädchen nickte und wandte sich dann zur Tür. „Ich werde für dich ein Auge auf die Hofdamen haben, es wird viel geredet in den letzten Tagen“, versprach sie.
    Inani sank zurück in ihre Kissen und zuckte zusammen, als sich plötzlich die Kyphra zu ihr schlängelte. Sie hatte die Schlange nicht mit zurück nach Roen Orm genommen, doch die Seelenvertraute besaß eigene Möglichkeiten, jederzeit zu ihr zu gelangen.
    „Gefahr?“, züngelte die Kyphra.
    „Gefahr. Noch nicht. Bald, in ein paar Stunden ...“
     
     

9.
     
    „Böse Menschen planen böse Dinge. Tapfere Helden,

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