Soehne des Lichts
meine Ungeschicklichkeit, Majestät, ich wollte Euch nicht zwicken!“
„Ach Mädchen, es ist Trauer. Mein König liegt dort unten in der Kälte“, erwiderte Rosanna mit erstickter Stimme, und Inani musste sich hastig zusammenreißen, um nicht in einem solch unpassenden Moment loszulachen – sie spürte regelrecht, wie alle Lauscher in den Nachbarräumen huldvoll nickten.
„Was Garnith Ilat angetan hat, habe ich nie herausgefunden. Garnith hat lediglich vollendet, was Darudo begann. Der König war ein Monster, und das, obwohl er getreu den Gesetzen handelte und stets das Beste wollte!“
„Majes... Rosanna, ich würde liebend gerne mit Euch die Vergangenheit verfluchen, ich fürchte allerdings, uns bleibt nicht viel Zeit. Wenn ich die Flechten noch einmal fallen lasse, wird es verdächtig!“
„Du hast Recht. Inani, du musst Roen Orm verlassen. So schnell wie möglich, am besten heute Nacht. Ich habe gesehen, wie Ilat dich in den letzten Tagen beobachtet hat. Er muss eine Königin wählen, das weiß er, und ich bin sicher, er hat dich ausgesucht. Er kann Menschen sehr gut einschätzen, ihre Stärken und Schwächen durchschauen. Ilat weiß, dass du ihm ebenbürtig bist, das reizt ihn.“
Inani schwieg einen Augenblick und überdachte ihre Möglichkeiten. Als Königin stünde sie Ilat so nahe wie denkbar möglich, sie könnte ihn beeinflussen, jeden seiner Schritte überwachen, gegen seine Berater intrigieren. Andererseits war der bloße Gedanken, mit diesem Mann ein Bett teilen zu müssen genug, um sie würgen zu lassen.
„Denk nicht einmal daran. Als ich in deinem Alter war glaubte ich auch, ich könnte Darudo mit meiner Magie und meinen Fähigkeiten nach meinem Kommando tanzen lassen wie eine Fadenpuppe. Ja, manchmal war es so, aber es hätte mich beinahe zerstört, und ich habe die Kraft der Männer unterschätzt. Ilat besteht genauso wenig nur aus Gier und Leidenschaft wie sein Vater. Es ist ein Märchen, dass alle Männer nichts als diesem einen Trieb gehorchen. Kythara und ich sind uns einig, du bist zu wertvoll, um an Ilats Seite zugrunde gerichtet zu werden.“
„Und wer soll meine Aufgabe übernehmen?“
„Keine Hexe, das ist gewiss. Mehr weiß ich nicht über Kytharas Pläne. Vielleicht hat sie gar keine, oder will sogar eine königliche Heirat verhindern?“
„Was wird jetzt aus Euch?“, fragte Inani plötzlich.
„Mein Sohn will mich in den Tempel der Heiligen Mutter zwingen.“ Rosanna schnaubte innerlich. „ Ich werde ihn allerdings davon überzeugen, dass ich dringend einen Aufenthalt in den Bergen benötige, um meine angeschlagene Gesundheit zu pflegen, und er wird es mir nicht verweigern. Weit fort von Roen Orm kann ich ihm nicht gefährlich werden.“
„Er könnte versuchen, Euch auf der Reise töten zu lassen.“
„Er wird es versuchen, und er wird scheitern.“
Inani beendete die Frisur der Königin und erhob sich, um Rosanna in ein leichtes Übergewand zu helfen.
„Wenn du willst, schicke ich dich mit einem Auftrag aus Roen Orm fort. Es wird sich etwas finden, und Ilat ist zu sehr mit seiner Krönung beschäftigt, um allzu lange darüber nachzudenken.“
„Nein, es würde auf Euch zurückfallen. Ilat ist nicht dumm, und wenn er sich wirklich für mich interessiert, wird er es Euch übel nehmen, dass Ihr mich aus seiner Reichweite geholt habt. Sorgt Euch nicht um mich, ich finde einen Weg hier heraus.“
„Wie du wünschst.“
Inani verneigte sich tief vor der Königin. „Kann ich Euch anderweitig dienen, Majestät?“, fragte sie respektvoll.
„Nein, zieh dich zurück, du hast für morgen sicher viel vorzubereiten. Brauchst du Schmuck? Ich leihe dir gerne eine Brosche oder einige Haarjuwelen.“
„Habt Dank, Majestät, meine Mutter hat mich gut versorgt, und ich will nicht heller erstrahlen als Ihr.“
Mit diesen Worten zog sich Inani zurück, weiterhin tief in Gedanken versunken. Obwohl sie keinerlei prophetische Gaben besaß, fürchtete sie die Zukunft. Sie besaß nicht den Blick auf die zahllosen Möglichkeiten wie Maondny, doch alles, was sie sich vorstellen konnte, sah gleichermaßen finster aus.
In der Sicherheit ihres Schlafraumes suchte sie nach dem Geist ihrer elfischen Freundin und war erstaunt, dass Maondny ihr antwortete.
„Was soll ich tun? Ich habe Angst und weiß nicht einmal genau, wovor.“
„Inani, ich darf nichts sagen. Wenn ich eingreife, wird es nur noch schlimmer. Wappne dich, es liegen schwere Zeiten vor dir, sehr schwere. Deine
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